Witten/Hattingen. Der Verpackungsmüll darf jetzt in eine transparente Plastiktüte. Denn in Witten und Hattingen sind Gelbe Säcke Mangelware. Was dahinter steckt.

Wohl dem, der das „gelbe Gold“ noch rollenweise im Keller hat: Im Ennepe-Ruhr-Kreis sind kaum noch Gelbe Säcke zur Entsorgung von Verpackungsmüll vorrätig. Wegen Rohstoffknappheit sind die Säcke deutschlandweit nicht mehr lieferbar. Ganz unbürokratisch können Bürger nun durchsichtige Müllbeutel an die Straße stellen, wie es sie in jedem Supermarkt zu kaufen gibt.

Das Wetteraner Unternehmen AHE kümmert sich um die Gelbe Sack-Entsorgung im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen. Nun bekam das Unternehmen eine Absage für die Lieferung, die bereits vor einem Jahr für August 2022 bestellt worden war.

Ausgabestellen haben noch Restbestände

„Konkret heißt das: Die Liefermenge an die städtischen Ausgabestellen musste rationiert werden. Unser Lagerbestand ist leer“, so Heike Heinzkill, bei der AHE zuständig für den Bereich Kommunale Dienstleistungen. Erst Mitte Juli sollen der AHE ca. 1,3 Millionen Säcke geliefert werden. „Nach unseren Einschätzungen kommen wir damit etwa einen Monat hin“, fürchtet Heinzkill.

Nach Bekanntwerden des Lieferstopps konnte Heike Heinzkill noch kleine Lieferbestände aufkaufen, insgesamt 2,6 Millionen Stück. Langfristig „macht mir die Lage aber Bauchschmerzen. Wir müssen Maßnahmen ergreifen und haben die Kommunen bereits informiert.“ In den Ausgabestellen gibt es – wenn man Glück hat – noch einige Restbestände.

Polyethynel ist Mangelware

Hintergrund ist ein Rohstoffmangel in den Produktionsländern, so der Bundesverband der Deutschen Rohstoffwirtschaft (BDE). Es fehle an sogenannten Polyethynel-Granulaten, die für die Produktion notwendig seien. Hinzu kämen Probleme mit der Energieversorgung in den Herstellungsländern sowie gestörte Lieferketten. Es gebe noch keinen bundesweit flächendeckenden Engpass. In vielen Städten können Bürger aber transparente Säcke aus Feinfolie nutzen.

Das gilt nun auch für Witten: „Müllbeutel egal welcher Größe werden akzeptiert“, so Heike Heinzkill. Hauptsache sie seien durchsichtig, damit die Müllwerker sehen könnten, dass es sich wirklich um Verpackungsmüll handle. Und natürlich, die Säcke werden ja gern zweckentfremdet – etwa als Schutz für den Fahrradsattel oder die Tomatenstaude. „Wir appellieren daran, wirklich nur so viele Rollen zu lagern, wie man wirklich braucht“, so die AHE-Mitarbeiterin.

Schub für die Gelbe Tonne?

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Der Mangel an Kunststoffsäcken könnte der Gelbe Tonne einen Schub geben. Im EN-Kreis wurde diese jahrelang diskutiert, eine Einigung zwischen Kreis und dem Dualen System gibt es bislang nicht. 2020 machte der Entsorger AHE Nägeln mit Köpfen und bot ein Optionsmodell an: Die Tonne kann sich gegen ein geringes Entgelt jeder vor die Haustür stellen, der sie haben möchte. Darin muss aber der Müll im Gelben Sack gesammelt werden. „Die Tonne wird wirklich gut angenommen“, zieht Heinzkill Bilanz. Viele Bürger kritisieren, dass die Säcke bei Sturm herumfliegen und schnell reißen.

Für die Entsorgung von Leichtverpackungen sind in Deutschland die sogenannten Inverkehrbringer verantwortlich, also etwa die Hersteller von Supermarkt-Ware. In rund 400 Vertragsgebieten in Deutschland beauftragen sie dafür spezialisierte Unternehmen - die Dualen Systeme -, die sich um die Abholung, Sortierung und das Recycling kümmern. In 200 dieser Gebiete werden laut BDE Gelbe Säcke genutzt. In den übrigen 200 Gebieten gibt es bereits die Gelbe Tonne.