Velbert/Düsseldorf. „Zwingertüren auf“ heißt es täglich für die Hunde. Dann dürfen sie mit ihren Freunden toben. Damit steigen auch die Chancen auf ein neues Zuhause
Fröhlich toben Hennes, Bobi, Kasper, Rondo und die anderen Hundekumpels auf der Wiese umher. Sie spielen, toben, laufen, wälzen sich voller Freude im Gras.
Fast könnte man meinen, sie sind auf einer Hundewiese, beinahe könnte man denken, ihre Besitzer betrachten gerade mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen ihre Lieblinge dabei, wie sie Spaß haben. Doch all diese Hunde haben kein Herrchen oder Frauchen. Leben – teilweise sogar schon bis zu vier Jahren – im Velberter Tierheim. Die sogenannten Langzeitbewohner, die schwer vermittelbaren Hunde, werden immer mehr. Umso wichtiger ist es, dass sie auch in den sozialen Kontakt mit Artgenossen kommen und nicht nur in ihren Zwingern allein leben.
Velberter Projekt Zwingertüren auf gewinnt Tierschutzpreis 2024
„Die Idee zum Projekt ,Zwingertüren auf‘ hatten zwei Mitarbeiterinnen“, erinnert sich Elke Pappas, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Velbert-Heiligenhaus. Gemeinsam im Team wurde beratschlagt, ob und wie der Freilauf der Hunde umgesetzt werden kann, auch der Vorstand des Tierschutzvereins wurde einbezogen. „Denn dadurch entstehen ja auch Kosten“, erklärt die Vorsitzende. So wurden Zäune errichtet, die dafür sorgen, dass die Hunde auf der Wiese auch ausbruchssicher unterwegs sind.
Das ist sehr wichtig, denn nicht jeder von ihnen ist auf Anhieb freundlich zu fremden Menschen. Zudem wollte die Idee gut organisiert werden, denn das Laufen der Hunde, das Herausbringen auf die Wiese, teilweise Maulkörbe anlegen, das verschlingt auch Zeit des Personals. Etwas, von dem alle Mitarbeitenden eigentlich schon vorher zu wenig hatten. „Doch die Mitarbeiter sind mit all ihrem Herzblut dabei“, freut sich Elke Pappas, dass das Projekt schließlich umgesetzt werden konnte.
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Hunde im Velberter Tierheim sind durch den Auslauf ausgelasteter
Die Hunde sind durch den Freilauf ausgelasteter und entspannter, haben mehr Abwechslung, lernen viele Alltagssituationen kennen, verbessern ihre Kompetenzen in der Kommunikation mit Artgenossen. Elke Pappas strahlt: „Man spürt deutlich, wie gut der Kontakt zu Artgenossen den Hunden tut“. Ein wichtiger Punkt, damit die Tiere in der Vermittlung später bessere Chancen haben. „Sie benehmen sich so ja auch ganz anders, als wenn sie nur an der Leine auf andere Hunde treffen.“ Wenn Neulinge kommen, geht das Mitarbeiterteam vorsichtig vor, testet mit einzelnen Hunden, welche Konstellationen gut zusammenpassen.
Adventsmarkt im Velberter Tierheim
Am kommenden Samstag, 16. November, findet zwischen 13 und 17 Uhr wieder der Adventsmarkt im Velberter Tierheim, Langenberger Straße 92-94, statt. Dieses Jahr gibt es wieder die selbst gestalteten Tierkalender zum Preis von 15 Euro. Zudem reichlich anderes Selbstgemachtes und reichlich Tierbedarf. Bei Kaffee und Kuchen und einer heißen Kürbissuppe lädt das Team des Velberter Tierheims ein. Während des Adventsmarktes können die Tierheimbewohner allerdings nicht besucht werden. Der gesamte Erlös kommt den tierischen Bewohnern des Tierheims zu Gute.
Eine Stunde täglich darf seit Start des Projektes nun das Rudel gemeinsam draußen verbringen. Hinzu kommt täglich mindestens noch ein Gassigang von etwa einer Stunde, bei einigen Hunden auch zwei. Das ersetzt zwar keinen Alltag eines Zuhauses. „Aber das Laufenlassen ist schon etwas, dass es nur ganz selten in Tierheimen gibt“, erklärt Pappas. „Weil die Kapazitäten fehlen oder aber auch einfach die Fläche.“ Da gibt es viele Gründe.
Velberter Tierheim gewinnt zweiten Preis im Wettbewerb
Für diese tolle Idee erhält das Velberter Tierheim nun eine Auszeichnung. „Wir haben uns auf eine Ausschreibung des Tierschutzpreises beworben“, erinnert sie sich. Und das herausragende Engagement des Velberter Tierheims stößt auf Anerkennung. Silke Gorißen, Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, hat heute gemeinsam mit der Landestierschutzbeauftragen Dr. Gerlinde von Dehn den Tierschutzpreis Nordrhein-Westfalen 2024 in Düsseldorf verliehen. Insgesamt stellt das Land schon seit mehreren Jahren 30.000 Euro an Preisgeldern bereit und würdigt außerordentlichen Einsatz für den Tierschutz.
Das Velberter Tierheim konnte mit dem Projekt „Zwingertüren auf“ den zweiten Platz ergattern. 8000 Euro erhielt der Tierschutzverein dafür. Geld, dass der Verein gut gebrauchen kann. Denn allein die Tierarztkosten verschlingen im Jahr einen sechsstelligen Betrag, schon diese allein können mit den Zuschüssen der Städte Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath und Haan, für die das Tierheim zuständig ist, nicht aufgefangen werden. Elke Pappas nimmt die Auszeichnung gern entgegen, betont aber auch, dass nicht nur solche Auszeichnungen und die zahlreichen Spenden die Weiterarbeit möglich machen: „Ohne unsere Ehrenamtler wäre das alles gar nicht möglich.“