Velbert. Der Juli 2021 hat auch in Velbert gezeigt, wie viel Verwüstung und Leid Wasser anrichten kann. Kann so etwas künftig vermieden werden?

Es ist da. Das Hochwasserschutz-Konzept, das der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW), die Stadt Velbert und die Technischen Betriebe Velbert (TBV) – wohlgemerkt schon im Frühsommer 2021 und somit vor dem fürchterlichen „Land unter“ in Langenberg sowie auch in Neviges – gemeinsam in Angriff genommen und dann erstellt haben. Im Zentrum stehen der Deilbach und der Hardenberger Bach.

Und sollten tatsächlich sämtliche im Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt und verwirklicht werden können, sagt Kristin Wedmann, habe man damit Schutz vor einem so genannten Jahrhundert-Ereignis.

Schon in Velberter Gremien erörtert

Das Konzept ist ein gemeinsames Vorhaben und auch Anliegen von BRW, TBV und Stadt Velbert. Im Bild von links: Geschäftsbereichsleiterin Kristin Wedmann, Vorstand Sven Lindemann und Fachdezernent Jörg Ostermann.
Das Konzept ist ein gemeinsames Vorhaben und auch Anliegen von BRW, TBV und Stadt Velbert. Im Bild von links: Geschäftsbereichsleiterin Kristin Wedmann, Vorstand Sven Lindemann und Fachdezernent Jörg Ostermann. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Allerdings sei man nicht vor einem derartigen Extremfall in einem solch zuvor nie dagewesenen Ausmaß gefeit, betont die Diplom-Ingenieurin und Leiterin des BRW-Geschäftsbereichs Technik umgehend, wie er vor zwei Jahren dann Mitte Juli die beiden Velberter Stadtbezirke – und dabei mit Abstand am heftigsten Langenberg – und ihre Bewohner getroffen hat. Das sei eine illusorische Vorstellung.

Absoluter Schutz ist eine Illusion

Nach Auskunft Jörg Ostermanns ist, nachdem das beauftragte Büro „Hydrotec“ (Aachen) das Konzept fertiggestellt hatte, die Politik informiert und eingebunden worden. Das sei in einer dafür eigens anberaumten, gemeinsamen nicht-öffentlichen Sitzung der Mitglieder des TBV-Verwaltungsrates und derer des Ratsausschusses für Klima und Umwelt geschehen, so der Fachdezernent auf WAZ-Anfrage weiter. Er spricht zurückblickend von einer positiven Aufnahme und einem guten Austausch. „Wirklich sehr versiert“, sagt er.

Zwei Arten von Maßnahmen aufgelistet

Ein Hochwasserrückhaltebecken wie dieses vom BRW ist immer auch eine Anlage, die regelmäßig technisch gewartet und auch gepflegt werden muss.
Ein Hochwasserrückhaltebecken wie dieses vom BRW ist immer auch eine Anlage, die regelmäßig technisch gewartet und auch gepflegt werden muss. © FUNKE Foto Services | Heinz-Werner Rieck

Die zusammengestellte Liste mit Vorschlägen für angezeigte Präventionsmaßnahmen – ihre Zahl ist zweistellig – umfasst einerseits Rückhaltemaßnahmen wie Retentionsflächen, Becken und ökologische Gewässerverbesserung und andererseits so genannte Linienschutzmaßnahmen wie etwa Dämme und/oder Mauern. Dabei ist Linienschutz Sache der Stadt. Der BRW unterhält im Stadtgebiet zwecks Rückhalts und Drosselung bereits acht Hochwasserrückhaltebecken. Das kleinste, berichtet Wedmann, fasse gerade einmal 600 Kubikmeter. Hingegen ist das größte und auch jüngste namens Rinderbach/Velbert auf bis zu 100.000 Kubikmeter ausgelegt. Es schützt vor allem Heiligenhaus.

Anlieger im weiteren Verlauf im Blick haben

Klar ist: Was immer letztlich auch konkret passiert und umsetzbar ist, wird Jahre dauern. Die Überlegungen konzentrieren sich auf den Deilbach, der in Sprockhövel nahe der Grenze zu Wuppertal-Barmen entspringt, und auf den Hardenberger Bach, der aus Wuppertal-Dönberg kommt. Und natürlich aufs Velberter Stadtgebiet. Man dürfe die Bedingungen der Unterlieger im weiteren Verlauf der Bäche „nicht verschlechtern und ihre Situation nicht verschärfen“, erläutert TBV-Vorstand Sven Lindemann eine wesentliche Maßgabe fürs Vorgehen.

Gespräche mit Eigentümern erforderlich

Da für jede Maßnahme natürlich auch entsprechend Grund und Boden erforderlich sind, sind nun erst einmal bis zum Jahresende Gespräche mit potenziell betroffenen Grundstückseigentümern angesetzt. Diese Aufgabe übernehmen Mitarbeiter aller drei Beteiligten. Anschließend wird die Öffentlichkeit über das endgültige Konzept und die konkreten Schritte informiert.

Deilbach soll sich ausbreiten können

In quasi greifbarer Nähe ist hingegen ein schon seit längerem geplantes Vorhaben in der Deilbachaue. Der Bach soll zwischen dem Sportplatz Uferstraße und dem S-Bahn-Haltepunkt Nierenhof Platz bekommen, sich im Fall des Falles auszubreiten. Die Planung stehe, die Genehmigung sei da, berichtet Kristin Wedmann: „Wir hoffen in der zweiten Hälfte nächsten Jahres damit starten zu können.“ Das Projekt gehöre zwar nicht zu dem Konzept, passe aber sowohl unter ökologischen als auch Hochwasserschutz-Aspekten wirklich gut dazu.

>>> Nicht auf Taten warten, selbst was unternehmen

„Wassersensibel planen und bauen“ lautet der Titel einer ganz neuen Broschüre vom Kreis Mettmann. Sie enthält auf mehr als 40 Seiten Hinweise, Tipps und Ratschläge zur Starkregenvorsorge für Hauseigentümer, Bauwillige und Architekten.

Neben sinnvollen vorbeugenden Maßnahmen stellt der Leitfaden auch die typischen Schwachstellen an Grundstücken und Gebäuden bei Starkregen dar.

Diese Broschüre kann voraussichtlich von Montag an auf der Homepage des Kreises (www.kreis-mettmann.de) heruntergeladen werden. Außerdem ist geplant, gedruckte Exemplare an alle kreisangehörigen Städte zu geben, so dass die Broschüre demnächst auch dort angefordert werden kann.