Witten. Die Werkausgabe von Autor Hugo Ernst Käufer ist nun komplett. Gerade ist der letzte Band erschienen. Witten spielt darin eine große Rolle.

Vor acht Jahren ist Hugo Ernst Käufer gestorben. Jetzt ist der letzte Band des Gesamtwerks des in Witten geborenen Autors erschienen. Joachim Wittkowski hat die Arbeiten aus den Jahren 2007 bis 2014 – Gedichte, Aphorismen, Essays und Interviews – herausgebracht. Das hatte er Käufer noch zu dessen Lebzeiten versprochen.

Das Buch ist im Bielefelder Aisthesis Verlag erschienen.
Das Buch ist im Bielefelder Aisthesis Verlag erschienen. © Unbekannt | Verlag

Wittkowski, Lehrbeauftragter an der Ruhr-Uni, und Käufer standen seit einigen Jahren in Kontakt. Käufer, der sich nicht nur als Autor, sondern auch als Bibliothekar und erfolgreicher Organisator der Literaturszene des Ruhrgebiets einen Namen gemacht hat, wohnte zuletzt nach einem Schlaganfall in einem Seniorenheim im Münsterland. Als Wittkowski ihn dort besuchte, drückte ihm Käufer einen Korb voller Blöcke und Zettel in die Hand. „Er wollte sein Alterswerk loswerden und ich bekam die Aufgabe, es herauszubringen“, sagt der 62-Jährige. Käufer habe ihn quasi in die Pflicht genommen. „Und ich konnte es ihm nicht abschlagen.“

Witten spielt in den Arbeiten eine große Rolle

Geschrieben hatte Käufer seine letzten Arbeiten trotz der Lähmung durch den Schlaganfall. Er habe Physiotherapie bekommen, danach aber den ganzen Tag lang ohne Unterlass heimlich weitertrainiert, um die Hand wieder bewegen zu können. Denn Käufer schrieb nur mit der Hand, nie mit der Maschine. „Das war für ihn seine Form des Lebensausdrucks“, weiß Wittkowski.

Im Aisthesis-Verlag erschienen

Anders als die ersten Bände der Werke-Teilsammlung von Hugo Ernst Käufer ist das jüngste Buch „Für das Paradies gibt es keinen Berechtigungsschein“ im Aisthesis-Verlag Bielefeld erschienen, aber in der bekannten Aufmachung mit gelbem Einband und blauem Schutzumschlag. Das Buch wird herausgegeben von der Literaturkommission für Westfalen, in der Joachim Wittkowski Mitglied ist. Die gebundene Ausgabe hat 316 Seiten und kostet 22 Euro.

Nach Käufers Tod verschwanden die Arbeiten, die noch nach dem Besuch entstanden waren, zunächst in Kisten, zwei Jahre dauerte es, bis Wittkowski alles beieinander hatte. Mehrere Jahre lang hat der Germanist anschließend das Spätwerk gesichtet, schließlich etwa ein Zehntel der Arbeiten in sein Buch aufgenommen. Den allerletzten Aphorismus Käufers machte er zum Titel: „Für das Paradies gibt es keinen Berechtigungsschein“ – die handschriftliche Notiz ist auf dem Schutzumschlag abgedruckt.

Lesung mit Heinrich Böll im Wittener Schiller-Gymnasium

Neben den literarischen Werken enthält der Band aber auch Reden, Interviews und erstmals einen gesammelten Querschnitt durch die bibliothekarischen Arbeiten Käufers. Darunter auch Texte zu den neuen Räumen der Wittener Stadtbücherei (1968 an der Ruhrstraße) und zu ihrem 75. Geburtstag. Darin erinnert sich der Autor an Weggefährten und Erlebnisse von früher, erzählt unter anderem von einer VHS-Lesung mit Heinrich Böll in der Aula des Schiller-Gymnasiums, für die es 50 Mark Honorar gab – 30 davon bekam Böll.

Hugo Ernst Käufer im März 2009 bei einer Lesung in der Erlöserkirche in Witten-Annen.
Hugo Ernst Käufer im März 2009 bei einer Lesung in der Erlöserkirche in Witten-Annen. © WAZ | WAZ-Bild Werner Liesenhoff

Käufers Heimat Annen spielt aber auch in den Gedichten eine zentrale Rolle. „Wir marschierten stramm im Quadrat“ heißen die Wittener Schulepisoden, in denen er Erinnerungen an die Kriegszeit aufgeschrieben hat. Ein Beispiel: „Gut ist / was hart macht“ / predigte Kicki Gorbahn / der Turnlehrer / und trieb uns / nach langem Fußmarsch / im Freibad Steger / nahe bei Bommern / in das Wasser / der Ruhr / obwohl wir vom Schwimmen / kaum Ahnung hatten / Hosenscheißer / nannte er uns / Aus unserem Lesebuch / Der gute Kamerad“ / kannten wir den Spruch / „Die deutsche Jugend / muss sein / flink wie ein Windhund / zäh wie Leder / hart wie Kruppstahl“.

Käufer nennt Namen von Opfern und Tätern

Auch andere Zeitgenossen werden genannt. „Käufer macht die Namen von Opfern und von Tätern bekannt – das war ihm immer wichtig“, erklärt Wittkowski. Auch das Ruhrgebiet und seine Heimatstadt hätten ihm am Herzen gelegen, er habe bis zuletzt enge Verbindungen zu Witten gepflegt. Gebrannt aber habe Käufer für die Literatur. „Er hat die literarische Infrastruktur im Ruhrgebiet als Organisator geschaffen“, lobt der Germanist. Die von Käufer gegründete Literarische Werkstatt Gelsenkirchen habe heute sehr bekannte Autoren wie Volker W. Degener und Klaus-Peter Wolf hervorgebracht.

Der Germanist Joachim Wittkowski hat den letzten Band der Werkausgabe Käufers zusammengestellt und herausgebracht.
Der Germanist Joachim Wittkowski hat den letzten Band der Werkausgabe Käufers zusammengestellt und herausgebracht. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

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Mit dem neuen, fünften Band ist die bislang vierteilige Werke-Teilsammlung abgeschlossen, die Leseausgabe des Gesamtwerks Hugo Ernst Käufers von 1947 bis 2014 liegt vor. Ob es aber wirklich das letzte Buch mit Arbeiten des gebürtigen Witteners ist, das auf den Markt kommt, da will sich Wittkowski nicht festlegen. „Ich könnte mir vorstellen, dass in seinem Nachlass im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf noch einiges schlummert.“