Witten. Im Tierheim Witten warten 40 Hunde auf ein neues Zuhause. Vermehrt werden stark vernachlässigte Tiere abgegeben. Leiterin: „Es ist erschreckend.“

Kurz vor Weihnachten sind im Wittener Tierheim die Hunde-Zwinger voll. „Früher sind wir, was Katzen angeht, übergequollen. Das hat sich geändert“, sagt Kirsten Simon. Immer mehr Hunde würden an der Wetterstraße als Fundtiere abgegeben – oder müssen aus schlechter Haltung geholt werden. Abgemagert und krank. Tierheim-Leiterin Simon spricht von „teils schlimmen Zuständen wie man sie sonst aus dem Ausland kennt“.

Ein aktuelles Beispiel ist Janosch. Der ausgewachsene Neufundländer wiegt nur knapp 30 Kilo, sein Fell ist fahl und verklebt. Die Männchen dieser imposanten Rasse bringen eigentlich mehr als das Doppelte auf die Waage. Nachbarn waren auf den verwahrlosten Hund aufmerksam geworden. Die Besitzerin konnte schließlich überredet werden, das Tier abzugeben. Auch das Veterinäramt ist mit an Bord, könnte ein Haltungsverbot für Janoschs ehemaliges Frauchen aussprechen.

141 Tiere warten im Tierheim Witten auf ein neues Zuhause

„Wir bekommen immer öfter solche abgemagerten Hunde rein“, klagt Simon. „Es ist erschreckend.“ Meist liege es nicht am mangelnden Geld. Eher an Unwissen oder Desinteresse. „So ein Tier kostet Geld und vor allem auch Zeit“, mahnt die Tierschützerin. Doch vermehrt würden Menschen einen Hund zu sich holen und erwarten, dass er funktioniere wie ein Gerät. „Und wir sollen die Bedienungsanleitung dazu liefern“, sagt die 43-Jährige. „Aber Tiere funktionieren eben nicht einfach so.“

Auch Goliath, ein Mastín-Español-Mischling, wartet im Tierheim Witten auf ein neues Zuhause. Große Hunde wie das 70 Kilo schwere Tier sind nicht leicht zu vermitteln.
Auch Goliath, ein Mastín-Español-Mischling, wartet im Tierheim Witten auf ein neues Zuhause. Große Hunde wie das 70 Kilo schwere Tier sind nicht leicht zu vermitteln. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Aktuell haben 141 Tiere an der Wetterstraße ein vorübergehendes Zuhause gefunden, darunter 40 Hunde. Kurz vor den Festtagen verlassen nur wenige Vierbeiner das Tierheim. Hier wie auch in anderen Einrichtungen herrscht allgemeiner Abgabestopp – außer, jemand möchte ein Tier zu sich nehmen, mit dem er sich schon längere Zeit zuvor beschäftigt und vertraut gemacht hat. „Aber es kommen immer ein paar wenige Personen kurz vor knapp und wollen noch ein Weihnachtsgeschenk“, sagt Simon. Das sei allerdings in den letzten Jahren weniger geworden: Viele besorgen sich ihr Wunsch-Haustier mittlerweile im Internet.

Ruhiger wird es für die Tierheim-Mitarbeiter übrigens auch an den Festtagen nicht. Sie sind an Heiligabend, den Feiertagen und Silvester täglich vor Ort, um die Tiere zu versorgen. Kirsten Simon kommt sogar in der Silvester-Nacht vorbei, um nach dem Rechten zu schauen. Um die anstehenden Feuerwerke für die Hunde erträglicher zu machen, läuft an Silvester das Radio in den Hunde-Zwingern die ganze Nacht hindurch.