Witten. Seit einem Jahr bricht bei Marc R. immer wieder die Telefon- und Internetverbindung zusammen. Dabei ist gerade dieser Wittener darauf angewiesen.

Kein Telefon, kein Internet: Für viele Menschen eine unzumutbare Vorstellung, erst recht in Corona-Zeiten mit Homeoffice und Kontaktbeschränkungen. Was aber, wenn man ans Haus gebunden ist, sich aber nicht auf diese Kommunikationswege verlassen kann? Der unheilbar an Krebs erkrankte Marc R. aus Witten erlebt genau das – seit mittlerweile einem Jahr.

Seit Beginn der Pandemie lebt der 49-Jährige quasi vollständig isoliert in seiner Wohnung in Rüdinghausen. Denn fast zeitgleich mit der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland hat er die niederschmetternde Diagnose Darmkrebs erhalten. Es folgten Operationen und Chemotherapien, die das Immunsystems des Witteners in die Knie zwangen. „Ich kann es mir einfach nicht erlauben, mir etwas einzufangen“, sagt Marc R.. Sein einziger direkter Kontakt ist seitdem seine Ehefrau. Zu groß war und ist für ihn die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus.

Wittener hält Kontakt zur Familie nur noch über Videoanrufe

Mit der Familie und Freunden kommuniziert er nur virtuell, etwa über Videoanrufe. Seine fünfjährige Nichte hat er die letzten beiden Jahre nur auf diesem Wege größer werden sehen. Doch ob und wie lange er telefonieren oder im Internet unterwegs sein kann, weiß er nie so genau. „In regelmäßigen Abständen bricht die Leitung zusammen, mal für ein paar Minuten, mal für Stunden“, sagt der Wittener. „Aber ich bin auf eine funktionierende Telekommunikation angewiesen.“ Gerade in Zeiten, in denen es ihm körperlich nicht gut geht, er das Bett nicht verlassen kann.

Doch bislang konnte ihm sein Anbieter, O2 Telefonica, nicht weiterhelfen. Die Leitung sei in Ordnung, habe man ihm nach einer Prüfung mitgeteilt. Schon mehrfach seien Techniker im Haus gewesen, hätten die dortigen Leitungen überprüft und nichts gefunden. Stattdessen wurde ihm empfohlen, die Telefondose in seiner Wohnung zu erneuern und sich einen anderen Router zuzulegen. „Mittlerweile habe ich die Hardware hier in der Wohnung viermal ausgetauscht.“ Doch wirklich geholfen habe es nicht. „Eine Zeit lang hat man Ruhe, dann geht es wieder los“, beschreibt R. seine Situation.

Auch andere Nachbarn im Mehrfamilienhaus haben Probleme

Der Wittener lebt in einem Mehrfamilienhaus am Marderweg in Rüdinghausen. Auch die Nachbarn hätten Probleme. „Es ist wirklich kurios hier. Mal hat der eine, mal der andere Probleme.“ Und das ganz unabhängig vom jeweiligen Anbieter. Aktuell sei die betagte Seniorin, die ebenfalls im Haus lebt, seit über einer Woche nicht mehr telefonisch erreichbar. Bei einem Anruf gelangt man tatsächlich sofort an eine Mailbox.

Marc R. hat deshalb als Ursache der wackeligen Verbindung die Leitung in Verdacht, die vom Hausanschluss zum Verteilerkasten an der Straße führt. Auch sie sei schon überprüft worden. Im Sommer habe es eine Reparatur gegeben, danach sei es eine Weile besser gewesen. Für diese Leitung zum Verteilerkasten ist die Telekom zuständig.

Telekom führt Störung auf Großbaustelle an der Kreisstraße zurück

Sie führt die aktuellen Probleme im Haus am Marderweg auf die Großbaustelle an der Kreisstraße zurück. Dort wird derzeit die Fahrbahndecke erneuert. Seit 2. Februar bestehe im Bereich Marktweg/ Marderweg eine Störung, teilt eine Telekom-Sprecherin auf Anfrage mit. Ursache sei ein Wasserschaden des Kabels im Bereich der Baustelle.

Störungen oft vom Wetter abhängig

Vor rund zehn Jahren soll es die erste Internetstörung in dem betroffenen Haus gegeben haben. Damals sei direkt für vier Wochen das Telefon ausgefallen, berichtet Bewohner Marc R.. Danach habe es immer mal wieder geruckelt. Meistens bei Temperaturen über 30 Grad oder bei starkem Wind. Die Telekom verweist auch darauf, dass es in Mehrfamilienhäusern oftmals zu Wlan-Problemen kommen könne, etwa wenn viele Router und andere elektronische Geräte, wie etwa Saugroboter, gleichzeitig online sind. Generell sei es bei einer temporär begrenzt auftretenden Störung schwieriger, den Fehler zu finden.

Um diese Störung zu beheben, seien umfangreiche Erdarbeiten notwendig, die „in Koordination mit den bestehenden anderweitigen Bauarbeiten durchgeführt werden“ müssen, so die Konzernsprecherin. „Die Abstimmungen dazu laufen.“ Wieso die Hausbewohner aber seit Monaten mit der instabilen Verbindung kämpfen, erklärt das allerdings auch nicht.

O2 wollte sich auf Nachfrage bislang nicht zur Situation am Marderweg äußern. Zunächst wolle man mit dem betroffenen Kunden eine Lösung finden, bevor man diese dann öffentlich kommuniziere. Das dürfte Marc R. überraschen. Schließlich hat er sich nach eigenen Angaben in den letzten Monaten „massiv“ bei seinem Anbieter beschwert. Geholfen hat man ihm bislang nicht – außer mit Extra-Datenvolumen für das dringend nötige Handy.