Witten. Viele Hunde warten im Tierheim Witten schon lange auf ein neues Zuhause. Leiterin appelliert: Auch problematischen Tieren eine Chance geben.
Die gute Nachricht zuerst: Balu, der achtjährige italienische Herdenschutzhund, der sechs Jahre lang im Tierheim an der Wetterstraße auf neue Halter wartete, hat endlich ein Zuhause gefunden: „Ein Mann aus Österreich war der Richtige – dass alles endlich geklappt hat, hat uns so glücklich gemacht, dass wir geweint haben“, erzählt Tierheimleitung Kirsten Simon.
Doch das Tierheim ist wieder voll – derzeit stehen sogar fünf Hunde auf der Warteliste. „Das sind schwierige Hunde, die abgegeben werden sollen, weil sie zum Beispiel beißen – aber es gibt auch immer mehr Probleme mit Katzen“, sagt Simon.
Aggressivität ist Abgabegrund Nummer eins bei Katzen
Früher seien Katzen ins Heim gegeben worden, weil sie unsauber waren oder wegen einer Katzenhaarallergie, erklärt Simon, „doch mittlerweile ist Aggressivität bei Katzen zum Abgabegrund Nummer eins geworden.“ Häufig seien Katzen betroffen, die mal Freigänger waren und dann ohne Freigang gehalten werden.
Solch angriffslustige Stubentiger sind zum Beispiel Lakritz und Seki, zwei Europäische Kurzhaarkatzen, die beide im Sommer 2021 ins Tierheim kamen. „Bei Lakritz trauten sich die Halter kaum mehr in die Wohnung, ich habe sie da raus geholt.“ Beide Katzen sollen in ihrem neuen Zuhause die Möglichkeit zum Freigang haben, – „und es sollten keine Kinder vorhanden sein.“
Der größte Bewohner wiegt etwa 50 Kilogramm
Aber auch dieses Mal ist wieder ein Herdenschutzhund im Angebot: Hugo, mit etwa 75 Zentimeter Schulterhöhe und ungefähr 50 Kilogramm „Kampfgewicht“ ist er das derzeit größte Tier im Heim. „Er ist acht Jahre alt und mag keine fremden Menschen.“ Hugos Halter hat sein Haus aus wirtschaftlichen Gründen verloren und damit auch Hugos Aufgabe – als Wachhund. „Für Hugo muss es ein Haus, oder wenigstens eine große Wohnung mit Garten sein – und bitte keine Familie mit Kindern oder anderen Hunden.“
Dasselbe gilt für Mischlingsdame Merle, die auf etwa zehn Jahre geschätzt wird. Auch bei ihr ist zunächst Vorsicht geboten. „Merle kommt aus dem Auslandstierschutz und verstand sich auf der Pflegestelle nicht mit den anderen Hunden.“
Der siebenjährige Benno ist „Langzeitinsasse“
Der Münsterländer Benno ist Langzeitinsasse: Seit drei Jahren wartet er auf neue Halter und damit fast die Hälfte seines siebenjährigen Lebens. „Benno ist hübsch und energiegeladen und sieht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben, aber wenn ihm bei seinen Haltern etwas zu Hause nicht passt, dann kann er richtig garstig werden.“ Deshalb soll auch Benno zu erfahrenen Hundehaltern und nicht zu einer Familie mit Kindern vermittelt werden – mit anderen Hunden verstehe er sich aber gut, so Simon.
„Viele Interessenten trauen sich nicht, es mal mit einem problematischen Tier zu versuchen, dabei klappt das oft sehr gut – insbesondere wenn die Halter Erfahrung mitbringen.“ So wie bei Balu, der sein neues österreichisches Herrchen „beim ersten Date am liebsten gefressen hätte, aber schon am nächsten Tag mit ihm kuschelte – da geht einem einfach das Herz auf.“
Viele Nymphensittiche und Kaninchen-Babys
Natürlich gibt es auch gänzlich unproblematische Tiere im Tierheim: Der kleinste Bewohner ist beispielsweise gerade ein kleiner gelber Kanarienvogel, der sicherlich keiner Fliege etwas zuleide tut, der seltenste Insasse ist ein Bourke-Sittich.
Die buntesten Tiere sind definitiv die Ziegensittiche Bonny und Clyde – Voraussetzung hier: „Die zwei geben wir definitiv nur zusammen als Paar ab und man benötigt eine große Zimmervoliere.“ Genauso wie die Nymphensittiche, die auch wenigstens zu zweit sitzen sollten, wie Simon erklärt. „Sie auch als Gruppe abzugeben wäre natürlich ein Traum, zu Spitzenzeiten hatten wir zehn Stück hier.“
Auch Jungtiere leben derzeit im Tierheim – und zwar acht Wochen alte Kaninchen. „Ein Halter wollte sein Kaninchen gleichgeschlechtlich vergesellschaften, bekam jedoch das falsche Geschlecht verkauft und fand kein Zuhause für die Kaninchen-Babys – so landeten sie bei uns.“
Vermittlung auch an Berufstätige
Das Tierheim (Wetterstr. 77) ist montags, dienstags, donnerstags und freitags zwischen 14.30 und 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr. Ein Besuch ist auch ohne Termin möglich. Es gilt 2G und Maskenpflicht.
Im Gegensatz zu vielen anderen Tierheimen gibt das Tierheim Witten auch Hunde an Berufstätige oder auch ältere Interessenten (über 60 Jahren) ab, betont Kirsten. „Das Wohl der Tiere steht im Vordergrund, wir prüfen jeden Fall und wenn es passt, dann vermitteln wir das Tier.“
Bei einem Einbruch kurz vor Weihnachten war die Spendenkasse des Heims gestohlen worden. Viele Spenden haben das Tierheim seitdem erreicht, berichtet Tierheimleitung Kirsten Simon. „Dafür möchten wir uns bei allen Unterstützern herzlich bedanken!“