Witten. Das Paradies liegt in Witten-Bommern. Die Besitzerin will es mit anderen teilen und lädt zur offenen Gartenpforte. Deshalb lohnt sich ein Besuch.
Es summt und brummt, flattert und fliegt in Ursula Engelhardts Paradies. Doch nicht nur Bienen, Hummeln und Schmetterlinge fühlen sich zwischen all den farbenfrohen Dahlien, Rosen und Hortensien wohl. Auch der Mensch findet dort etliche lauschige Eckchen, in denen er zur Ruhe kommen und die Pracht genießen kann. Deshalb öffnet die 71-Jährige jetzt wieder ihren Garten in Witten-Bommern für Gäste.
Drei Jahre waren die Pforten geschlossen, nicht zuletzt wegen Corona. Und eigentlich wollte Ursula Engelhardt sich den Stress auch nicht mehr antun. Wollte nicht mehr wochenlang vorher durchs Gelände hetzen, das wunderbar am Hang gelegen, deshalb aber auch besonders schwierig zu pflegen ist. „Doch es ist so schade, wenn nur ich mich daran erfreuen kann“, sagt sie.
5000 Quadratmeter voller Flora und Fauna: „Solche großen Gärten gibt es ja kaum noch“, weiß die Expertin, der Schotterflächen natürlich ein Graus und die deshalb auch nicht auf dem Engelhardtschen Grund zu finden sind. Ihre Hüfte habe von dem vielen Hoch- und Runterkraxeln schon Schaden genommen. Doch die Bommeranerin ist wild entschlossen, weiterhin all ihre Energie in die blühende Landschaft zu stecken. Dass ihr dabei „ein gewisser Wahnsinn“ eigen sei, streitet sie gar nicht ab.
Wittenerin mag es im Garten eher bunt
Ihr Liebling ist im Moment der Catalpa-Baum. Die weißen Blüten, von denen er gerade Tausende trägt, ähneln Mini-Orchideen. Sonst mag es Ursula Engelhardt eher bunt. „Über Ton in Ton geht der Blick hinweg. Doch so ist jede Pflanze ein besonderer Akteur.“ Leuchtend rot ragt eine Dahlie neben knallblauen Hortensien auf. Krasser geht ein Farbkontrast in der Natur wohl kaum.
Inzwischen hat sie ihren Garten noch weiter erschlossen. Das Wegenetz schlängelt sich mittlerweile rund einen Kilometer lang kreuz und quer. Mehrere Treppen aus Holz und Mulch sowie Sitzplätze sind dazugekommen. Bänke verstecken sich hinter Büschen und Bäumen. Tische mit mal mehr, mal weniger Stühlen laden zum Verweilen ein. Ab und an lockt dazwischen ein Stück Wiese. Platz genug, um eine Picknickdecke darauf auszubreiten. Jeder Ort bietet eine andere Perspektive auf Taglilien und Phlox, auf Fuchsien und Johannisbeeren. Letztere sind jetzt saftig rot. Naschen erlaubt.
Auch Unkraut hat eine Chance im Wittener Garten
Doch auch optisch weniger eindrucksvolle Pflanzen haben bei Ursula Engelhardt eine Chance. „Ich lebe auch mit Unperfektem.“ Es fasziniere sie, dass Unkraut gerade zum Trend wird. „Manche setzen das sogar gezielt in ihre Balkonkästen.“ Sie selbst hat dafür bewusst eine große Ecke reserviert. Hier dürfen der durchaus schmackhafte Giersch und sogar Brennnesseln wuchern – wenn auch nicht zu wild. „Sonst machen die alle Stauden platt.“
Bitte Picknick selbst mitbringen
Ursula Engelhardt öffnet ihren Garten an der Elberfelder Straße 42 hoch oben in Bommern am Samstag und Sonntag (9. und 10. Juli) jeweils von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro pro Person, wird aber für einen guten Zweck in Witten gespendet.Das Wochenende steht unter dem Motto „Picknick im Garten“. Gäste dürfen also Essen und Getränke selbst mitbringen. Wer sich in der großen Diele zwischen Vor- und Hauptgarten aufhält, möge bitte eine Maske tragen. Am Eingang steht Desinfektionsmittel bereit.
Gleichzeitig verlocken die Nesseln Schmetterlinge zur Eiablage. Auch kleine Gräser nähren Falter und deren Raupen, weiß die Frau mit dem grünen Daumen. Außerdem achtet sie auf bienenfreundliche Blumensorten, also auf solche mit nicht gefüllten Blüten. Wer unsicher ist, der brauche beim Einkauf in der Gärtnerei nur zu gucken, wo es besonders summt.
Wittenerin bekämpft Schädlinge möglichst natürlich
Ursula Engelhardt ist ein wandelndes Gartenlexikon. „Thymian und Currykraut eignen sich besonders für sonnige, trockene Ecken“, liefert sie weitere Tipps. Ebenso die Riesenaralie, „die größte Staude Europas“, die innerhalb einer Woche schon mal beinahe einen Meter wächst – und mit ihren roten Blüten zusätzlich noch ein Insektenmagnet ist. Begeistert ist die 71-Jährige auch von der Wildaster namens „Asran“. Sie wachse schnell und ziehe im September unendlich viele Schmetterlinge an.
Schädlinge versucht Ursula Engelhardt möglichst natürlich zu bekämpfen. Wühlmäusen etwa rückt sie mit einem Sud aus abgekochten Eibenzweigen zu Leibe. „Der betroffenen Pflanze schadet das nicht, es wirkt eher wie Dünger.“ Nur am Schneckenkorn kommt auch die eingefleischte Gärtnerin nicht vorbei.
Aber damit wollen wir hier ja nicht enden. Lieber lauschen wir noch dem, was sie über den Gewürzstrauch „Calycanthus Aphrodite“ zu erzählen weiß. Dessen weinrote Blüten ähneln ein wenig jenen der Magnolie. Doch für Überraschung sorgt das Holz. Ursula Engelhardt bricht einen Zweig ab. „Schnuppern Sie mal.“ Er duftet frisch nach Duschgel. „Das kann man trocknen und in den Schrank legen.“