Witten: Auszubildende sanieren letzte Kleinzeche im Revier
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Witten. 1976 legte der letzte private Püttbesitzer des Reviers, Karl-H, Kogelheide, Zeche Egbert still. Das Denkmal in Witten-Kämpen wird jetzt saniert.
Vor 44 Jahren schrieb die Kleinzeche Egbert Bergbaugeschichte. Als letzte Kleinzeche im Ruhrgebiet stellte sie 1976 ihren Betrieb ein. Auf dem letzten privat betriebenen Pütt waren innerhalb von 14 Jahren sage und schreibe rund 40.000 Tonnen Kohle aus der Erde geholt worden. Die Kleinzeche, die in einem kleinen Bachtal nahe der Kämpenstraße liegt, ist Teil der Route der Industriekultur. Da die Anlage sowie das Fördergerüst aus Holz in einem schlechten Zustand sind, hat sich der Wittener Arbeitskreis des „Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier“ der Sache angenommen. Die Sanierungarbeiten sollen nach Ostern starten.
So kommt man zu Fuß zur Zeche
Der Schacht der Zeche Egbert wurde 135 Meter tief im etwa 1,25 Meter dicken Flöz Kreftenscheer abgeteuft. Abgebaut wurden auch die benachbarten Flöze Geitling und Mausegatt.
Wer die Kleinzeche Egbert besuchen möchte, fährt über die Kämpenstraße auf den Parkplatz „Franz-Wohlleb-Platz“. Nach der Querung der Kämpenstraße dem ausgeschilderten Fußweg (grüne Schilder) folgen. Die Zeche erreicht man zu Fuß in rund zehn Minuten.
Was auch Egbert Kogelheide freut, Chef der Herbeder Firma EK-Fahrzeugtechnik. Sein Vater, Karl-Heinz Kogelheide, fand als letzter privater „Zechenherr an der Ruhr“ sogar Erwähnung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Kogelheide schloss seine Zeche, die er zuletzt mit vier Bergleuten bewirtschaftete, weil der Kohlevorrat 1976 erschöpft war.
Kohle aus Witten-Kämpen befeuerte AVU-Kraftwerk
Auf der Kleinzeche kam nie eine Schrämmaschine zum Einsatz. Sein verstorbener Vater und dessen Bergleute hätten die Kohle in bis zu 135 Metern Tiefe noch mit dem Presslufthammer abgebaut, erzählt Egbert Kogelheide. Für den Vater ein einträgliches Geschäft, der seine Kohle zu 80 Prozent an den Energieversorger AVU verkaufte, der mit dem schwarzen Gold ein Kraftwerk befeuerte. Auch Kohlenhändler und Privatleute bezogen gute Ware von Kogelheide aus Kämpen.
Der stillgelegte kleine Pütt, der auf Kogelheides Privatgrundstück in Sichtweite seines Wohnhauses liegt, wurde von Karl-Heinz Kogelheide an die Stadt verkauft. Gepflegt wird er vom besagten Förderverein und dessen Mitgliedern Karl Ackermann, ein ehemaliger Steiger, und Hermann Dede – ehrenamtlich.
Die Idee zur Sanierung der denkmalgeschützten Anlage, die bereits zwischen 1979 und 1982 einmal restauriert wurde, nahm konkrete Formen an, als sich Fördervereinsmitglied Heinz Eberle mit der Firma Redpath Deilmann in Verbindung setzte. Das weltweit tätige Schachtbauunternehmen aus Dortmund, Dienstleister für den Tunnel- und Bergbau, hatte bereits vor Jahren die ehemalige Kleinzeche Haunert in Bochum neu aufgebaut.
Nach vier bis sechs Wochen soll die Wittener Zeche in neuem Ganz erstrahlen
Zeche Egbert am Bergbauwanderweg wird wieder aufgearbeitet
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Eberle fragte beim Unternehmen nach, ob es Interesse habe, auch für die Zeche Egbert in Witten-Herbede tätig zu werden. Er erhielt eine Zusage. Auszubildende der Firma haben für die Sanierungsarbeiten bereits technische Zeichnungen angefertigt. Sie werden auch den Neubau der Holzkonstruktion eigenhändig übernehmen – vom mehr als zehn Meter hohen Fördergerüst über den Feinkohletrichter, das ehemalige Kompressorhaus bis zur Haspelbude.
Nach Ostern soll mit der Demontage der bisherigen Anlage begonnen werden. „Nur vier hohe Holzpfeiler bleiben stehen“, erklärt Heinz Eberle, der auch Pächter des Zechenhauses Herberholz im Muttental ist. Nach vier bis sechs Wochen Arbeit soll die Zeche Egbert überirdisch aus Holz neu aufgebaut sein.
Die Auszubildenden von Redpath Deilmann arbeiten kostenlos in Kämpen, die Materialkosten in Höhe von 15.000 Euro finanziert der „Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier“ vor. Eberle: „Die Denkmalbehörde hat bereits eine finanzielle Förderung zugesagt.“ Egbert Kogelheide will sich mit 2000 Euro an den Sanierungsarbeiten beteiligen. Jetzt sucht der Förderverein noch weitere Sponsoren.
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