Nicole Lindenberg aus Waltrop leitet seit August das St. Elisabeth-Hospiz in Witten. Im Interview spricht sie nicht nur über Leben und Tod.
Forschen Schrittes eilt Nicole Lindenberg über die Gänge – ein Leuchten in den Augen. Ganz klar: Die 52-Jährige ist längst angekommen im neuen Job. Seit August leitet die Waltroperin das St. Elisabeth-Hospiz. Im Interview spricht sie über Leben und Tod, aber auch über Pizza und übers Motorradfahren.
Frau Lindenberg, wie gefällt es Ihnen in diesem ungewöhnlichen Haus?
Nicole Lindenberg: Sehr gut. Wenn man hereinkommt, fühlt man sich gleich ein bisschen anders. Das ist wie eine Oase. Es ist wichtig, für jene, die hier ihre letzten Tage verbringen, solch eine Atmosphäre zu schaffen und ihnen damit die entsprechende Wertschätzung entgegenzubringen.
Sie haben vorher über 30 Jahre in der Altenpflege gearbeitet. Wird man da nicht auch mit Tod und Sterben konfrontiert?
Natürlich, aber in diesem Bereich, wie vor allem natürlich in Krankenhäusern, hat der Mensch eher das Bestreben, zu heilen, zu retten, Leben zu erhalten. Auch Angehörige können in diesem Umfeld schlecht loslassen. Das ist im Hospiz möglich. Das bewegt und beeindruckt mich. Hier haben wir Zeit, auf die Bedürfnisse der Gästen einzugehen. Da rennen Mitarbeiter auch schon mal los, um Pommes oder Pizza zu holen, wenn jemand gerade Lust darauf hat.
„Man setzt sich mehr mit Glauben und Kirche auseinander“
Wie wirkt sich die Arbeit auf Ihr persönliches Denken aus?
Es verändert mein Bewusstsein, vorgeführt zu bekommen, dass das Leben endlich ist. Man setzt sich auch mehr mit Glauben und Kirche auseinander.
Sind Sie gläubig?
Ich bin evangelisch und führe ein christliches Leben. Ich glaube auch an etwas Göttliches. Aber ich gehe nicht regelmäßig in die Kirche. Es geht mir dabei mehr um den Gedanken der Nächstenliebe.
Haben Sie eine Patientenverfügung?
Ja, ich habe geregelt, was wird, wenn mir etwas passiert. Ich habe drei Kinder, die sind 15, 23 und 25 Jahre alt. Denen will ich nicht zumuten, im Ernstfall solche Entscheidungen für mich treffen zu müssen. Mein Mann hatte große Schwierigkeiten, sich damit zu beschäftigen. Aber jetzt haben wir zum Beispiel geregelt, dass unsere Älteste die Vormundschaft für den Jüngsten übernimmt, wenn uns morgen was passiert. Viel zu wenige setzen sich mit sowas auseinander. Ich kann nur appellieren: Denken Sie an Ihre Angehörigen.
„Im Sommer werde ich auch mal mit dem Motorrad zur Arbeit fahren“
Haben Sie schon neue Ideen für Ihre Arbeit im Hospiz? Ihre Vorgängerin Heike Großheimann hat zum Beispiel oft ihren Hund mitgebracht. Der war sehr beliebt.
Tatsächlich habe ich auch schon überlegt, mir einen „Hospizhund“ anzuschaffen. Ansonsten habe ich hier ein gutes Gefüge vorgefunden mit einem sehr engagierten Team. Verbesserungsbedürftig sind solche Dinge wie Pflegedokumentationen. Da möchte ich gerne was bewirken. Was für mich noch ungewohnt ist: Für die gute Sache öffentlich zu werben. Das Hospiz ist ja auf Spenden angewiesen.
Sie haben ein nicht ungefährliches Hobby...
Mein Mann und ich fahren Motorrad. Die Kinder sind groß, da können wir das wieder öfter machen. Im Sommer werde ich auch mal damit zur Arbeit fahren, jetzt ist das morgens ein bisschen frisch. Wir reisen und tauchen auch gerne. Und ich liebe alles, was mit der Natur zu tun hat – meinen Garten, Spaziergänge, Walken.