Witten. . Ursula Engelhardt und ihr Mann haben sich 1977 ein altes Fachwerkhaus in Bommern gekauft. Das ist heute ein Schmuckstück mit einem prächtigen Garten.
Als sich Ursula und Helmut Engelhardt 1977 an der Elberfelder Straße ein altes Fachwerk kauften, das von innen und außen ein Sanierungsfall war, ahnten die Eheleute nicht, auf was sie sich da eingelassen hatten. Weil beide viel Geduld, Durchhaltevermögen und jede Menge handwerkliches Geschick bewiesen, sich auch nicht vor schwerer körperlicher Arbeit scheuten, haben sie heute in Bommern ein Zuhause, das in Witten in dieser Form wohl einmalig ist.
Das Leben verschlug sie damals mit ihrer kleinen Tochter in die Stadt. „Ich stamme aus Ueckermünde in Pommern, mein Mann aus Göttingen“, erzählt Ursula Engelhardt. Als Helmut Engelhardt als Jurist eine Stelle in Dortmund antrat, fand man in Witten an der Elberfelder Straße 42 ein Haus, das ihre Herzen im Sturm eroberte. Das um 1860 errichtete Gebäude war in einem desolaten Zustand. „Unsere Eltern hielten uns für verrückt, sagten: ,Das schafft ihr nie’.“
„Die Bommeraner hielten uns für eine Wohngemeinschaft“
Das Fachwerk-Anwesen, das aus einem Vorder- und einem Hinterhaus besteht, einmal eine Nebenerwerbslandwirtschaft mit Gerberei beherbergte, teilten und teilen sich Engelhardts mit zwei weiteren Paaren. „Wir haben damals ja nur das Hinterhaus gekauft.“
In dieses zogen Mieter mit ein – Peter Thoma und seine Frau Gabriele, die schnell zu Freunden wurden. Das Vorderhaus bewohnen Hans-Joachim Kaymer und seine Frau Sybille Schulz-Kaymer. „Die Bommeraner hielten uns für eine Wohngemeinschaft, die wir nie waren“, sagt Helmut Engelhardt schmunzelnd. Man war und ist eine tolle Hausgemeinschaft, mit einst acht Kindern, die sich wie Geschwister fühlten und zusammen aufwuchsen.
Die blaue Haustür, durch die man heute in Engelhards Diele tritt, war einmal ein braunes Holztor. Links von der Diele war früher der Schweinestall, in dem Ursula Engelhardt jetzt ihre selbst gemachten Marmeladen und Patchworkdecken aufbewahrt.
Der Hühnerstall wurde zur Küche
Beim Kauf des Hauses war das Dach undicht, das Fachwerk mit roten Backsteinen ausgemauert. Engelhardts entschieden sich für einen weißen Außenanstrich. Und arbeiteten sich von außen nach innen vor. Zimmer für Zimmer wurde renoviert, Wände entfernt, größere Räume geschaffen, alte Balken ins rechte Licht gesetzt, mit viel eigener Arbeit und mit Hilfe von Handwerkern. Weil das Haus nicht unter Denkmalschutz steht, waren Umbauten möglich, auch der Ausbau des Daches – mit viel Glas. Der Hühnerstall wurde zur Küche, deren Fliesen mit Hühnermotiven noch an die frühere Nutzung erinnern.
Ursula Engelhardt, die nicht berufstätig war, hat ihre Zeit und Kraft jahrzehntelang – „und bis heute“ – in das Haus gesteckt, das ohne sie nicht wäre, was es ist. Auch ein buntes Zimmer musste sein. Dessen Wände wurden mit floralen Motiven bemalt, „das Draußen nach drinnen geholt“. Pflanzen, bunte Gläser auf den Fensterbänken machen gute Laune auch an trüben Tagen. Andere Zimmer erinnern mit antiken Schränken, Stein- und Holzböden, liebevollen Details wie Bildern oder Geschirr mit Blumen-, Obst- und Vögelmotiven an Einrichtungen südenglischer Landhäuser.
Für Ursula Engelhardt ist ihr Fachwerkhaus ein Geschenk, „weil es so freundlich und so vielseitig ist“. Und es hat sie dazu gebracht, „auch einmal fünfe gerade sein zu lassen. Das Haus ist alt, der Boden ist schief. Da kann man halt nichts dran ändern“.
5000 Quadratmeter groß ist ihr grünes Paradies
Ursula Engelhardts Garten ähnelt übrigens einem Park. 5000 Quadratmeter groß ist ihr grünes Paradies, das sie seit Jahren auch immer wieder tageweise für Besucher öffnet. In diesem August erstmals 16 Tage lang, der Eintritt kam dem Wittener Help-Kiosk zugute.
„Der Garten hat damals den Ausschlag für den Kauf des Hauses gegeben“, sagt die 64-Jährige. Dieser war sumpfig, alles voller Brennnesseln. Sogar Autowracks hätten dort gestanden, erinnert sich Helmut Engelhardt. Seine Frau hatte genug Fantasie, um sich vorzustellen, dass aus dieser Wildnis einmal etwas Wildromatisches werden könnte. „Und das war das Ziel meiner Träume mit Mitte 20“, erzählt sie lachend. Das steil ansteigende Gelände haben die Eheleute mit Wegen und Treppen terrassiert. Eine Besonderheit: Der Garten wird von einem Bächlein durchflossen, das sich in drei Teiche ergießt, „wenn der Grundwasserspiegel hoch genug ist“. Unten am Haus gibt es einen zehn Meter tiefen Brunnen, der das Nass zur Bewässerung des Pflanzenparadieses liefert.
Die Dahlien überwintern im Gewölbekeller
Ihren Gartentraum hat sich Ursula Engelhardt ohne professionelle Hilfe erfüllt. „Ich habe einfach ausprobiert, was wo wächst und meine Erfahrungen gemacht.“ Im Frühjahr freut sie sich auf ein Narzissenmeer. Es gibt einen Hang mit Alpenveilchen, einen Weinlaubengang. Und jede Menge Dahlien. 200 dieser „Königinnen des Spätsommers“, rund 100 (!) verschiedene Sorten, hat sie in ihrem Garten, die dort ab Juli für ein Farben-Feuerwerk sorgen und Namen tragen wie „Purple Perl“ oder „Insel Mainau“. Sie überwintern im Gewölbekeller des Engelhardtschen Hauses. Fuchsien und Trompetenbäume hat die Pflanzenfreundin schon in ihre Diele geholt.