Witten. Auch Zwergen können Wind und Wetter etwas anhaben. Deshalb hat Almut Rybarsch-Tarry nun einen neuen Goldemar für die Wittener geschaffen.
Ein echtes Glanzstück: In silbrig schimmerndem Gewand präsentiert sich ein neuer Zwergenkönig Goldemar am Eingang der Meesmannstraße in Herbede. Seit vielen Jahren begrüßt die traditionelle Sagenfigur, die auf Burg Hardenstein gehaust haben soll, alle Menschen, die auf dem Weg ins Dorf sind aus luftiger Höhe. Das neue Aluminium-Kunstwerk hat den alten Goldemar abgelöst, der etwas in die Jahre gekommen war.
Das Ensemble des Zwergenkönigs mit dem Küchenjungen war eine Spende zum 1150. Jubiläum der Stadt Herbede vor 20 Jahren. Gestiftet von der Künstlerin Almut Rybarsch-Tarry (54) und ihrem Vater Paul Rybarsch (83). Mit einem Neuanstrich – wie vor zehn Jahren – war es diesmal nicht mehr getan. Denn anders als beim Küchenjungen, der aus einem Zementsandgemisch besteht, hatten Wind und Wetter am Zwerg aus Zementfaserspachtel deutliche Spuren hinterlassen. So hatten die Künstlerin und ihr Vater, ehemaliger Inhaber des Hörwinkels im Johannisviertel, die Idee: „Ein neuer Goldemar muss her.“
Die Sage vom Zwergenkönig
Die Sage vom Zwergenkönig Goldemar stammt aus dem 15. Jahrhundert. Damals herrschten auf der Burg Hardenstein richtig gute Zeiten. Die Speisekammer war bestens gefüllt – mit Lebensmitteln und Wein. Der Zwergenkönig speiste dort jeden Abend friedlich. Ungesehen von allen, denn er trug eine Kappe, die ihn unsichtbar machte.Ein neugieriger Küchenjunge verstreute eines Nachts Erbsen auf der Treppe. Goldemar rutschte darauf aus, fiel hin und verlor seine Tarnkappe. Daraufhin wurde er richtig böse, schnappte sich den Küchenjungen, riss ihn in zwei Teile, kochte und verspeiste ihn. Bevor er verschwand, verfluchte er die Burg und seine Bewohner für viele Jahre.
Die Wittener Skulptur ist ein Hohlkörper
Gesagt, getan. Almut Rybarsch-Tarry hat eine etwas andere Figur entworfen. Kompakter, etwa 1,40 Meter groß und aus Metall gegossen. Für den Entwurf gab es keine Zeichnung. Schritt für Schritt modellierte die Künstlerin die Gussform aus Zementfaserspachtel. Ungezählte Stunden hat die Künstlerin an der Gussvorlage in Originalgröße gearbeitet. Für die dreidimensionale Metall-Plastik musste die fertige Form anschließend in zehn Einzelteile zerlegt werden. „Arme, Beine, Kopf, Rumpf – alles wurde abgetrennt“, erzählt Almut Rybarsch-Tarry. „Denn Goldemar ist kleinteilig abgeformt und gegossen. Die Skulptur ist quasi ein Hohlkörper.“
Mit der Gießerei „Anft“ aus Drensteinfurt haben die Rybarschs einen kompetenten Betrieb gefunden, der auf Kunstobjekte spezialisiert ist. Nach dem Guss wurde der Aluminium-Zwergenkönig wieder zusammengeschweißt. Dann war Schleifen und Polieren angesagt. „Es war eine Mordsarbeit“, so die Künstlerin rückblickend.
Neuer Goldemar sitzt auf seinem Stammplatz an der Wendeltreppe
Der neue Goldemar wurde schließlich an seinem Stammplatz auf die alte Wendeltreppe gehievt. Tatkräftige Unterstützung gab es von Mitarbeitern der Firma Glaubitz. Ein älteres Ehepaar freut sich im Vorbeigehen: „Sieht super aus – der Goldemar mit seinem markanten Gesicht. Vielleicht ist er der neue Glücksbringer fürs Dorf.“
+++Alle Entwicklungen rund um Corona in Witten in unserem lokalen Newsblog+++
Für Paul Rybarsch war der neue Zwergenkönig schon 2001 eine Herzensangelegenheit. 20 Jahre nach der ersten Schenkung ist er nun auch väterlicher Pate für die neue Figur. Ein großzügiges Geschenk – finanziert aus privater Tasche, ohne jedes Fördermittel. Im Frühjahr wird er noch einmal selbst Hand anlegen: Dann will er dafür sorgen, dass die zum Ensemble gehörende Messingtafel wieder schön glänzt. Und auch den Küchenjungen auf der Mauer wird Almut Rybarsch-Tarry dann noch einmal hübsch aufpolieren.