Witten. Auch in den Lehrschwimmbecken könnte die Wassertemperatur in Zukunft sinken. Schulen und Sportvereine in Witten reagieren skeptisch.
Nachdem die Stadtwerke schon die Wassertemperatur in den beiden Hallenbädern sowie im Freibad gesenkt haben, könnte es bald auch in den vier Lehrschwimmbecken kälter werden. Aktuell prüft die Stadt diese Möglichkeit. Schulen und Sportvereine sehen das kritisch.
Lehrschwimmbecken gibt es an der Hüllberg-, Brenschen-, Pferdebach- und Buchholzer Grundschule. Derzeit beträgt die Wassertemperatur überall um die 29 Grad. Zum Vergleich: In den Hallenbädern in Annen und Herbede ist das Wasser seit 1. Mai statt vormals 29 noch 27 Grad warm. Im Freibad Annen ist es im Schwimmerbecken mit 24 Grad zwei Grad kühler als sonst. Mit 21 Grad – und damit rund fünf Grad weniger – müssen die Besucher im Nichtschwimmerbecken auskommen.
Sportvereine bieten in Witten viele Schwimmkurse an
Nicht nur das Schulschwimmen findet in den Lehrschwimmbecken regelmäßig statt. Auch Kinder aus der OGS-Betreuung dürfen dort ins Wasser. Danach bieten Sportvereine fast täglich nachmittags und abends verschiedene Kurse an – vom Babyschwimmen bis zur Wassergymnastik für Senioren.
„Noch haben wir die Wassertemperatur nicht gesenkt. Wir prüfen derzeit, ob und wie wir das verantwortlich tun können“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. Man sei sich bewusst, „dass wir bei einer solchen Entscheidung mit noch mehr Vorsicht vorgehen müssten, weil dort primär jüngere Kinder ins Wasser gehen“. Rein technisch, so Schäfer, sei es möglich, die Wassertemperatur um bis zu zwei Grad Celsius zu senken.
„Alles unter 26 Grad ist grenzwertig“
Dagmar Kuhlmann von der Sport-Union Annen ist zwiegespalten. „Für Kinder, die das Seepferdchen haben und schon ein bisschen schwimmen können, ist das kein Problem. Die bewegen sich genug.“ Doch bei jenen, die erst noch lernen, „dass das Wasser kein Feind ist“, sei sie skeptisch.
Fünf reine Anfängerkurse an der Pferdebach-, Hüllberg- und Brenschenschule bietet die Sport-Union an. Die überwiegend Fünf- bis Sechsjährigen würden viel im Wasser stehen. Und das eine Dreiviertelstunde lang. Kuhlmann: „Die frieren schneller.“ Dennoch: 27 statt 29 Grad halte sie für vertretbar. Alles unter 26 Grad sei grenzwertig.
„Für Seniorenkurse unproblematisch“
Was die Seniorenkurse angeht, sei das kältere Nass unproblematisch. „Die arbeiten teils mit Gewichten. Wenn das Training startet, geraten die sogar eher mal ins Schwitzen“, sagt die Vertreterin der Sport-Union. Ähnlich sehe das übrigens bei den Leistungsschwimmern aus, die dreimal pro Woche im Freibad trainieren. „Die kommen mit der niedrigeren Temperatur gut klar.“
Anna Kutsch von der DLRG Witten-Mitte ist sich der steigenden Gaspreise bewusst und kann den Grund für die Temperatursenkung nachvollziehen. „Allerdings wird es dann für unsere kleinsten Mitglieder ab vier Jahren nahezu unzumutbar kalt. Schon mit den jetzigen Temperaturen ist es eine Herausforderung, die Kinder durch viel spielerische Bewegung warm zu halten“, so Kutsch. Da sei jedes Grad Wassertemperatur kostbar.
Stadtwerke-Sprecher: Keine Klagen im Wittener Freibad
So sieht das auch Dörthe Diefenbruch, Leiterin der Pferdebachschule. Energie und Kosten zu sparen, sei das eine – aber nicht zulasten der Kinder. „Mir fallen sofort einige ein, die selbst jetzt schon schlotternd im Wasser stehen.“
Im Freibad wird man sie wohl kaum finden. Denn dort habe es noch keine Klagen über die niedrigeren Wassertemperaturen gegeben, so Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla. „Ich glaube, den Besucherinnen und Besuchern ist das gar nicht aufgefallen.“ Die seien einfach froh gewesen, dass das Bad wieder geöffnet hatte.
Die Zahlen sprechen für sich: 3320 Gäste hätten sich in der ersten Woche seit der Eröffnung am 15. Mai in die Fluten gestürzt. Kukla hält das für beinahe rekordverdächtig. Aber, gesteht er, „wir hatten auch Glück mit dem Wetter“.