Langenberg. Nach Weihnachten ist Zeit für (neuen) Lesestoff: Wir haben in Velbert-Langenberg nach Buchempfehlungen für ruhige Stunden gefragt.
Bald ist sie da, diese besondere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr: Wenn die Welt sich ein wenig langsamer zu drehen scheint, wenn nach dem Trubel der Feiertage ein wenig Ruhe einkehrt. Genau dann ist die Zeit, sich aus der Hektik des Alltags zu verabschieden - und statt sozialer Medien und Streaming-Portalen sich vielleicht mal wieder mit einem Buch zu beschäftigen.
Tipps aus der Buchhandlung Kape
Eine, die sich qua Beruf schon auskennt, ist Ayoka Weber, Inhaberin der Buchhandlung Kape. Sie hat gleich zwei Titel parat, mit denen sich ein paar gemütliche Stunden auf dem Sofa verbringen lassen.
„Es ist zwar kein richtiger Roman, denn die einzelnen Kapitel hängen nur lose zusammen“, sagt sie über „Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes“. Geschrieben hat dieses Buch Giulia Becker, „und es ist wirklich lustig“, sagt die Langenberger Buchhändlerin.
Ausflug in die „Umlaufbahnen“
Die einzelnen Geschichten auf den 224 Seiten beginnen stets harmlos und nehmen dann unerwartete, „teils absurde“, Wendungen. Die Autorin nimmt den Alltag ins Visier - etwa den Urlaub im Wellness-Hotel oder die Suche nach einem Therapieplatz. Natürlich gibt es diesen Schmöker auch in der Buchhandlung an der Hauptstraße.
Tipp Nummer zwei ist ein Buch, „in das man richtig versinken kann“, sagt Ayoka Weber. In „Umlaufbahnen“ erzählt die Autorin Samantha Harvey von sechs Astronautinnen und Astronauten aus unterschiedlichen Nationen, die in einer Raumstation die Erde umkreisen. „Unaufgeregt“, beschreibt die Buchfachfrau diesen Roman, der in diesem Jahr mit dem Booker-Preis ausgezeichnet worden ist.
Boutique-Chefin empfiehlt Spannendes
Wem diese beiden Bücher nicht spannend genug sind, für den hat Anja Bötzel-Hirsch eine Idee: Die Inhaberin der Boutique „Froschkönigin“ in Bonsfeld hat gerade „Das Kind“ von Sebastian Fitzek auf dem Nachttisch liegen. Der Psychothriller erzählt von einem Zehnjährigen, der fest davon überzeugt ist, in seinem früheren Leben ein grausamer Serienmörder gewesen zu sein. Und er scheint das auch beweisen zu können … „Besinnlich ist dieses Buch nicht“, sagt die Unternehmerin, „aber spannend. Und sehr irreführend. Kann also sehr spannend sein, sich damit auseinander zu setzen.“
Auf den Spuren des historischen Europas
In eine ganz andere Richtung geht der nächste Tipp: „Folgendes Buch halte ich für eines der besten, das ich je gelesen habe - literarisch und inhaltlich“, wirbt Elmar Lamers, der die Art Galerie auf der Hauptstraße 39 führt, für „Die Zeit der Gaben - Zu Fuß nach Konstantinopel: Von Hoek van Holland an die mittlere Donau. Der Reise erster Teil“ von Patrick Leigh Fermor. „Übersetzt wurde es kongenial von einem ehemaligen Kommilitonen von mir, Manfred Allié, der für diese Übersetzung einen hoch dotierten Übersetzerpreis erhalten hat.“
Und darum geht es: 18 Jahre alt ist Patrick Leigh Fermor, als er sich aufmacht, Europa zu erkunden. Sein Ziel vor Augen, er will nach Konstantinopel, wandert er zunächst von Hoek van Holland rheinaufwärts. Tief hinein nach Deutschland geht die winterliche Reise, durch Wiesen und Wälder, verschneite Städte, die Donau entlang, nach Wien und Prag, bis in die ungarischen Marschen. Es ist das Jahr von Hitlers Machtergreifung. „In seiner poetischen und präzisen Sprache lässt Patrick Leigh Fermor vor unserem inneren Auge das alte Europa erstehen, das wenige Jahre später in Schutt und Asche versinken wird.“
Empfehlung aus der Redaktion
Und was empfiehlt der WAZ-Redakteur? Als großer Fantasy-Fan gleich zwei Buchreihen. Die amerikanische Autorin Leigh Bardugo hat eine Welt geschaffen, die am Übergang zur Moderne steht - in der Magie aber auch eine große Rolle spielt. Im Zentrum der „Krähen“-Romane steht eine Gruppe junger Erwachsener, die im Gegensatz zu klassischen Helden alle einen zwielichtigen Hintergrund haben - sich aber angesichts ihrer Umwelt zusammenraufen und durchsetzen müssen. Assoziationen zur „echten“ Welt gibt es reichlich - und spannende Geschichten dazu.
Die zweite Reihe ist eine Art Harry Potter für Erwachsene: In den „Dunklen Fällen des Harry Dresden“ - im Original „The Dresden Files“ - geht es um den einzigen zugelassen Zauberer in Chicago. Autor Jim Butcher hat die Serie auf 27 Bücher angelegt, die noch lange nicht alle erschienen sind.
Das Besondere: Von Buch zu Buch tauchen die Lesenden tiefer in das Dresden-Universum ein, lernen neue Charaktere kennen, erweitert sich die Welt, in der die Geschichten spielen. Zu empfehlen ist dazu auch die englischsprachige Hörbuch-Reihe, hervorragend gelesen von James Marsters - unter anderem bekannt als platinblonder Vampir aus der TV-Serie „Buffy“.