Witten. Die WAZ öffnet in den Sommerferien wieder Pforten. Diesmal konnten Leser das Verbund-Wasserwerk in Witten besuchen. Sie staunten nicht schlecht.
Normalerweise sind die Tore des Verbund-Wasserwerks in Witten für die Öffentlichkeit geschlossen. Für ein internationales Klientel hat es nun aber seine Pforten geöffnet – und zwar für zwölf WAZ-Leserinnen und Leser aus verschiedenen Städten des Ruhrgebiets.
Geschäftsführer Klaus Döhmen begrüßt die Teilnehmenden der „WAZ-öffnet-Pforten“-Aktion mit einem Rollwagen, auf dem in drei Karaffen frisch aufbereitetes Wasser steht. „Das mit der Schaumkrone schmeckt natürlich besser. Aber ich dachte, Sie wollen zunächst mal probieren, was wir hier so produzieren“, sagt der 64-Jährige.
Das Wasser kommt ursprünglich aus dem Wittener Boden
Ursprünglich kommt das Wasser direkt aus dem Wittener Boden und ist mit vorgereinigtem Ruhrwasser angereichert. Natürlich hat das Lebenselixier in den Karaffen einen langen Weg gemacht, bis es zum lupenreinen Trinkwasser geworden ist. „Zu Hause drehen wir den Wasserhahn einfach auf und denken gar nicht daran, wie aufwendig der Prozess ist“, sagt Döhmen.
An diesem Nachmittag erhalten die Teilnehmenden exklusiv einen Einblick in die verschiedenen Stationen, die das Wittener Wasser durchläuft, bis es trinkbar ist. Bei dem Rundgang geht es zuerst unter der Ruhrbrücke her, bis zum weitläufigen Wassergewinnungsgelände unterhalb des Hohensteins, auch „Apfelweide“ genannt. Ein hoher Zaun sperrt das Gebiet ab. Klaus Döhmen betätigt einen Schalter und die Pforte öffnet sich automatisch.
Sicherheitsdienste kontrollieren „Apfelweide“
„Am Wochenende haben wir teilweise Sicherheitsdienste engagiert. Denn die schöne Wiese lädt natürlich durchaus zum Picknicken ein“, sagt der Chef des Wasserwerks. Auch die Tierwelt fühlt sich sichtlich wohl im Ruhrtal. In der Ferne grast ein Reh, auf den Wasserflächen ruhen sich Kraniche und Enten aus. Eine riesige Kastanie, die mehrere hundert Jahre alt sein muss, steht am Rand des Weges, der zu den etwa zwanzig Brunnen führt, die parallel zum Ufer stehen.
Auch die großen Sandfilterbecken, in denen das Ruhrwasser gereinigt wird, befinden sich auf der Apfelweide. So beantwortet sich schließlich auch die Frage von Besucher Volker Kotowski aus Gelsenkirchen. Der 51-Jährige will wissen, wie es sein kann, dass vom Schwimmen in der Ruhr abgeraten wird, das Wasser aber getrunken werden kann.
„Erbsensuppe“ im Sandbecken
Zugegeben, das grüne Wasser voller Algen in den Sandbecken, das Klaus Döhmen lachend als „Erbsensuppe“ bezeichnet, ist wohl noch nicht trinkbar. Doch der Filterungsprozess, der in den Becken beginnt und schließlich in der neuen Ultrafiltrationsanlage sowie durch Aktivkohlefilter und eine Desinfektion mit UV-Licht seine Vollendung findet, gibt auch hartnäckigsten Stoffen wie Arzneimittelrückständen kaum eine Chance.
Vom Wassergewinnungsgelände geht es zurück zum Wasserwerk, wo sich die Filteranlagen befinden. Die Pumpenmotoren brummen und zischen, als die Gruppe die Ultrafiltrationsanlage betritt, der modernste Teil der Wasseraufbereitung in Witten. Man sieht viele Reihen von weißen Rohren, auch zwei große blaue Abwassertanks. Die Anlage ist seit 2018 in Betrieb und gilt als das Paradestück der Wasserwerke, weil sie auch kleinste Mikropartikel filtern kann.
WAZ-Leserinnen und Leser von Technologie in Witten beeindruckt
Nach einem zweistündigen Schnelldurchlauf sind die Teilnehmenden wohl um einige Ecken schlauer, was die Wasseraufbereitung angeht. „Besonders die Sandbecken, durch die das Ruhrwasser vorgereinigt wird, fand ich interessant“, sagt Leserin Kerstin Kotowski. Ihr Mann Volker zieht den Hut vor der modernen Technologie. „Der gesamte Filterungsprozess ist so ausgefeilt, dass es theoretisch gar keine Menschen mehr braucht.“ Ein paar Experten braucht es in der Praxis aber doch. Die Technik muss gewartet, die Werte wollen täglich penibel kontrolliert werden. So kommt es, dass rund 95.000 Wittenerinnen und Wittener täglich im Durchschnitt ganz sorgenfrei 130 Liter sauberes Trinkwasser verbrauchen können.