Witten. Nadja Kasper aus Witten schreibt Biografien für Familien und preisverdächtige Kurzgeschichten. Dabei hat sie etwas ganz anderes studiert.

Sie wohnen beide in Witten, haben beide drei Kinder und lieben es, zu schreiben. Nun sind Beiträge der Autoren Nadja Kaspar (36) und Winfried Dittrich (39) in einer Geschichten-Anthologie erschienen. Diese Sammlung literarischer Texte trägt den Titel „Der ganz normale Wahnsinn“. Das passt ja bestens in diese Zeit.

Kennengelernt haben sich Kaspar und Dittrich rein zufällig auf einem Elternabend. Ihre Kinder besuchen dieselbe Grundschule. Doch bis dahin hatten sie nichts miteinander zu tun und wussten nicht, dass der andere auch bei einem Projekt des Schreiblust-Verlages mitmacht. Er ruft seit Februar 2001 dazu auf, sich von der monatlichen Themenvorgabe zu einer Geschichte inspirieren zu lassen. Am Monatsende werden die jeweils drei besten Stories gekürt und jährlich in einer Anthologie herausgebracht. Die beiden Wittener haben mit ihren Texten erste Plätze belegt – doch da hören die Gemeinsamkeiten so langsam auf.

Die Wittenerin studierte Sportwissenschaften, doch sie träumte vom Schreiben

Widmen wir uns zunächst Nadja Kaspar. Die gebürtige Rheinländerin lebt seit 2013 mit ihren Söhnen (zwei, fünf und acht Jahre alt) samt Ehemann in Witten. „Ich schreibe, seit ich schreiben kann“, sagt die 36-Jährige. Als Grundschülerin habe sie endlos auf der Schreibmaschine getippt. „Ich habe das größtenteils nur für mich gemacht.“ Es sei ihre Form der Meditation gewesen. „Ich wollte nie berühmt werden oder damit Geld verdienen.“ Doch es kam dann alles ein bisschen anders.

Kaspar hat Sportwissenschaften studiert – und gemerkt: „Ich will mir das Schreiben bewahren.“ Als die Kinder kamen, wurde die Zeit dafür natürlich knapp. Aber der Gedanke, diese Leidenschaft doch zum Beruf zu machen, weil sie ihr so viel bedeutet, ließ die junge Frau nicht mehr los. Wild entschlossen belegte sie Autorenkurse und Schreib-Workshops.

Das erste Projekt der Autorin aus Witten: die Biografie des Schwiegeropas aufschreiben

2012 war es, da reifte die Idee, die Biografie ihres Schwiegeropas auf Papier zu bringen. „Der hat immer so viel aus seinem Leben erzählt.“ Das müsste man doch mal aufschreiben – was man so oft hört, setzte Nadja Kaspar kurzerhand in die Tat um. Es sei so bereichernd gewesen, dass sie sich entschloss, daraus ihren Beruf zu machen. Die Wittenerin stieß im Netz auf das „Biographiezentrum“, eine Vereinigung deutschsprachiger Biografinnen und Biografen, und ließ sich dort ausbilden. Seitdem schreibt sie auf Anfrage die Lebensgeschichten von Menschen professionell auf.

Ein Mitmach-Projekt

Die Wittener Autoren Nadja Kaspar und Winfried Dittrich sind in einer im Januar 2021 erschienenen Geschichten-Anthologie vertreten, die vom Schreiblust-Verlag herausgegeben worden ist. Die Geschichten sind das Ergebnis eines monatlichen Mitmach-Projekts.Herausgeber ist Andreas Schröter. Titel der Anthologie: „Der ganz normale Wahnsinn – unsere besten Geschichten 2020“, Schreiblust-Verlag, Januar 2021, 311 Seiten, 9,90 Euro, ISBN: 9783982012254.

„Ich mache das nicht für Stars“, sagt Nadja Kaspar. Sie tut es in kleiner Auflage im Auftrag erwachsener Enkel zum Beispiel, die die Lebensgeschichte der Großeltern im engsten Familienkreis verschenken möchten. Sechs bis sieben solcher Aufträge hatte sie bisher. Wegen der Kinder fehlt die Zeit für mehr. „Doch es sind teils recht große Projekte.“ Die im Schnitt ein halbes Jahr in Anspruch nehmen, allerdings nur in einer Auflage von 20 bis 25 Stück erscheinen – nicht öffentlich, ausschließlich für die Familie.

Der in der Anthologie erschienene Sieger-Titel ist eine „Scharfe Sache“

Nebenbei kommen der dreifachen Mutter auch noch Ideen für eigene Geschichten. „Das passiert in den komischsten Situationen, etwa in einer ruhigen Minute beim Rodeln.“ Das Mitmach-Projekt des Schreiblust-Verlages biete da eine gute Möglichkeit, sich auszuprobieren und mit anderen Autoren auszutauschen. Ihr Sieger-Titel, der nun in der Anthologie erschienen ist, heißt „Scharfe Sache“. Es ist eine kurze Liebesgeschichte, in der sich eine Frau in hohem Alter an das Kennenlernen in jungen Jahren erinnert.

Inzwischen arbeitet Nadja Kaspar sogar an ihrem ersten Roman. Vielleicht klappt das ja doch noch mit dem berühmt werden.

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