Witten. . Seit ihrem Einzug am Waldsaum durchlebt die Wittener Familie eine beispiellose Posse bei ihrem Telefon- und Internetanschluss. Nun gibt es neue Hoffnung.

Als Kornelia Büschelhauser am Montag aus ihrem Fenster schaute, konnte sie ihren Augen kaum trauen. Da waren doch tatsächlich Bauarbeiter damit beschäftigt, die Straße am Waldsaum auszuschachten. Ihre Familie könnte somit bald wieder einen funktionierenden Telefon- und Internetanschluss besitzen – und eine jahrelange Posse endlich zu Ende gehen. Beleidigungen von Callcenter-Mitarbeitern, 60 Jahre alte Leitungen und Anbieter, die sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben gehörten zum täglichen Wahnsinn.

Leitungen auf Stand der 50er-Jahre

Seit 2013 wohnt Familie Büschelhauser in einem Einfamilienhaus in Bommern. Ebenso lange gibt es massive Probleme mit dem Anschluss. Schon Anfang 2016 hatte die WAZ auf die Situation der Familie aufmerksam gemacht. Immer und immer wieder kamen zwar Techniker. Die konnten aber stets nur feststellen, dass das Erdkabel marode ist. „Unsere Leitungen sind auf dem Stand Ende 50er-Jahre“, sagt Karl-Josef Büschelhauser. Das sorgt für große Probleme im Alltag, denn auch mobil ist die Familie schwierig zu erreichen. Nur in wenigen Ecken des Hauses gibt es funktionierenden Empfang.

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Nach einem Anbieter-Wechsel von Vodafone zu O2 Anfang dieses Jahres schien die Situation zunächst einmal besser zu werden. Die Verbindung war zwar nicht gut, doch Telefon und Internet funktionierten zumindest. Um das beschädigte Erdkabel „wolle man sich kümmern“, versicherte O2. „Seit Anfang September ist wieder alles tot“, sagt Kornela Büschelhauser. Also begann das alte Theater von Neuem: Unzählige Anrufe bei O2 und Telekom, die sich gegenseitig den schwarzen Peter hin- und herschoben. Und bisweilen sehr ungehalten reagierten. So beleidigte ein Callcenter-Mitarbeiter der Telekom Kornelia Büschelhauser Mitte September bei einem weiteren Gespräch massiv. „Die Kundin hat ein Schreiben mit einer Entschuldigung erhalten“, sagt ein Telekomsprecher auf Nachfrage.

Telekom ist für die Leitungen zuständig

Auch wenn O2 der Anbieter der Familie Büschelhauser ist, ist die Telekom für die Grundversorgung und Garantie funktionierender Leitungen zuständig. So begründet auch Telefónica Deutschland, zu der Anbieter O2 gehört, die Problematik. „Es handelt sich um eine defekte Leitung unseres technischen Vordienstleisters, dessen Festnetzinfrastruktur wir für das Angebot unserer DSL-Produkte nutzen“, so ein Sprecher. Man befinde sich in einem „kontinuierlichen und konstruktiven Austausch, um auf die zügige Verlegung einer neuen Leitung hinzuwirken“.

Doch zunächst geschah nichts. Bis eben am Montag plötzlich die Bauarbeiter in der Straße standen, und damit begannen, das marode Erdkabel auszutauschen. Warum es insgesamt über fünf Jahre gedauert hat, bis das geschieht? Die Frage bleibt.

>>KOMMENTAR: ALLERHÖCHSTE ZEIT

Noch einmal schnell abends eine wichtige E-Mail schreiben. Übers Internet eine Serie oder ein Fußballspiel schauen. Oder im Netz nach Hilfe bei den Schulaufgaben suchen. Bei Familie Büschelhauser ist das utopisch.

Wie sehr man auf einen funktionierenden Anschluss angewiesen ist, fällt häufig erst dann auf, wenn die Technik mal wegen einer kurzfristigen Anbieterstörung streikt. Am Waldsaum in Bommern ist das Alltag.

Seit fünf Jahren plagt sich die Familie mit den Problemen herum, obwohl die Ursache schon lange bekannt ist. Die Durchhaltekraft ist bemerkenswert. Dass jetzt wohl etwas passiert, ist allerhöchste Zeit.