Velbert. Spannendes Werk über den Zusammenschluss von Neviges, Langenberg und Velbert beschäftigt. Einer der Autoren starb aber vor der Veröffentlichung.

Das Erscheinen eines neuen Buches aus dem Velberter Scala Verlag ist normalerweise ein Grund zur Freude – „erzählen“ die Werke doch immer spannende Geschichte(n) aus der Stadt. So ist es auch im zehnten Band der Reih„Velbert im Quadrat“, der sich unter dem Titel „Aus Drei mach Eins“ mit dem Zusammenschluss der Städte Velbert, Langenberg und Neviges vor 50 Jahren beschäftigt.

Doch dieses Mal ist die Freude getrübt. Denn einer der Mitautoren – der frühere Studiendirektor, CDU-Ratspolitiker und Stadthistoriker Gerhard Haun –starb just am Tag der Vorstellung des Buches.

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So ist das von ihm verfasste Kapitel „Die kommunale Neugliederung aus Sicht eines Nevigesers“ auch sein letzter Text – ein spannender Beitrag, der tief und sehr persönlich in die damaligen Befindlichkeiten, Sorgen und rein praktischen Probleme des Zusammenschlusses eintaucht. Dazu gibt es historische Fotos, unter anderem der protestierenden Dönberger, die sich vergessen und abgeschoben fühlten, oder auch vom Nevigeser Ortseingangsschild, das zum Jahreswechsel 1974/75 Trauerflor trug.

Die Dönberger protestierten vor dem Schloss Hardenberg. 
Die Dönberger protestierten vor dem Schloss Hardenberg.  © Repro: Elmar Zielke | Stadtarchiv Velbert

Aus Sicht des Velberter Stadtdirektors „lief der Laden“

Sehr viel positiver berichtet Hans-Günter Steinhauer aus den weichenstellenden Monaten. Der Velberter Stadtdirektor war 1974 vom Landesinnenminister als Verwaltungsbeauftragter bestellt worden – mit dem Auftrag, den Zusammenschluss formal zu organisieren. Es sei „ohne große Reibereien“ vonstattengegangen, erinnert sich Steinhauer, der „von der Leistungskraft der neuen Stadt Velbert überzeugt war“, auch wenn er, wie er heute sagt, auch Richtung Heiligenhaus einen Blick geworfen hatte. Der nahtlose Übergang der unterschiedlichen organisatorischen Verwaltungsausstattungen zum 1. Januar 1975 sei eine Mammutaufgabe gewesen. Steinhauer konnte jedoch bereits am 6. Januar vermelden: „Der Laden läuft!“ Steinhauer erinnert sich noch gut an das dreitägige Festprogramm im Sommer, das – neben einer 36-seitigen Broschüre – das neue Gemeinschaftsgefühl stärken sollte. Höhepunkt der Feierlichkeiten: ein Auftritt der noch jungen Band „Scorpions“.

Die erste Verwaltungskonferenz der neuen Stadt Velbert 1975. Den Vorsitz hatte der Verwaltungsbeauftragte Hans-Günter Steinhauer (Mitte).
Die erste Verwaltungskonferenz der neuen Stadt Velbert 1975. Den Vorsitz hatte der Verwaltungsbeauftragte Hans-Günter Steinhauer (Mitte). © Stadtarchiv Velbert | Stadtarchiv Velbert

Neue Namen für 90 „doppelte“ Straßen in Velbert

Einen spannenden Aspekt des Zusammenschlusses beleuchtet der freie Journalist Reinhard Lüdeke: In den drei Städten, die zu einer werden sollten, gab es zahlreiche doppelt oder sogar dreifach vorkommende Straßennamen. Über Nacht mussten also zahlreiche Gesamt-Velberter eine neue Adresse bekommen, ganz ohne Umzug. Spannend sei, wie damals entschieden worden sei, wer „bleiben“ durfte, wer sich mit einer neuen Anschrift anfreunden musste. „Offensichtlich war die Länge der Straße ein Kriterium“, so Lüdeke. So zogen beispielsweise in Neviges die Bismarckstraße (heute Jacob-Lüneschloß-Straße), die Friedrichstraße (Im Koven), die Oststraße (Antoniusstraße), die Schulstraße (Im Orth) und die Industriestraße (Gewerbestraße) im wahrsten Sinne des Wortes den Kürzeren. Aber auch die Verwechslungsgefahr habe eine Rolle gespielt, so Lüdeke weiter. So habe es nicht nur die Heider Straße (auf Tönisheide), sondern auch die Heidestraße in Langenberg und die Heide gegeben. Offenbar ging die Umbenennung für die 90 betroffenen Straßen alles schiedlich-friedlich mit einem Aufkleber für den Ausweis über die Bühne. „Ich wüsste nicht, dass jemand gegen die Umbenennungen rebelliert hat“, zitiert Reinhard Lüdeke den langjährigen Tönisheider Löschzugführer Bernd Swoboda.

So lief der Zusammenschluss bei der Feuerwehr

Apropos Löschzug: Wie aus drei Feuerwehren eine wurde, hat der frühere Stadtbrandmeister Wolfgang Menne für das Buch aufgeschrieben, der damals den Zusammenschluss am Stichtag „verschlafen“ hat. „Für die Wehren in Neviges und Langenberg war bis dahin das jeweilige Ordnungsamt verantwortlich“, so Menne. Stationiert war dort jeweils ein Krankenwagen, der von freiwilligen Feuerwehrmännern besetzt wurden. Waren sie nicht auf der Wache, wurden Anrufe zu ihnen nach Hause umgeleitet. Wehrleiter Heinz Hellmann hatte mit Löschzügen zu tun, die auf ihre Eigenständigkeit bedacht waren und teilweise sogar Gerätschaften als ihr „Eigentum“ farblich kennzeichneten. Wie daraus eine Velberter Feuerwehr wurde, erzählt Menne im Buch.

Außerdem gibt es auf den insgesamt 88 Seiten ein Grußwort von Bürgermeister Dirk Lukrafka, eine Einleitung von Verlegerin und Heimatkennerin Jutta Scheidsteger, einen historischen Blick durch Stadtarchivar Dr. Ulrich Morgenroth und ein Interview mit den „jungen Wilden“ aus der Langenberger Politik – Hermann-Josef Schmitz (damals Junge Union) und Wolfgang Werner (Jusos).

Erhältlich ist das Buch „Aus Drei mach Eins“ (ISBN 978-3-9824061-7-6) für 24 Euro im gut sortierten Buchhandel oder beim Scala Verlag.