Velbert/Langenberg. Am Montag gab es erneut eine Hochwasserwarnung. Eine Mitteilung, die besonders in Velbert-Langenberg den Menschen Sorge bereitet, jedes Mal, seit dreieinhalb Jahren.
Leise prasselt der Regen auf das Kopfsteinpflaster, das Rauschen des Hardenberger Bachs ist deutlich zu hören. Die Passanten in Velbert-Langenberg haben die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen oder Schirme aufgespannt. Doch trotz der eiligen Schritte riskieren die meisten zumindest kurz einen sorgevollen Blick über die Brüstung hinunter zum Bach.
Denn nach dem Hochwasser 2021 leben die Langenberger, insbesondere die mit Häusern, die unweit des Baches liegen, ständig in der Sorge, dass sich das schwerwiegende Unglück von Mitte Juni 2021 wiederholt.
Angst vor erneutem Hochwasser ist bei Langenbergern immer da
Im Antiquariat im Honnes ist heute Christel Niespodiani im Einsatz. Sie weiß, „besonders meine Chefin Isolde Marx ist immer in Sorge, wenn das Wasser steigt“. Auch im Urlaub lässt sie der Gedanke nicht los, dass das Wasser wieder über die Ufer schwappt, dann ruft sie regelmäßig beim Nachbarn Arndt Backhaus an und erkundigt sich nach dem aktuellen Pegelstand. An die Katastrophe vor dreieinhalb Jahren erinnert sich Christel Niespodiani noch genau. „Klar ist man nun immer unter Anspannung“.
Insbesondere, als es wieder eine Hochwasserwarnung im November 2024 gab und der Pegel des Hardenberger- sowie des Deilbachs massiv anstiegen. „Drei Tage nachdem die Tiefgarage nach dem Hochwasser von 2021 wieder eröffnet wurde.“ An im Wasser treibende Müllsäcke, an das viele Wasser im Keller, all das sind Erinnerungen, die dann wieder aufkommen. Und auch, dass das alte Fachwerkhaus, in dem das Antiquariat beheimatet ist, eben aufgrund der Bausubstanz sehr lange gebraucht hat, um wieder zu trocknen. Dass man sich um Hochwasser in der Bücherstadt sorge, das ist neu. „Klar gab es immer mal ein bisschen Hochwasser bei der Schneeschmelze, aber sowas, das gab es noch nie.“ Sie findet: „Klar, den Klimawandel kann man nicht aufhalten, aber man müsste mal überlegen, was man unternehmen kann, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Maßnahmen ergriffen worden sind.“
Trotz des Regens und der Kälte bleibt Elisabeth Gronau an der Brücke, unter der der Deilbach und der Hardenberger Bach zusammenlaufen, stehen. Die Rentnerin schaut auf das fließende, trübe Wasser. „Wenn die Warn-App anspringt, geht der Puls bei mir gleich hoch.“ Auch wenn sie von dem Hochwasser persönlich nicht betroffen war, kann sie die Bilder von den vollgelaufenen Kellern, von all dem Schlamm und dem Unrat, der auf den Straßen lag, nicht vergessen. „Und vor allem die verzweifelten Menschen, denen ihre Existenz einfach davon geschwommen ist.“ Auch sie kann sich nicht daran erinnern, dass die Pegel in Langenberg in den früheren Jahrzehnten so häufig so hoch gewesen sind. „Selbst mein Großvater hat sowas nie berichtet.“
Mit steigenden Pegelständen werden die schrecklichen Erinnerungen wach
Wenn der Pegel des Baches steigt, steigt auch die Sorge beim Team der Adler-Apotheke. Arndt Backhaus hat mittlerweile drei Apps, die ihn vor Hochwasser warnen. Auch „wirft er dann alle halbe Stunde einen Blick aus dem Fenster“, erklärt seine Frau, die mit ihm die Apotheke nach dem Hochwasser 2021 wieder aufgebaut und im Januar 2022 dann wieder eröffnen konnte. Im November räumten die Mitarbeiter die im Keller lagernden Arzneimitteln nach oben, am Ende hatten sie Glück und nur der hintere Keller war feucht. Doch auch heute wiederholt Ivonne Backhaus die Aussage ihres Mannes von vor drei Monaten: „Noch ein Hochwasser und wir machen zu.“
Elisabeth Gronau hat sich aufgerafft und geht weiter. Sie zieht die Kapuze ab. Der Regen hat aufgehört. „Und jetzt soll es kalt werden, das ist gut, dann hört der Regen hoffentlich auch auf.“ Das wünscht sie sich „für die Langenberger, aber auch für mein Gemüt, dieser Dauerregen macht einen ja völlig fertig“.