Witten. Das neue Testverfahren an Grundschulen führt in Witten zu Problemen. Weil Ergebnisse der Einzeltests fehlen, mussten Schüler zuhause bleiben.
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist wegen der hochansteckenden Omikron-Variante auch in Witten und dem EN-Kreis wieder sprunghaft nach oben gestiegen. Lag der Wert vor einer Woche im Kreis noch bei 182, kletterte er am Dienstag (11.1.) auf 345,7. In dieser Situation sind am Montag auch hier die Schülerinnen und Schüler nach den Weihnachtsferien wieder in den Präsenzunterricht gestartet. Tests direkt am ersten Schultag sollten Sicherheit geben. Doch einige Grundschulen warteten bis Dienstagmittag vergeblich auf Ergebnisse. Mancherorts mussten deshalb ganze Klassen zuhause bleiben.
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Nach Angaben des Gesundheitsamtes haben die flächendeckenden Tests am Montag insgesamt 57 Corona-Fälle im ganzen EN-Kreis angezeigt. 39 davon waren positive Schnelltests an weiterführenden Schulen. Bei den anderen 18 Fällen handelt es sich um Pool-Tests an Grundschulen. Für diese gilt seit 10. Januar ein verändertes Testverfahren: Die Mädchen und Jungen müssen nun immer direkt zwei Speichelproben abgeben – eine für den Pool-Test, den anderen als Einzelprobe.
Labore sind zum Start nach den Ferien überlastet
Zunächst werden nur die Pool-Proben ausgewertet, nur falls es hier ein positives Ergebnis gibt, werden auch die Einzeltests geprüft – um festzustellen, welches Kind betroffen ist. Bislang mussten Eltern diesen zweiten PCR-Test mit ihrem Kind zuhause durchführen und zur Schule bringen. Die neue Regelung sollte Eltern und Schülern das Leben erleichtern und den nicht infizierten Mitschülern einen Tag zuhause ersparen.
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Doch scheinbar sind die Labore zum Start stark überlastet. „An manchen Schulen ruckelt es“, heißt es dazu seitens der Stadt. Die Ergebnisse der Pooltests hätten nicht überall rechtzeitig vor Schulstart zur Verfügung gestanden. Andernorts kamen zwar die Ergebnisse der Pool-Tests an – aber auf die Auswertung der Einzelproben warteten die Schulleitungen vergeblich.
Halbe oder ganze Klassen müssen zuhause bleiben
„Es läuft bislang suboptimal“, sagt Alexandra Schüler von der Vormholzer Grundschule. An ihrer Schule musste am Dienstag eine halbe Klasse zuhause bleiben, weil nach einem positiven Pool-Test die Einzelergebnisse ausblieben – bis nach Schulschluss. In der Regel besteht ein solcher Pool aus einer halben Klasse. „Mir tun die Kinder leid, die sich auf die Schule gefreut haben und am zweiten Tag schon wieder zuhause sitzen“, so die Rektorin. Auch für die Eltern sei die Lage schwierig. „Wir mussten ganz spontan gegen sechs Uhr Bescheid geben, dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler nicht kommen können.“
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Müllberge durch zusätzliche Einzeltests
Der doppelte Lolli-Test stellt die Schulen vor organisatorische und zeitliche Probleme. Etwa, weil jedes einzelne Teströhrchen beklebt werden muss und die Schüler den jeweils passenden QR-Code dazu erhalten müssen.Noch viel mehr stößt aber der anfallende Müllberg den Rektoren sauer auf. So würde durch die durchgeführten Einzeltests „extrem viel Material“ anfallen, sagt etwa Andreas Straetling von der Baedekerschule. Und nur ein Bruchteil davon – oder bei negativem Ergebnis kein einziger Test – wird ausgewertet. Der Rest landet im Müll.
Auch an anderen Grundschulen, etwa der Crengeldanzschule, mussten halbe oder ganze Klassen aus demselben Grund zuhause bleiben. Man sei nun in Absprache mit dem Gesundheitsamt, so eine betroffene Schulleitung. Etwa darüber, wie es weitergehen kann, falls die Ergebnisse weiter auf sich warten lassen. Gleichzeitig berichten mehrere Schulen, dass die Labore telefonisch nicht erreichbar und die entsprechenden Webseiten nicht aufrufbar seien.
Rektoren hoffen, dass sich Testablauf bald einspielt
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„Grundsätzlich sind wir sehr froh, dass wir hier sein können und das mit allen Kindern“, sagt Dörthe Diefenbruch, Leiterin der Pferdebachschule und Sprecherin der Grundschulrektoren – und denkt dabei an den Lockdown und Wechselunterricht der vergangenen Jahre.
Auch sei der Grundgedanke des neuen Testverfahrens zu begrüßen. „Aber wenn die Labore mit der Auswertung nicht hinterherkommen, wie viel Sinn macht es dann?“ An der Rebecca-Hanf-Straße und anderswo hofft man nun, dass es sich bei den verzögerten Meldungen nur um Anlaufschwierigkeiten handelt – und dass auch die doppelten Tests selbst, die teilweise sehr viel Zeit in Anspruch genommen hätten, mit etwas Übung flüssiger ablaufen.