Witten. Diskutiert wird die Gelbe Tonne schon lange. Politisch gewollt ist sie auch, etwa in Witten – jetzt will Entsorger AHE Nägel mit Köpfen machen.
Während sich bei den Verhandlungen mit dem Dualen System über ein neues Optionsmodell von Gelber Sack und Gelber Tonne keine Einigung abzeichnet, will der Entsorger AHE aus Wetter nun einfach handeln – und jedem die Tonne vor die Haustür stellen, der sie haben möchte. Davon unberührt bleibt das altbekannte System mit den Gelben Säcken.
„Ich wünsche mir die Gelbe Tonne. Es ist einfach ein sauberes System“, sagt AHE-Geschäftsführer Johannes Einig. Bei einer Umfrage via Facebook hätten sich 80 Prozent der fast 4000 Teilnehmer für die ebenso reißfeste wie geruchslose Variante ausgesprochen. Sein Unternehmen hat bereits die ersten 3000 Tonnen für den EN-Kreis bestellt. Einig ist zuversichtlich, spätestens bis zum 1. Oktober die ersten Behälter aufstellen zu können, auch in Witten. Kreisweit gebe es 50.000 Grundstückseigentümer. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Hälfte die Tonne in den nächsten zwei, drei Jahren haben will.“
CDU in Witten beantragt „schnellstmögliche“ Einführung der Gelben Tonne
Der Chef der je zur Hälfte der AVU und Remondis gehörenden Entsorgungsfirma weiß die Politik hinter sich. Beifall kommt sowohl von SPD als auch CDU. Von einem „Durchbruch“ spricht der Vorsitzende des Kreisumweltausschusses, Jan-Christoph Schaberick (SPD), angesichts der „langjährigen Diskussion, welche Umverpackung (Sack oder Tonne) die richtige ist“. Die Wittener CDU-Fraktion beantragt, die Stadt möge die Wahlmöglichkeit „schnellstmöglich“ mit der AHE einführen. Im Oktober 2018 hatte der Umweltausschuss der Stadt bereits einen entsprechenden Prüfauftrag erteilt. In dieser Woche hat Entsorger AHE nun die Kommunen über seine Pläne informiert.
Städtische Vertreter wie Wittens Betriebsamtsleiter Hans-Georg Rentrop waren etwas „überrascht, dass das Angebot jetzt während der Verhandlungsphase kam“. Gemeint sind die seit gut einem Jahr laufenden Gespräche zwischen dem Kreis und dem Dualen System über eine neue „Abstimmungsvereinbarung“. Sie regelt, was mit Plastikmüll und Papier in den Städten geschieht. Dabei zeigt sich, dass auf der Gegenseite, also bei der Industrie, wenig Interesse an einer Wahlmöglichkeit besteht.
Betriebsamtsleiter aus Witten: Dann fliegen nicht mehr so viele Gelbe Säcke herum
Um so mehr begrüßt Rentrop das Angebot der AHE. Zum einen, weil er sich davon erhofft, „dass dann nicht mehr so viele Gelbe Säcke herumfliegen“, zum anderen, weil dann die „Verhandlungen einfacher werden könnten, weil wir nur noch über die gelben Säcke sprechen müssen“, so der Betriebsamtsleiter.
An den Müllgebühren ändert sich nichts, weil der Bürger seinen Plastikmüll mit dem grünen Punkt „teuer“ (Rentrop) an der Ladenkasse bezahlt. 2200 Tonnen Gelber Säcke wurden 2019 in Witten eingesammelt, ein Siebtel im Vergleich zum Restmüll.
Für die Gelben Tonnen wird nur eine „Servicegebühr“ fällig. Normale Haushalte können sich bald die gelbe 240-Liter-Tonne bestellen. Sie ist so groß wie die Blaue Tonne für Papier. Es passen geschätzt acht Gelbe Säcke hinein. Für Lieferung und Leerung werden 1,49 Euro im Monat fällig, 1,99 Euro bei Abholung auf dem Grundstück. Für Mehrfamilienhäuser kann man 1100-Liter-Gefäße ordern. Das kostet zehn Euro im Monat, „17, wenn wir sie ziehen“, so AHE-Chef Einig.
Weniger Anfragen aus der Innenstadt in Witten erwartet
Allerdings glaubt Einig nicht an einen größeren Spareffekt bei Plastik, falls man auf die Gelben Säcke verzichtet, die ja auch aus Kunststoff sind. Man müsse den Müll ja auch zur Tonne bringen und verwende dafür voraussichtlich Gelbe Säcke, so der AHE-Chef. Jeder, der die Tonne hat, kann unbegrenzt weiter zusätzlich den Gelben Sack nutzen. „Wahlmöglichkeit“ heißt auch, dass man gar keine Tonne bestellt. Wegen der engen Straßen rechnet die AHE etwa mit weniger Anfragen aus der Wittener Innenstadt.
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