Tierheim Witten sucht dringend Paten für schwere Fälle
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Witten. Im Tierheim Witten sitzen immer mehr schwer vermittelbare Hunde. Das bringt das Haus an seine Grenzen. Nun werden dringend Paten gesucht.
Das Tierheim in Witten platzt aus allen Nähten. Ganz neu ist diese Nachricht nicht, das Haus an der Wetterstraße ist immer wieder bis zu seinen Kapazitätsgrenzen gefüllt. Aktuell jedoch hat sich die Lage zugespitzt. Denn das Tierheim beherbergt immer mehr Hunde mit schlechten Vermittlungschancen. Der Verein sucht deshalb nun dringend Paten für diese besonders schweren Fälle.
15 der aktuell 43 Hunde, die im Tierheim leben, sind laut Tierheimleiterin Kirsten Simon schwer vermittelbar. Teilweise aufgrund ihrer Rasse, teilweise aber auch, weil die Hunde schon gebissen haben oder Marotten haben, mit denen künftige Besitzer schwer umgehen können.
Kampf- und Herdenschutzhunde werden zum Problem
Vor allem sogenannte Kampfhunde, wie etwa die Rasse American Staffordshire Terrier, und Herdenschutzhunde besetzen derzeit viele Zwinger. „Sie nehmen natürlich Platz weg und kosten uns unendlich viel Geld“, sagt Simon. „Aber ich finde, sie haben es auch verdient, dass man ihnen eine Chance gibt.“ Auch deshalb nimmt der Verein immer wieder Notfälle auf, wenn es irgendwie geht.
Das seien häufig Einsätze, bei denen die Tierheimleiterin und ihr Team zusammen mit dem Veterinäramt und der Polizei ausrücken, um Hunde aus Wohnungen zu holen – weil sie akut gebissen haben und im schlimmsten Fall erst einmal betäubt werden müssen. Erst kürzlich hat das Tierheim einen Hund aufgenommen, dessen Besitzer sich mit einem Sprung aus dem Fenster vor dem eigenen Tier retten mussten.
Tierheim würde sich ein spezielles Haus für problematische Hunde wünschen
„Solche Sachen werden mehr“, sagt die 45-Jährige. Viele andere Tierheime würden ein so aggressives Tier gar nicht erst aufnehmen. Für die engagierte Tierschützerin kommt das aber nicht in Frage. Lieber macht sie sich zunächst selbst ein Bild, versucht, mit dem Hund zu arbeiten. „Am besten wäre ein spezielles Hundehaus mit Schleusen.“ Auch für die Sicherheit der Mitarbeiter.
Doch dieser Traum wird sich so schnell wohl nicht erfüllen. Derzeit kämpft das Tierheim mit den ständigen Ausgaben. Deshalb hat der Vorstand des Vereins nun die Patenschaften für die Langzeitinsassen ins Leben gerufen. Bezahlt werden sollen von den Einnahmen etwa das Futter oder die Tierarztbesuche.
Das Tierheim platzt wegen Überbelegung aus allen Nähten
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Auch Schutzgebühr muss erhöht werden
„Nach vielen Jahren müssen wir jetzt auch die Schutzgebühr erhöhen“, sagt Wiebke Blomberg, erste Vorsitzende des Tierheimvorstandes. Mussten Adoptanten bislang für ihr neues Familienmitglied je nach Hund zwischen 200 und 330 Euro spenden, wird sich dieser Satz nun auf 350 bis 450 Euro nach oben verschieben.
Tierheim stellt Sorgenkinder auf Facebook vor
Wer eine Patenschaft für einen der Hunde im Tierheim Witten übernehmen möchte, kann entweder persönlich im Büro des Hauses an der Wetterstraße 77 vorbeikommen oder den Patenschaftsantrag von der Webseite des Tierheimes herunterladen und ausfüllen. Man findet in hier: tierheim-witten.de/Patenschaft.
Für die Patenschaft gibt es zwei Varianten: Eine Teilpatenschaft, die bei zehn Euro im Monat startet und deren Laufzeit man wählen kann. Oder direkt eine Jahrespatenschaft mit einem einmaligen Jahresbeitrag in Höhe von 120 Euro. Beide Patenschaften sind kündbar und enden auch, wenn das betreffende Tier ausziehen sollte.
Auf seiner Facebookseite (facebook.com/Tierheim.Wi.We.He.eV) stellt der Verein seit Kurzem auch regelmäßig seine „schweren“ Jungs und Mädels etwas ausführlicher vor, für die Paten gesucht werden. Wer Interesse oder Fragen zu einem Tier im Heim hat, kann sich auch von den Mitarbeitern beraten lassen, 02302 64450.
Einer der Hunde, die schon lange auf ein neues Heim warten, ist Hades. Der kaukasische Schäferhund kam vor rund zwei Jahren ins Tierheim – damals war er hochgradig von Milben befallen und hatte kaum noch Fell. „Wir haben ihn aus einer Dachgeschosswohnung in der Wuppertaler Innenstadt geholt“, sagt Kirsten Simon. Genau die falsche Umgebung für den Herdenschützer, der unbedingt ein Haus mit Garten oder sogar einen Hof zum Bewachen braucht.
Münsterländer sitzt seit vier Jahren im Tierheim
Der geschätzt fünf Jahre alte Rüde ist mit seiner Schulterhöhe von 67 Zentimetern für die meisten Tierhalter schlicht zu groß. „Viele Leute haben auch einfach keine Lust auf so eine Rasse“, sagt Simon. Denn sie haben einen starken Beschützerinstinkt ihrer Familie gegenüber. Oft müsse ein solcher Hund dann eben weggesperrt werden, wenn Besuch kommt, umschreibt Simon grob den Charakter der Rasse. Viele würden sich aber in die süßen Welpen verlieben, den Hund dann aber wieder abgegeben, wenn er zu groß wird. „Die Leute gehen nach der Optik und schauen nicht, was sich dahinter verbirgt.“
Auch der Münsterländer Benno sitzt seit 2018 im Heim. Mittlerweile ist der aktive Rüde acht Jahre alt, hat sein halbes Hundeleben hinter Gittern verbracht. Auch er hat schon mehrfach Zähne gezeigt. „Manche Tiere werden hier alt, werden ganz traurig. Das zu sehen ist schlimm“, sagt Simon. „Unser Anspruch ist es, dass sie nicht hier sterben.“ Gerade deshalb plädiert sie auch dafür, schwierigeren Hunden eine Chance zu geben. „Denn das sind so dankbare, tolle Hunde.“
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