Witten. . Heike Großheimann übernimmt die Leitung im St. Elisabeth-Hospiz. Die 54-Jährige möchte Bürgern die Berührungsängste mit dem Thema Tod nehmen.
- Heike Großheimann aus Essen übernimmt bald die Leitung des St. Elisabeth-Hospizes
- Die 54-Jährige möchte Bürgern die Berührungsängste mit dem Thema Tod nehmen
- Das Haus an der Hauptstraße wird am 31. März eröffnet, ab 3. April ziehen erste Gäste ein
Ein Bäumchen haben sie schon gepflanzt im Innenhof des Hospizes. Zur Eröffnung in drei Wochen wird es vielleicht die ersten Knospen tragen. Dass der Neubau bis dahin tatsächlich fertig wird – „man kann es sich kaum vorstellen“, sagt Heike Großheimann angesichts der kargen Innenräume, in denen die Handwerker noch kräftig zugange sind. Die 54-Jährige übernimmt die Leitung des neuen Hauses an der Hauptstraße, in dem schwer kranke Menschen ihre letzte Lebensphase verbringen werden. Im Interview spricht die Essenerin über ihre Berufung, das Sterben und warum ihr Hund Charly sicher ein gern gesehener Gast im Hospiz sein wird.
Warum haben Sie sich auf die Stelle beworben?
Heike Großheimann: Es war schon immer mein Traum, mal in einem Hospiz zu arbeiten. Es ist eine unglaublich tolle Arbeit, mit sterbenden Menschen zusammen zu sein. Das können viele sicher nicht verstehen, aber man erlebt mit ihnen Dinge, die man sonst nicht erlebt. Vor allem kommt man den Menschen unglaublich nah. In meinen 38 Berufsjahren bin ich oft mit Tod und Sterben in Berührung gekommen, habe in verschiedenen Häusern mitgeholfen, eine palliative Kultur zu entwickeln. Aber bei 130 Betten bleibt nicht viel Zeit für persönlichen Kontakt. Im Hospiz werden nur zehn Gäste aufgenommen.
Was sind Sie denn von Beruf?
Heike Großheimann: Ich bin Altenpflegerin und arbeite derzeit als Pflegedienstleiterin in einer großen Einrichtung in der Essener City.
Wie haben Sie reagiert, als die Zusage für die Leitungsstelle kam?
Heike Großheimann: Also ich hatte mich mit dem Gefühl beworben, dass ich bestimmt zu alt bin und nicht die richtige Ausbildung habe. Ich habe mich natürlich riesig gefreut, aber dann gedacht: Hoffentlich kriegst du das alles hin – aber ich habe hier ja gute Unterstützung. Ich bin gerade dabei, mich bei verschiedenen Gremien und Organisationen vorzustellen.
Kannten Sie Witten vorher?
Heike Großheimann: Nur dem Namen nach. Mein erster Eindruck: Die Straßenführung erscheint mir irgendwie kompliziert.
Werden Sie herziehen?
Heike Großheimann: Nein, ich bin im Essener Süden sehr verwurzelt, lebe dort in einem Mehrgenerationenhaus mit der eigenen Familie.
Haben Sie, jenseits Ihres Berufs, schon persönliche Erfahrungen mit dem Sterben gemacht?
Heike Großheimann: Mein ältester Sohn ist mit zehn Jahren an einer seltenen Stoffwechselkrankheit gestorben – in einem Kinderhospiz. Ich war immer sehr abgeklärt, was seine Krankheit betraf. Aber dann war ich doch die Erste, die nach lebensverlängernden Maßnahmen geschrien hat. Ich weiß, wie wichtig es ist, Angehörige ganz persönlich zu begleiten. Natürlich möchte jeder am liebsten zu Hause sterben, aber auch das Hospiz ist ein guter Ort, um Abschied zu nehmen.
Über Tod und Sterben sprechen die meisten nicht gerne. . .
Heike Großheimann: Ja, das ist in unserer Gesellschaft tabu. Wenn es ein Problem gibt, dann wird gegoogelt. Aber man kann nicht googeln, wie man stirbt. Wir brauchen ja sogar ein Gesetz, um zu regeln, wie Menschen sterben sollen. Dabei wäre es so wichtig, den Tod ins Leben zu holen.
Wie wollen Sie das ändern?
Heike Großheimann: Es ist wichtig, dass ein Hospiz seine Türen öffnet und es ist gut, dass es mitten in der Stadt liegt. Wir werden zum Beispiel Schulklassen einladen und der Bevölkerung unser Haus zeigen, damit sie die Berührungsängste verliert und sieht, dass es ein gemütlicher und familiärer Ort ist.
Dazu wird auch Charly beitragen. . .
Heike Großheimann: Ja, mein Labradoodle ist ausgebildet als Besuchshund. Er verbreitet Ruhe und lässt sich liebend gern streicheln. Der ist ein echter Türöffner. Und bei unseren täglichen Spaziergängen kriege ich selbst viele Dinge raus aus meinem Kopf.
>> Info: EHRENAMTLICHE GESUCHT
Das St. Elisabeth-Hospiz wird am Freitag, 31. März, eröffnet. Ab dem 3. April können die ersten Gäste einziehen, fünf bis sechs Anfragen gibt es bereits.
Das feste Mitarbeiter-Team ist komplett. Gesucht werden noch Ehrenamtliche, die sich im Hospiz engagieren möchten. Sie können sich an Sebastian Schulz von der Geschäftsführung der St. Elisabeth-Gruppe wenden, Tel. 173-1113.