Witten. Seit Montag ist der obere Teil der Ruhrstraße in Witten nur einseitig in Richtung Hauptstraße befahrbar. Warum Händler sauer auf die Stadt sind.
Die neue Innenstadt-Baustelle auf der Ruhrstraße ist gerade vier Tage alt und schon gibt es Ärger. Von den Sperrungen betroffene Gewerbetreibende sprechen von einem geschäftsschädigenden Verhalten der Stadt.
Sie seien nicht einmal persönlich über die anstehenden Arbeiten informiert worden, die bis Dezember dauern sollen, klagen die Einzelhändlerinnen und Händler. Monika und Peter Schemmann zum Beispiel haben gerade erst ihren neuen Laden „Genuss & Style“ eröffnet und sehen – wie andere Selbstständige auf der Ruhrstraße – nun ihr Weihnachtsgeschäft gefährdet.
Monika Schemmann, die dort auch ihren Mode- und Schmuckladen „Pippi-Lotta“ betreibt, ist wütend. Im vergangenen Jahr seien die wichtigen Einnahmen vor Heiligabend durch den zweiten Corona-Shutdown ausgefallen. „Es ist doch die Höhe, dass man uns mit der jetzigen Baustelle auch dieses Weihnachtsgeschäft kaputt macht.“
Geschäftsmann: Witten hat als Einkaufsstadt sowieso Probleme
Seit Montag (18.10.) ist die obere Ruhrstraße in Fahrtrichtung Hauptstraße ab dem Reformhaus halbseitig gesperrt. Der wichtigste Grund für die Baustelle: Die Johannisstraße wird abgebunden. Dort sollen versenkbare Poller installiert werden. Schemmanns betonen, sie hätten nichts gegen notwendige Bauarbeiten. Hiermit hätte man aber auch im Januar starten können.
Peter Schemmann bereitet Sorgen, dass Witten als Einkaufsstadt sowieso Probleme habe – aufgrund der Schließung von Galeria Karstadt Kaufhof, der Leerstände in der Bahnhofstraße und der großen Innenstadt-Baustellen. Mit der derzeitigen Baumaßnahme, die bis Dezember dauern soll, schade die Stadt jetzt der Ruhrstraße.
Die Folge könne sein, so Schemmann, dass Kunden „gleich nach Bochum oder Dortmund zum Einkaufen fahren“. Auch das Ordnungsamt gebe keine gute Figur ab. Autos würden durch die halbseitige Sperrung auf der oberen Ruhrstraße oft in der falschen Richtung auf freien Parkplätzen stehen. Das Ordnungsamt verteile fleißig Knöllchen anstatt sich aufgrund der schwierigen Situation vor Ort kulant zu verhalten, so Monika Schemmann.
Obst- und Gemüsegeschäft Albrecht wird vielleicht vorübergehend geschlossen
Eine Kritik, der sich Marcus Ruckert-Pfumpfel vom Reformhaus Kaubisch anschließt. „Zu uns kommen viele ältere Leute. Die bleiben jetzt weg, weil sie hier nicht mehr parken können.“ Wenn ein Paketdienst kurz zur Anlieferung stoppe, sei sofort das Ordnungsamt zur Stelle. Umstände, die auch Sybille Brune von der Parfümerie Knümann kritisiert. Ihr hätten Kunden schon gesagt: „Das Einkaufen hier macht keinen Spaß.“
Wenige Gehmeter weiter, im Obst- und Gemüsegeschäft Albrecht, ist die Stimmung auch nicht gut. Mitarbeiterin Elvira Trieba: „Wir überlegen, ob wir während der Baustellen-Zeit schließen.“ Denn wenn Kunden ausblieben, was schon der Fall sei, müsse Ware weggeworfen werden. „Das ist frustrierend.“
Noch keinen Bauarbeiter gesehen
Im Schuh- und Modeschäft „Maxim-Shoes“ redet Verkäuferin Britta Grahl Klartext. „Auch wir haben keine Informationen von der Stadt zur Baustelle bekommen.“ Und diese Baustelle sei „Mist“. „Dass sehen alle Geschäftsleute auf der Ruhrstraße so, die davon betroffen sind.“
Auch Baumbeete sind geplant
Um die Ruhrstraße von der unteren Johannisstraße dauerhaft zu trennen, werden herausnehmbare Poller eingebaut. Zwischen der Einfahrt zur Oberstraße und der unteren Johannisstraße sollen zwei Baumbeete und ein Motorradparkplatz entstehen, so die Stadt. An den Übergängen über die Ruhrstraße und die Oberstraße werden sogenannte „taktile Elemente“ eingebaut. Diese sollen Menschen leiten, die einen Blindenstock benötigen.
Philipp Blasshofer ist Inhaber der dortigen Burg-Apotheke. Auch er wurde nicht über die geplanten Sperrungen informiert. Worüber der Apotheker den Kopf schüttelt: „Die Baustelle wurde Montag eingerichtet. Bis heute habe ich hier weder einen Bauarbeiter noch eine Baumaschine gesehen.“ Die Auswirkungen der Sperrungen hat Blasshofer aber schon zu spüren bekommen. „Es kommt nur ein Drittel der sonst üblichen Kunden.“