Witten. Wer Heiligabend nicht nur bei der Familie verbringen wollte, konnte noch feiern gehen. Eine Wittener Kneipe machte es möglich – trotz Corona.
Partystimmung herrschte Heiligabend in einer Wittener Kneipe. Diesen Eindruck legen zumindest Bilder nah, die auch der Redaktion vorliegen. Abfeiern in Corona-Zeiten? Geht das denn?
Früher, in der Vor-Pandemie-Zeit, gehörte es gerade für Singles fast zum Fest dazu. Nach der Bescherung mit Oma, Eltern, Nichten und Neffen ging es zur Christmas-Party in die Kneipe. Oder zumindest zum fröhlichen Spätumtrunk. Daran wagte man im zweiten Corona-Jahr mit einer Ausbreitung der Omikron-Welle eigentlich gar nicht zu denken. Um so erstaunter wird mancher gewesen sein, dass zu einem solchen Event mit DJ und „XMAS Drinks“ eingeladen wurde – an Heiligabend in einer Wittener Gaststätte.
Bilder aus Witten zeigen Menschen in Partylaune
Das war noch vor der jüngsten Verschärfung der Corona-Verordnung. Allerdings war auch zu diesem Zeitpunkt schon laut Paragraf 5 Absatz 1 „der Betrieb von Clubs, Diskotheken und vergleichbaren Veranstaltungen“ verboten. Mit 2 G oder zumindest 2 G plus durfte aber in Maßen gefeiert werden, ohne dass Tanzen den „Schwerpunkt“ der Veranstaltung darstellte. Eine Beschränkung der Kontakte auf zehn Personen bestand zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht.
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Die Bilder, die jetzt zu sehen sind, zeigen Menschen in Partylaune, manche an der Theke, andere tanzend, jemand ruft „Liebe“ und lacht, es gibt sogar Livemusik. Einige wenige Gäste tragen Maske, Abstand halten – Fehlanzeige. Das Lokal scheint gut besucht zu sein. Alles legal?
Wittener Polizei notierte eine Ruhestörung
Nun, wo kein Kläger, da kein Richter. Eine Anzeige liegt offensichtlich nicht vor, die Polizei notierte in jener Nacht an diesem Ort lediglich eine Ruhestörung gegen 2.45 Uhr. Rechtlich scheint es sich tatsächlich um eine Grauzone zu handeln. Das Lokal durfte öffnen, Musik ist nicht verboten und wenn mal jemand tanzt – denkbar. „Und trotzdem ist es beängstigend, dass so was noch geht“, heißt es aus Polizeikreisen. „Das sieht wirklich wie Party aus.“ Und was sagen die Veranstalter selbst?
„Wir nehmen die Corona-Regeln sehr ernst“, erklärt der Betreiber der Wittener Kneipe. Er bestreitet nicht, dass eine kleine Feier stattgefunden habe. Allerdings seien alle Gäste geimpft oder genesen gewesen. „Das haben wir streng kontrolliert und allen Besuchern feste Plätze zugewiesen. Ich habe selbst am Eingang gestanden und das überprüft.“ Sogar wer nur kurz zum Rauchen nach draußen gegangen sei, habe einen Stempel bekommen – damit sich niemand reinmogeln konnte.
Wittener Wirt: Corona ist kein Kinderspiel
Dass getanzt wurde, sei vorgekommen. Jedoch habe es sich nicht von vornherein um eine Tanzparty gehandelt. „Manche sind mal kurz aufgestanden und haben sich ein bisschen zur Musik bewegt.“ Maximal sechs Gäste seien das gewesen. „Und es hat nicht jeder mit jedem getanzt, sondern immer nur Paare, die sowieso zusammen gekommen sind.“ Die seien einfach froh gewesen, sich mal wieder ein wenig amüsieren zu können.
Der Wirt kennt die Bilder, die von dem Abend kursieren. Er habe sich selbst gewundert, wie voll es darauf aussah. „Aber das kommt ja immer auf die Perspektive desjenigen an, der die Bilder macht.“ Er betont: „Es war nicht überfüllt.“ Nur die Hälfte der Besucher, die normalerweise in die Kneipe passen, hätte hineingedurft. So sei es auch für Silvester geplant. Er sei sich seiner Verantwortung bewusst, so der Betreiber: „Corona ist kein Kinderspiel.“