Witten. . Sabine Sellmann hat einen Text fürs „Ruhrgebietchen“ geschrieben. 36 Autoren beschreiben darin, was sie an ihrer Heimat schätzen – und was nicht.

Es wird geliebt und gehasst, mal gilt es als Metropole, mal als übelste Provinz: das Ruhrgebiet. In dem neuen Buch „Ruhrgebietchen“ schreiben 36 Kinder des Reviers, was sie an ihrer Heimat schätzen – und was nicht. Mit dabei ist auch die Wittener Autorin Sabine Sellmann.

„Das Leben ist keine Schnellraterunde“ heißt der Text der 64-Jährigen. Darin beschreibt sie ihre Kindheit an der Ruhr. Sie erzählt von Pommes Majo am Kornmarkt und vom Bummeln durch die Bilka, das Kaufhaus, das es heute nicht mehr gibt, und vom Rodeln im Stadtpark. „Laaange Abfahrt für möglichst Speed machen … davon zehrsse dat ganze Leben, echt. Und weil es so schön war, haben wir im Frühjahr gleich weitergemacht. Nicht Schlitten fahren, logisch. Rollschuhe.“

Der Text der Ur-Wittenerin ist aber mehr als eine Kindheitserinnerung. Sie erklärt auch, warum das Ruhrgebiet sie ihr ganzes Leben lang nicht losgelassen hat. Wobei: Eigentlich ist es die Stadt, von der sie schwärmt. Denn gerade das sei ja das Besondere an der Region: „Das Ruhrgebiet ist so vielfältig“, sagt sie. Jede Stadt habe ihre Besonderheit und ihre eigenen Geschichten. „Und deshalb finde ich toll, dass das Buch jeder davon eine Stimme gibt.“

Ein Treffen mit dem Fußballgott auf Schalke

In ihren Beiträgen schimpfen die 36 Autoren auf Genossen, Gier und Geltungssucht, jubilieren über unsere Theaterlandschaft, sezieren die Innereien von Gladbeck und Bottrop; dichten Hymnen aufs Revier, tauschen Erfahrungen über den Ruhrpott-Humor aus, träumen von Begegnungen an der Bude oder treffen den Fußballgott auf Schalke.

Schon als sie das erste Mal von dem Projekt hörte, stand für Sabine Sellmann fest, dass sie dabei sein möchte. „Ich fühlte mich gleich angesprochen.“ Denn schließlich sei sie ein Kind des Reviers. Und sie findet es schade, dass die Region in Bewertungen „so hintenan steht“: „Ich empfinde es nicht so.“ Entsprechend kurz ist der kritische Teil in ihrem Text ausgefallen. Denn auch, wenn mal etwas nicht so läuft: „Ich finde es gut, dass die Menschen hier versuchen, die Dinge dann zu gestalten.“

Ruhrgebietchen: Was deine Kinder an dir lieben und was nicht. Verlag Henselowsky Boschmann, Bottrop, 224 Seiten, 9,90 Euro