Velbert. Bei der Velberter Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß Langenhorst tanzen Männer mit Leidenschaft und brechen dabei mit traditionellen Karnevalsrollen.

Es ist Dienstagabend, 20 Uhr, in der Apostelkirche in Velbert. Schon von draußen hört man das Lachen der Männer, die sich vor dem Training in einer lockeren Runde unterhalten.

Ein großer Kasten Bier steht bereit, doch auch nicht-alkoholische Getränke sind vorhanden. Die Stimmung ist ausgelassen, doch sobald sich die Tänzer Arm in Arm aufstellen, wird es ernst. Ein lauter Motivationsruf, ein letzter Schluck – dann geht es los. In zwei Reihen marschieren die Männer aufeinander zu, bereit für eine intensive Trainingseinheit.

Monatelange Vorbereitung für den großen Auftritt in Velbert

Seit 60 Jahren gibt es die Eröffnungsshow der KG Grün-Weiß Langenhorst, bei der die Männergruppe eine feste Rolle spielt. Die Leitung hat Sabrina Kolter-Jaite, die ihre Tänzer mit einem strengen, aber herzlichen Blick beobachtet. Die Choreografien denkt sie sich selbst aus. Sie trainiert nachmittags Kinder, dann Jugendliche, Frauen – und zum Schluss die Männer. „Das Beste kommt eben zum Schluss“, sagt sie schmunzelnd.

Training der Männertanzgarde der KG grün Weiss Langenhorst  in Velbert
Trainerin Sabrina Kolter-Jaite beim Training der Männertanzgarde der KG Grün-Weiß Langenhorst. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Von Mai bis Januar trainiert die Männergruppe jeden Dienstag, ab Januar kommt eine Sonntagseinheit hinzu – alles für den großen Auftritt bei der Kostümsitzung der KG Grün-Weiß Langenhorst. In diesem Jahr findet sie am 15. Februar statt. Erstmals gibt es zudem eine Kinder- und Familiensitzung am Tag darauf, bei der die Männer ebenfalls auftreten.

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Die Gruppe hat in den vergangenen Jahren enormen Zulauf bekommen: Waren es einst nur drei Tänzer, sind es inzwischen 16 Männer zwischen 28 und 50 Jahren. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich über die Homepage melden. Mitbringen muss man nur eines: Spaß am Karneval.

Training der Männertanzgarde der KG grün Weiss Langenhorst  in Velbert
 Luca Scapellato kam über den Showtanz zu den Männern. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Eine große Leidenschaft für den Velberter Karneval

Zwei der Tänzer sind Luca Scapellato und Tim Hempelmann. Beide kamen kamen über eine andere Tanzgruppe der Karnevalsgesellschaft zu den tanzenden Männern. Hempelmann erinnert sich an sein erstes Training: „Ich war schockverliebt.“ In dieser Session ist er zudem Velberter Stadtprinz – zusammen mit seinem Freund. Ihre Amtszeit läuft von der Proklamation am 16. November bis Aschermittwoch.

Scapellato erzählt von seinem ersten Auftritt: Als Bryan Adams verkleidet, mit Lederjacke und einer aufblasbaren Luftgitarre, wurde ordentlich abgerockt. „Mein erster Auftritt und ich habe direkt gemerkt, wie geil die Stimmung war“, sagt er.

Velberter Männer voller Energie

Die Musik startet: „Verdammt, ich lieb dich“ von Matthias Reim dröhnt durch den Saal. Die Männer springen, drehen sich, lachen – doch jeder kennt seinen Platz, jede Bewegung sitzt. Es folgen spektakuläre Hebefiguren: Zwei Tänzer werden von jeweils sieben Männern in die Luft geworfen und sicher aufgefangen. Dann hält ein Trio einen vierten Tänzer an den Füßen in der Luft – er bleibt für ganze 15 Sekunden stehen, bevor er sicher abgesetzt wird. Es folgt „I was born to love you“ von Freddie Mercury. Auch wenn es kein typisches Karnevalslied ist, passt es, um die Energie der Velberter Tanzgruppe zu beschreiben. Der Karneval verkörpert für Scapellato Sport, Party, geile Leute und ein familiäres Umfeld. „Für mich ist Karneval Tradition, Gemeinschaft und der Zusammenhalt aller Velberter Karnevalsvereine“, sagt Stadtprinz Hempelmann. Wie das Lied schon vermuten lässt, sind einige wirklich geboren, um den Karneval zu lieben – und das zeigt sich in jedem Lachen, das durch die Halle zieht.

Training der Männertanzgarde der KG grün Weiss Langenhorst  in Velbert
Ein großes Herz für ihre Männertanzgruppe. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Mehr als nur ein Hobby

Doch es geht nicht nur um das Training. Der Zusammenhalt wird großgeschrieben. Einmal im Jahr fährt die Gruppe nach Willingen, finanziert aus einer Mannschaftskasse. Jeder zahlt monatlich zehn Euro ein – davon wird jede Woche ein Kasten Bier gekauft, das Restgeld fließt in die Reisekasse. Trainerin Kolter-Jaite schaut zufrieden zu den Männern. „Ich bin wirklich stolz auf die Männertanzgruppe“, sagt sie. Sie fiebert auf den Moment hin, in dem sich die ganze harte Arbeit auszahlt, in dem jeder Schritt, jedes Lachen, jedes Training seine Bedeutung bekommt. Ein Moment, der den Karneval lebendig macht und der für immer in Erinnerung bleibt.