Velbert. Sie tanzen in der Garde der KG Grün-Weiß Langenhorst: Die Jugendlichen lieben ihr teils sehr anstrengendes Hobby, kennen aber auch Vorurteile.
Während andere feiern, bützen und Krawatten abschneiden, beginnt für Lili-Minou, Fynn, Jonas und Benny der wohl anstrengendste Tag des Jahres.
„Sieben Auftritte allein bis zum Mittagessen“, das hat der 15-jährige Gardetänzer und ehemalige Kinderprinz von Grün-Weiß Langenhorst schon auf dem Plan für den Altweibervormittag gezählt. Und nach der kleinen Pause folgen mindestens noch mal so viele. Dann heißt es rein in den Bus, weiterfahren, raus aus dem Bus, tanzen und wieder weiter. Dennoch haben die vier Teenies der Jugendtanzgarde keinen Zweifel daran: „Es macht einfach verdammt viel Spaß.“
29 Jugendliche tanzen bei der Jugendgarde von Grün-Weiß Langenhorst
Die vier erzählen, stellvertretend für alle 29 Mädchen und Jungs der Jugendgarde, was es für sie bedeutet, Gardetänzerin bzw. -tänzer zu sein. Während Fynn durch seine Mama Sabrina „in den Karneval reingeboren wurde“, hat die 14-jährige Lili-Minou durch ihr Interesse am Gardetanz am Ende die ganze Familie zur Karnevalsgesellschaft gebracht.
„Ich war von den Auftritten immer total begeistert“, erinnert sie sich noch an ihre Kindergartenzeit. „Und habe dann gesagt, dass ich da mitmachen möchte.“ So beginnt sie mit sechs Jahren in der Kindertanzgarde und nach und nach kommt die ganze Familie dazu. Lili-Minous Mama ist mittlerweile erste Geschäftsführerin, ihre kleine Schwester tanzt ebenfalls in der Garde, begleitet dieses Jahr sogar das Kinderprinzenpaar und selbst Lili-Minous Papa tanzt mittlerweile mit.
Schnell wird klar: Die KG Grün-Weiß Langenhorst ist mehr als ein lustiger Verein, der sich der fünften Jahreszeit verschrieben hat. „Ich hatte schon mal ans Aufhören gedacht“, gesteht Lili-Minou, „aber ich konnte es einfach nicht“, sagt sie weiter. „Wir sind eine Familie“, bestätigt der 15-jährige Jonas.
Er ist durch seine Schwester in den „Karnevalssog“ gezogen worden. „Ich habe ihr immer beim Tanzen zugeschaut, hab gemeinsam mit Benny unterm Tisch gesessen und mitgetanzt“. Denn auch Bennys Schwester tanzte schon begeistert in der Garde von Grün-Weiß Langenhorst. Mittlerweile sind die Jungs seit mehr als acht Jahren dabei. Ans Aufhören haben sie noch nie gedacht: „Gerade wenn ich bei älteren Menschen das Strahlen in den Augen sehe und spüre, dass ich ihnen Freude bereiten kann, ist es für mich ein tolles Gefühl“, erklärt Benny (16). Fynn hingegen, der nicht nur Gardetänzer sondern auch begeisterter Fußballspieler ist, „dachte immer wieder mal ans Aufhören“. Aber „es ist einfach ein toller Moment, wenn man vor so vielen Leuten tanzt – und ihre Freude animiert mich dann auch immer, weiterzumachen“.
Und das machen die vier Garden, bestehend aus Minigarde, Kindergarde, Jugendgarde und Erwachsenengarde mit insgesamt 100 Tänzerinnen und Tänzern, mittlerweile sehr professionell. Dafür üben sie regelmäßig – und das nicht nur kurz vor der fünften Jahreszeit. Nach Veilchendienstag dürfen alle kurz verschnaufen, doch direkt nach den Osterferien geht es dann schon weiter. Für Benny und Jonas geht es neben dem wöchentlichen Tanztraining, in dem sie die Choreographie, die die Tänzer gemeinsam mit ihren Trainerinnen Ruth und Lisa entwickeln, einüben, noch zum Hebetraining. Hier werden neben der Kraft, die die Jungs benötigen, auch immer wieder neue, spektakuläre Figuren für die Show eingeübt.
Und längst gibt es dazu nicht mehr Marschmusik, sondern Songs von Karnevalsbands wie Kasalla oder Brings. „Also Lieder, die in jeder Kneipe laufen“. Viel Zeit, viel Herzblut, viel Energie investieren die Jugendlichen, um am Ende eine tolle Choreographie auf die Beine zu stellen und damit alle Jecken zu begeistern. Nicht immer zeigt das Umfeld Verständnis dafür. „Karneval ist leider immer noch immer mit sehr vielen Vorurteilen behaftet“, bedauert Fynns Mama.