Witten. Viele Kunden wären am Montag gern in Witten einkaufen gegangen, hatten aber nicht den dafür nötigen Schnelltest. Was Handel und Käufer sagen.

Die Stadt wirkt am späten Montagmorgen (29.3.) überraschend lebendig, dem ersten Tag mit verlängertem Lockdown und gelockerter Notbremse. Doch auf den zweiten Blick werden die massiven neuerlichen Einschränkungen für den Einzelhandel in Witten deutlich sichtbar.

In der Stadtgalerie in Witten herrscht gähnende Leere

Fangen wir da an, wo unser Rundgang eigentlich endet: der Stadtgalerie. Dort herrscht wieder gähnende Leere, so wie in der Zeit, als die Läden noch nicht „Click & meet“ machen konnten, das Einkaufen mit Termin. Saturn im Untergeschoss: geschlossen. H & M im Parterre: dicht. TK Max, wo die Kunden am Samstag noch Schlange standen: geschlossen.

Immerhin, die Modekette „New Yorker“ hat geöffnet. Aber der junge Mann, der am Eingang kontrollieren muss, ob die Kunden einen negativen Schnelltest vorweisen können, ist frustriert. „Eine Katastrophe“, sagt er. Zwei Besucher konnte er seit zehn Uhr morgens gerade mal einlassen. In diesem Moment weist er zwei junge Frauen ab. Kein Test, no Shopping, schade.

Viele Kunden in Witten wissen noch gar nichts von den nötigen Tests

Ohne negatives Testergebnis kein „Terminshopping“: Die Mayersche in Witten hat den Hinweis ins Fenster gehängt.
Ohne negatives Testergebnis kein „Terminshopping“: Die Mayersche in Witten hat den Hinweis ins Fenster gehängt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nun, das mit den Tests muss sich wohl erst noch einspielen. Zwar haben in der Fußgängerzone erstaunlich viele Geschäfte bereits am Montag auf die neue (Ausnahme-) Regelung vom verlängerten Lockdown reagiert, von der sie bis Samstagnachmittag noch nichts gewusst hatten. „Für Termine im Geschäft benötigen Sie einen tagesaktuellen Schnelltest“, steht zum Beispiel handgeschrieben auf einem blauen Schild bei Schuhe Grönebaum. Doch in vielen Fällen wissen die Kunden noch gar nicht Bescheid – oder haben sich einfach nicht testen lassen.

Oder der Test war schon von Freitag, wie eine Verkäuferin bei Schuhe Klauser feststellen musste. Nun, sie konnte den bestellten Damenschuh dann durchs Fenster rausgeben. Wo kein Test, da gilt wieder „Click & collect“, Ware bestellen und vorm Laden abholen. Nichts anderes bleibt der Kundin übrig, die bei Gassmann ein neues Bügeleisen kaufen will. Rein kommt nur, wer negativ getestet ist. So sieht es die gelockerte „Notbremse“ für NRW vor.

Die Passanten sind von einer Testpflicht alles andere als begeistert. „Dann kauf ich eben nichts“, sagt Brigitte Kraus, eine ältere Dame, die gerade vor der Mayerschen wartet. Skeptisch sind aber auch die Jüngeren. „Ich würde es nicht machen, nur um shoppen zu gehen“, sagt Annika Schmidt (30).

Warum keine Schnelltests im Krüger-Haus oder in der Stadtgalerie in Witten?

Nun, wenn es eine zentrale kostenlose Testmöglichkeit mitten in der City gäbe, vielleicht wie ursprünglich angedacht auf dem Kornmarkt, dann würden womöglich mehr Kunden davon Gebrauch machen. Man müsste nicht einmal ein Zelt aufstellen, sagt Schuhhändler Philip Teller aus der Ruhrstraße, der das Thema unbedingt in der Standortgemeinschaft besprechen will.

Verschärfte Kontaktbeschränkungen gelten

Babett Arnold, Centermanagerin der Stadtgalerie, lobt ihre Mieter: „Die Händler haben unglaublich schnell reagiert und die meisten hatten am Montag auch geöffnet.“ H&M und TK Maxx wollen am Dienstag nachziehen und ihre Türen ebenfalls wieder für mögliche Kunden öffnen. Auch wenn Geschäfte geöffnet sein dürfen, gelten seit Montag verschärfte Kontaktregeln: So dürfen sich nur noch maximal ein Hausstand plus eine Person eines anderen Hausstandes im öffentlichen Raum treffen. Ausgenommen sind Kinder bis 14 Jahre. Für die Ostertage gelten Ausnahmeregeln. Dann dürfen zwei Hausstände mit insgesamt maximal fünf Personen zusammensein. Getrennt lebende Paare gelten als ein Haushalt.

„Wir haben doch so viele Ladenlokale.“ Die leer stehen, könnte man ergänzen. Teller erwähnt das Krüger-Haus, Mozartkugel-Händler Ulrich Schober die verwaisten Räume von C & A in der Stadtgalerie. „Unten rein, oben raus, hier ist doch Platz ohne Ende“, sagt der 57-Jährige.

Schober selbst sagt dem Termineinkauf mit Test aber keine große Zukunft voraus. „Warum soll ich mich testen lassen, um mir ein Hemd oder eine Unterhose zu kaufen?“ Für den stationären Einzelhandel werde sich das nicht rentieren, glaubt der Schokoladenverkäufer aus der Stadtgalerie, „Wenn heute drei Kunden kommen und du hast vier Mitarbeiter, wie soll sich das rechnen?“ Es werde sich einfach noch mehr ins Internet verlagern, sagt er. Und noch eins: „Das Impfen wäre viel wichtiger.“