Wenn am Sonntag in der evangelischen Erlöserkirche an der Westfeldstraße die ersten Töne des Melodrams „Im Zeitspalt” erklingen, dann schwingt auch viel Nostalgie mit.

Denn der Lyriker Hugo Ernst Käufer, dessen Texte der Wittener Akkordeonvirtuose Professor Jürgen Löchter vertont hat, wurde in der Annener Kirche vor 82 Jahren getauft und vor 68 Jahren konfirmiert.

Annen liege ihm sehr am Herzen, sagt Käufer. In der Gemeindebücherei habe er seine ersten Leseerfahrungen gemacht und die Lyrik kennengelernt, erzählt der Mann, für den Worte später der Lebensinhalt geworden sind. Wer am Sonntag um 17 Uhr in die Erlöserkirche kommt, hat nicht nur die Möglichkeit, Käufers Werk, sondern auch seine Geschichte kennenzulernen. Denn im ersten Stück „Im Zeitspalt” verarbeitet Käufer seine Kindheit und Jugend in der Nazi- und Kriegszeit, im zweiten „Ars moriendi, ars vivendi” beschäftigt er sich mit dem Leben, dem Tod und dem Danach.

Seine Wege kreuzten sich mit denen von Jürgen Löchter, der in diesem Jahr sein 50-jähriges internationales Bühnenjubiläum feiert, vor einiger Zeit. „Ich schätze seine Musik sehr”, sagt Käufer. „Bei ihm habe ich das Akkordeon als klassisches Instrument kennengelernt. Und ich habe mir gedacht, dass ihm zu meinen Worten vielleicht Noten einfallen.” Also schickte er dem Wittener seine Texte – und Löchter fielen Noten ein. „Wir haben beide eine vergleichbare Jugend erlebt”, sagt Löchter, der gerade 70 geworden ist. „Die Texte gingen sehr tief.” Die Zusammenarbeit mit Käufer genießt er sehr: „Es hat viel zu lange gedauert, bis wir uns kennengelernt haben. Aber es hat ja noch gereicht.”

Beide Werke wurden vor einem Jahr in Bochum uraufgeführt, am Sonntag sind sie erstmalig in Witten zu hören.

Dass sie in der Erlöserkirche erklingen, hat Pfarrer Claus Humbert bewerkstelligt: Er bewundere die Arbeit Käufers schon lange. Und im letzten Jahr habe er bei der Zwiebelkirmes zufällig neben ihm gesessen, erzählt er. Und da habe Käufer gesagt, wie gerne er die Werke in „seiner Annener Kirche” aufgeführt sehen würde. Der erste Termin im November klappte nicht, doch nun ist es soweit.

Neben den beiden Kompositionen von Jürgen Löchter mit Improvisationen für das Akkordeon sind auch Texte von Hugo Ernst Käufer zu hören. Sie werden von Simon Meienreis, dem Enkel Käufers, und Anna-Lena Hippert gesprochen. Bariton Günter Lesche, der mit Jürgen Löchter schon seit einiger Zeit zusammen arbeitet, wird singen. Zwischen den beiden Kompositionen von Jürgen Löchter wird Kantor Hans Wilfrid Richter das Stück „Mitten wir im Leben sind” von Ernst Pepping spielen.

Der Eintritt zu dem Konzert ist frei. Um Spenden für die Renovierung der evangelischen Erlöserkirche wird aber gebeten.