Witten. Friseurin Britta Guhl ist an die Schere zurückgekehrt und hat einen Hundesalon eröffnet. Viele Wittener kennen sie aber eher aus dem Pekip-Kurs.

Für eine schöne Frisur geht es vorher ab in die Wanne, auch für Havaneser-Hündin Enya. Beim Hundefriseur gilt: Waschen, föhnen, schneiden.
Für eine schöne Frisur geht es vorher ab in die Wanne, auch für Havaneser-Hündin Enya. Beim Hundefriseur gilt: Waschen, föhnen, schneiden. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Der Bart muss ein bisschen gestutzt werden, an den Ohren könnten die Spitzen auch noch kürzer – ach, und vor allem unter den Füßen müssen die Haare ab. Britta Guhl setzt beherzt die Schere an. Die Friseurin kennt sich mit dem Schneiden aus . Nur, dass ihre Kunden auf vier Beinen in den Laden kommen, das ist auch für sie noch neu. Erst Ende März hat sie ihren Hundesalon an der Kreisstraße 120 in Rüdinghausen eröffnet.

Britta Guhl ist in Witten selbst bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Das liegt allerdings nicht an ihrer Arbeit mit den Tieren. Die gebürtige Bommeranerin hatte schon mit 15 Jahren eine Lehre als Friseurin begonnen und dann auch einige Jahre in dem Beruf gearbeitet. Später holte sie ihr Abitur nach, machte eine Ausbildung als Erzieherin und Motopädin und gehörte dann zu den Gründerinnen des Frühpädagogischen Zentrums im Marien-Hospital. Hunderte von Babys und Müttern haben ihre Kurse besucht, dort Pekip gelernt.

Wittenerin hat schon viele Hunde aus dem Tierschutz geschnitten

Nachdem sie eine schwere Krebs-Erkrankung überstanden hatte, wechselte die fünffache Mutter – die jüngste Tochter ist gerade acht – erneut den Job und nahm eine Stelle als Erzieherin in der OGS an. Wegen Corona wurde die Befristung nicht verlängert – aber Britta Guhl nutzte das Aus, um mit Mitte 50 das zu tun, was sie schon lange machen wollte: Sie ließ sich in Remagen zur Hundefriseurin ausbilden. Das lag nahe: „Ich hatte selbst immer Hunde, die schwer frisierbar waren, habe für sie aber oft nur schwer einen Termin bekommen.“ Deshalb hatte die Friseurin schon häufiger selbst zur Schere gegriffen. „Und auch für die Tierfreunde Witten hatte ich schon viele Hunde aus dem Tierschutz geschnitten.“

Mit Liebe und Zuwendung geht Britta Guhl an die Arbeit mit den Hunden. Angst vor den Tieren hat sie nicht. Bei schwierigen Fällen muss ein Maulkorb her – oder Herrchen und Frauchen bleiben eben dabei. Bei Hündin Bohne ist das alles nicht nötig.
Mit Liebe und Zuwendung geht Britta Guhl an die Arbeit mit den Hunden. Angst vor den Tieren hat sie nicht. Bei schwierigen Fällen muss ein Maulkorb her – oder Herrchen und Frauchen bleiben eben dabei. Bei Hündin Bohne ist das alles nicht nötig. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Jetzt lernte sie das Handwerk von Grund auf neu – obwohl ihr die Arbeit mit der Schere immer noch gut von der Hand ging. Aber einem Hund die Haare zu schneiden, das ist etwas anderes als einem Menschen. Die verschiedenen Fellarten, die Rassen, die Anatomie, die Waschtechniken – all das will gelernt sein. Nach der vierwöchigen Ausbildung absolvierte die Wittenerin daher noch Praktika, arbeitete in verschiedenen Salons mit, um alle Techniken zu beherrschen.

Bei der Fellpflege geht es um mehr als gutes Aussehen

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Das ist wichtig, denn beim Hundefriseur geht es um mehr als eine hübsche Schnauze. Es geht um die Gesundheit. „Wenn man die Rassen mit viel Unterwolle nicht auskämmt, kann kein Wärmeaustausch mehr stattfinden“, erklärt Guhl. Hunde, die keine Haare verlieren – wie Pudel etwa –, würden ohne Schnitt hingegen völlig verfilzen. „Und Probleme mit den Ohren erkennen wir lange bevor der Hund deswegen zum Arzt muss.“ Okay, das kommt bei Frauchens Dauerwelle eher selten vor. Gibt es noch mehr entscheidende Unterschiede zwischen den menschlichen und tierischen Kunden? „Menschen halten stiller“, sagt die Fachfrau und lacht. „Aber Hunde reden dafür nicht so viel.“

Die Wittenerin genießt die Ruhe, die Zweisamkeit mit dem Tier. „Bei der Arbeit mit den Hunden komme ich in einen Flow, in mein eigenes Tempo“, sagt sie. Auch mit schwierigen Fällen komme sie gut klar. „Man muss auf den Hund eingehen“, meint Britta Guhl. Der gesunkene Stress-Pegel tue ihr gut. Deswegen will sie auch nur wenige Kunden pro Tag annehmen. „Ich will das nicht am Fließband machen, möchte mir Zeit nehmen für jedes Tier.“

Hundefriseure sind sehr gefragt

Ob ihr das gelingen wird? Hundefriseure sind rar und entsprechend gefragt. Im Netzwerk der Branche heißt es, es gebe keinen, der zu wenig Kunden habe. Eva Scheer, die gerade Hündin Bohne zum Scheren abgegeben hat, kann das nur bestätigen. „Ich musste bislang immer bis Dortmund-Kirchhörde fahren und bin heilfroh, dass es das Angebot jetzt in Rüdinghausen gibt.“

Termine nur nach Absprache

Termine im Hundesalon von bei Britta Guhl an der Kreisstraße 120 in Witten-Rüdinghausen gibt es nur nach telefonischer Voranmeldung: 0177 32 34 168Der Preis richtet sich nach Aufwand und Zeit der Behandlung. Bei einfachen F(a)ellen reichen vielleicht anderthalb Stunden, bei großen, schwer verfilzten Langhaarhunden kann es auch deutlich länger dauern.

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Dabei hatte Britta Guhl lange gezögert, als ihr vor etwa einem Jahr die Räume in der Kreisstraße, in denen zuvor eine Kindertagespflege untergebracht war, angeboten wurden. Schließlich wagte sie den Neuanfang doch, richtete ihren Salon „HUNDErt Prozent Britta“ mit moderner Hundebadewanne, Stand-Föhn und Schertisch ein – und ist bislang sehr angetan. „Die Rüdinghauser“, das hat sie schon festgestellt, „die sind ein nettes Völkchen“.