Witten. Der massive Corona-Ausbruch in einem Seniorenzentrum in Schwelm hat auch die Altenheime in Witten geschockt. Wie sie so etwas verhindern wollen.
Der Corona-Ausbruch im Pflegeheim „Feierabendhaus“ in Schwelm schockt auch die Altenheime in Witten. In dem Schwelmer Haus sind bereits 35 Personen, teilweise doppelt oder sogar dreifach geimpft, innerhalb von drei Wochen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sechs Menschen starben, darunter zuletzt auch eine Pflegekraft. In Witten hat es zwar seit Februar keinen Todesfall in Heimen mehr gegeben. Dennoch sind die Verantwortlichen nun noch einmal sensibilisierter.
„Ich finde das wirklich furchtbar“, sagt Sabine Goedtke vom Seniorenzentrum „Am Alten Rathaus“ zur Lage in Schwelm. Kurz nachdem sie davon gehört hat, habe sie ihre Beschäftigten und Bewohnerinnen und Bewohner darüber informiert. Diese sind zum Großteil bereits gut geschützt. Mit den Drittimpfungen, die nur noch von Hausärzten durchgeführt werden, sei man so gut wie durch.
Pflegedienstleiterin aus Witten wünscht sich 2-G-Regel
Dennoch wünscht sie sich im Hinblick auf den Herbst eine 2-G-Regel in Heimen. „Es kann immer passieren, dass jemand durchhuscht, der nicht geimpft, getestet oder genesen ist“, sagt Goedtke.
Auch in Haus Buschey in Bommern wurden alle, bei denen der zweite Piks mehr als sechs Monate zurücklag, ein drittes Mal geimpft. Darunter seien auch viele Beschäftigte, so Astrid Nonn, Sprecherin des Trägers „Evangelische Stiftung Volmarstein“.
In der Seniorenresidenz Breddegarten stehen die Drittimpfungen zum Großteil noch aus. „Bei uns sind die meisten im November dran“, sagt Heimleiterin Iris Truschel. Sie hat eine Liste erstellt, wann jeder einzelne Bewohner die dritte Dosis bekommt und kontaktiert nun die entsprechenden Hausärzte. „Das ist schon ein Aufwand“, sagt sie. Sie hätte sich gewünscht, dass es wie bei den Erst- und Zweitimpfungen eine Impfkampagne geben würde. „Dann würde doch auch alles viel schneller gehen.“ Drei von 29 Seniorinnen und Senioren haben die sogenannte „Boosterimpfung“ im Breddegarten bereits erhalten.
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Der Vorfall in Schwelm hat Iris Truschel noch einmal sensibilisiert. Auch sie ist für eine 2-G-Regel. „Wir testen hier nicht mehr.“ Wer ungetestet ins Haus käme, den schicke sie zunächst zu einer Teststation. „Dann kann man gerne wiederkommen.“ Zwar würden viele Menschen dann oft die „beleidigte Leberwurst“ spielen, das sei ihr aber egal, so die Leiterin des „Breddegartens“.
In Witten-Annen blickt man mit Sorge auf den Herbst
Im Altenzentrum St. Josef in Annen blickt man mit etwas Sorge auf den Herbst und Winter. „Man weiß nicht, was passiert und wie sich die Zahlen entwickeln“, sagt Pflegedienstleiterin Bernadette Heiduk. Auch dort würden die Drittimpfungen derzeit laufen. Das sei auch wichtig. Heiduk: „Man sollte nicht denken, dass man aus dem Gröbsten bereits raus ist.“
„Wir müssen alles dafür tun, dass es so wenig Impfdurchbrüche wie möglich gibt. Dafür ist die Boosterimpfung ein wichtiger Aspekt“, sagt Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen. Generell sehe es im Hinblick auf die Drittimpfungen in Pflegeheimen in Witten gut aus. „Diejenigen, die die Impfung bereits bekommen konnten, sind zum Großteil durch.“
Ärztesprecher aus Witten erwartet Ansturm auf Boosterimpfungen
4700 Boosterimpfungen in den Arztpraxen
In den Arztpraxen des Ennepe-Ruhr-Kreises haben bislang 4707 Menschen die Boosterimpfung erhalten. Das geht aus den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe hervor. Im Impfzentrum waren es bis zur Schließung kreisweit 829.Menschen ab 70 Jahren können sich auch im Impfbus ihre dritte Impfung abholen.Ärztesprecher Arne Meinshausen weist zudem darauf hin, dass auch Personen ab 60 in Absprache mit dem Arzt ein drittes Mal geimpft werden können.
Wie es zu einem Ausbruch wie in Schwelm kommen konnte, sei nicht genau zu sagen, so der Herbeder Mediziner. „Möglicherweise waren die Menschen vorerkrankt.“ Meinshausen vergleicht die Fälle etwa mit dem des ehemaligen US-Außenministers Colin Powell, der trotz zweifacher Impfung an Corona verstorben war. Laut Medienberichten litt er allerdings an einer Form von Blutkrebs.
Der Wittener Hausarzt erwartet für November noch einmal einen Ansturm auf die Drittimpfungen. Wie das NRW-Gesundheitsministerium bekannt gab, soll allen Leuten ab 70 Jahren ein Angebot gemacht werden. „Im Mai und Juni wurden viele Leute das zweite Mal geimpft. Deshalb werden nächsten Monat etliche Menschen die dritte Impfung haben wollen“, sagt Meinshausen. Werden die Hausärzte das alleine stemmen können? Darauf hat der Mediziner eine klare Antwort. „Ja. Wir brauchen dafür keine Impfzentren.“