Witten. Die Bewohner der Seniorenresidenz Breddegarten warten aufs Impfen. Doch sie sind nicht so bald an der Reihe wie Altenheime in Witten.

Eigentlich ist Leiter Christian Eckelt davon ausgegangen, dass die Bewohner und das Pflegepersonal der Seniorenresidenz Breddegarten bald in einem Rutsch geimpft werden können - wie es in den Altenheimen in Witten gerade praktiziert wird. Doch damit liegt er falsch. Der Grund: "Wir sind kein Heim, sondern nur eine betreute Wohngemeinschaft." Nun hat er Sorge, dass die zumeist Schwerstkranken ins Impfzentrum nach Ennepetal müssen.

Zwei Todesfälle im Zusammenhang mit Corona hatten sie schon im Haus. Doch seit 6. Januar sei die Residenz coronafrei, sagt Eckelt. Seitdem ist er dabei, alles vorzubereiten, was zum Impfen im Haus nötig ist.

Rein rechtlich ist die Seniorenresidenz Breddegarten in Witten kein Heim

Eckelt hat die Einverständniserklärungen der 27 Bewohner, von denen sich nur einer nicht impfen lassen möchte. Auch 16 der 17 Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes, den Eckelt leitet und der nur Bewohner in der Seniorenresidenz Breddegarten betreut, würden sich impfen lassen. Er hat die Zusage eines Ärzteteams, das im Haus impfen würde. Und er hat sogar einen Kühlschrank zur Lagerung des Impfstoffs gekauft, der bei Temperaturveränderung Alarm schlägt. "Die Impfung könnte an einem Nachmittag erledigt sein."

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Witten verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Doch nun das: "Rein rechtlich sind wir kein Heim und gehören deshalb nicht zu den priorisierten Gruppen", hat Christian Eckelt erfahren und versteht die Welt nicht mehr. Denn seiner Ansicht nach bestehe kein großer Unterschied zwischen der Seniorenresidenz und einem Altenheim.

Leiter: Seniorenresidenz Breddegarten unterscheidet sich kaum von Heim

Wer im Breddegarten wohnt, sei zwischen 60 und 96 Jahre alt, besitze Pflegegrad II bis V und sei kaum mobil. Die Bewohner würden alle von denselben Pflegekräften betreut. Eine Reinigungskraft putze überall. Statt in einem Zimmer leben die Menschen in kleinen Wohneinheiten, die 20 bis 40 m² groß sind. Genau das sei aber der Punkt, sagt Astrid Hinterthür, die den Krisenstab des EN-Kreises leitet. "Die Bewohner können ihre Tür zumachen und die Kontakte selbst bestimmen."

Das mag für Verwandte schwer zu versehen sein, aber die Gefahrenlage im Seniorenheim sei eine andere, so Hinterthür. Es gebe die klare Anweisung, im Januar in stationären Pflegeeinrichtungen zu impfen und "das ist auch gut und sinnvoll". Danach folge die Gruppe der über 80-Jährigen, die nicht in einem Pflegeheim wohnen, also auch die Bewohner der Seniorenresidenz Breddegarten. "Am 23. Januar haben sie ein entsprechendes Schreiben im Briefkasten."

Arzt aus Witten: Personen im betreuten Wohnen sehr gefährdet

Dann gelte es, Lösungen zu finden. Damit meint die Leiterin des Krisenstabs, dass es durchaus im Rahmen des Möglichen liegen könne, mobile Impfteams an einem bestimmten Termin auch ins Betreute Wohnen zu schicken. "Aber das müssen wir alles erst noch klären."

+++ Alles rund um Corona in Witten lesen Sie in unserem lokalen Newsblog. +++

Dr. Arne Meinshausen, Sprecher der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten, die die Impfteams stellt und bei der Koordinierung der Impfungen hilft, geht das etwas zu langsam. "Ich halte die Personengruppe im Betreuten Wohnen für sehr gefährdet und würde es begrüßen, wenn sie kurzfristig geimpft würde." Impfteams würden bereitstehen. "Wir könnten sofort loslegen."

Darüber würde sich auch Rainer Wiederhold freuen, dessen 88-jährige Mutter in der Seniorenresidenz Breddegarten lebt. Er sagt: "Alle, die dort wohnen, sind pflegebedürftig." Wiederhold selbst hat seine Mutter aus Sicherheitsgründen seit fünf Wochen nicht mehr gesehen. Er hatte fest gehofft, dass es nicht noch einmal so lange dauern würde.

>>> INFO:

In Witten sind durchaus schon Bewohner im Betreuten Wohnen geimpft worden. 23 der 28 Senioren, die im Betreuten Wohnen des Seniorenzentrums Am Alten Rathaus in Herbede leben, gehörten sogar zu den ersten Geimpften in der Ruhrstadt.

Das, sagt Dr. Arne Meinshausen, "war eine Ausnahme". Der Grund: Das Betreute Wohnen und das Seniorenzentrum an der Wittener Straße gelten als eine Einheit.

Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste werden übrigens ab dem 1. Februar durchgeimpft.

+++ Weitere Nachrichten aus Witten lesen Sie hier. +++