Witten. Zu einer „Brotzeit am Hammerteich“ hatte die Interessengruppe für das beliebte Wittener Gewässer eingeladen. Doch die Sorgen wachsen weiter.
Seit Generationen gehört der Hammerteich fest zum Stadtbild der Wittener. Über Generationen gingen sie hier spazieren und früher liefen sie in kalten Wintern auf dem Eis sogar Schlittschuh. Doch jetzt wächst die Sorge, dass er weiter verlandet und irgendwann mal ganz verschwindet. Um auf die Situation aufmerksam zu machen, hat die „Interessengruppe Hammerteich“ zu einer Brotzeit an dem beliebten Gewässer eingeladen.
Trotz des bedeckten Himmels und etwas Regen ist das Interesse an Kaffee, Brötchen und Kuchen, dem musikalischen Rahmenprogramm mit Saxofonist Hannes Busch und seiner kleinen Gruppe sowie einem Infostand mit dem Wasserbauexperten Christoph König an diesem Tag groß.
Teich gibt es seit 1722
Der Hammerteich entstand 1722 durch den Aufstau des Borbachs. Er gilt somit als eines der ersten Zeugnisse der Stahlindustrialisierung des Ruhrgebiets. Das Hammerwerk wurde gegen 1890 geschlossen. Zeitgleich schuf die Stadt Witten mit dem oberhalb gelegenen Hohenstein schon zu sehr früher Zeit ein Naherholungsgebiet.Generationen von Wittenern und Besuchern aus der Region trafen und treffen sich für Sport, Spiel und Begegnung am Hammerteich. Pia Schöttes-Seifert von der Interessengruppe schlägt einen runden Tisch vor, an dem Fachleute und Betroffene Lösungen gegen die Verlandung erarbeiten sollen.
Der erste Blick über den Teich bleibt sofort an dem großen Banner mit der Aufschrift „Wir lieben den Hammerteich“ hängen. Eine kleine Floßfahrt unter den Augen der DLRG ermöglicht es, ihn aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Eva Poell und Marion Kell laufen hier regelmäßig mit ihrer Gruppe „FunVorRun“ entlang. Zur „Brotzeit am Hammerteich“ führt ihr Weg gezielt von der Lakebrücke zum Teich.
Mit Sorge blicken Veranstalter und Gäste auf die immer kleiner werdende Wasserfläche. Der einmündende Borbach nimmt auf seinem langen Weg durch den Wald viele Sedimente auf, Ablagerungen von Gesteinspartikeln, und lagert sie schließlich zu einem großen Teil im Hammerteich ab. Auf diese Weise hat das Gewässer schon rund ein Drittel seiner Oberfläche eingebüßt. Er verschlammt immer mehr.
Katja Lohmann-Hütte erinnert sich, dass die Enteninsel im Hammerteich vor zwölf Jahren ihre Bezeichnung noch zurecht trug. Heute ist sie in der Uferregion aufgegangen. Die Unternehmerin, die in der Nähe wohnt, wollte irgendwann nicht länger abwarten und schloss sich mit Nachbarn zur „Interessengruppe Hammerteich“ zusammen. Mit dem Picknick wollen sie auf die Problematik aufmerksam machen.
Der Teich sollte in einer Mindestform erhalten bleiben, sagt Pia Schöttes-Seifert von der Teich-Initiative. Sie hebt seine Bedeutung als kühle, grüne Lunge im Stadtgebiet hervor. Der Teich sei einer der attraktivsten Plätze Wittens. Auch als Regenrückhaltebecken übernehme er eine wichtige Funktion, was sich sich beim Hochwasser vor einem Jahr bewiesen habe.
Die Interessengruppe sieht die Stadt in der Pflicht. Die Mühlen mahlten bei diesem Thema zu langsam, sagt Fahrradbotschafter Andreas Müller. Immer wieder mal seien Möglichkeiten untersucht worden, die Verlandung zu stoppen, weiß der ehemalige städtische Verkehrsplaner. In der Regel seien aber andere Dinge immer wichtiger gewesen und Geld sowieso nicht da.
Wasserbauexperten Christoph König sieht eine Lösung darin, den Borbach an der Hohenstein-Seite vorbeifließen zu lassen, damit er seine Sedimentfracht weitertransportiert. Unterstützt wird er darin von Reinhold Paas, der beobachtet hat, dass der Wasserspiegel auch bei einem ausgetrockneten Borbach tagsüber durch Verdunstung fällt, aber während der Nacht durch zufließendes Grundwasser wieder steigt.
Den Teich „mal eben“ auszubaggern und so zu alter Größe zurück zu verhelfen, hält Willi Jakobs von der Naturschutzgruppe Nawit zwar für möglich. Der frühere Tiefbau-Mitarbeiter sieht das Problem aber in dem dabei entstehenden sedimentbelasteten Abraum, der Kosten „ohne Ende“ verursachen würde. Seine Sorge ist, dass der Hammerteich zuwuchern und damit eines Tages so enden wird wie die Drei Teiche im Herrenholz.
Dem bereits im Raume stehenden Vorschlag, mit dem Bodenaushub eine Plattform zu errichten, kann Maria, die mit ihrer Familie zur Brotzeit gekommen ist, durchaus was abgewinnen. Ihr ist es wichtig, dass noch mehr Menschen einen Bezug zu Witten und zum Hammerteich bekommen. Die Autokennzeichen auf dem Parkplatz weisen bereits jedes Wochenende darauf hin, wie beliebt das Gewässer am Fuße des Hohensteins auch bei Auswärtigen ist. Und das soll auch noch lange so bleiben.