Velbert. Seit Jahren wartet der Rüde in Velbert vergeblich auf ein Zuhause. Weshalb seine Chancen schlecht sind und was das Warten mit den Tieren macht.
Sich ein Tier anzuschaffen, ist eine Entscheidung, die einen über viele Jahre und manchmal Jahrzehnte begleitet. Neben viel Freude sind es aber auch immer wieder Sorgen, Nöte, Krankheiten und teilweise immense Kosten, die der vierbeinige Freund verursacht.
Gerade alte, kranke oder aber auch Tiere, mit deren Wesen ihre Besitzer überfordert sind, landen im Tierheim. Auf der Suche nach einem Zuhause, das ihnen gerecht wird. Manchmal allerdings, dauert diese Suche Jahre oder aber ist sogar völlig vergeblich. Auch im Velberter Tierheim gibt es Hunde, die schon seit einigen Jahren dort leben.
Seit 2021 suchen zwei Hunde im Tierheim Velbert ein Zuhause
Cora und Rondo sind die beiden Hunde, die am längsten im Tierheim Velbert sitzen. Seit dem Frühling 2021 suchen sie, bislang vergeblich, nach ihrem Frauchen und Herrchen. Dass sie Langzeitbewohner im Tierheim sind, macht ihre Vermittlungschancen nicht größer.
„Die Aufnahme eines Tieres verursacht gerade am Anfang besondere Kosten“, erklärt Tierheimleiterin Barbara Riedel. „Danach sind sie dann einfach da. Natürlich nehmen sie einen Platz weg, den wir keinen anderen Hunden zur Verfügung stellen können“, sagt sie. Doch die Kosten seien das geringste Problem. „Natürlich werden unsere Mitarbeiter für die Tiere irgendwann zur Ersatzfamilie“, sagt sie. Eine emotionale Aufgabe, die das Personal allerdings im Alltag nicht bewerkstelligen kann.
Und das ist nicht alles. „Die Hunde sind hier einem Dauerstress ausgesetzt. Der hohe Lärmpegel ist schon eine Belastung.“ Und dennoch „gewöhnen sie sich hier an den Alltag. Sie führen hier irgendwann ein sehr durchgetaktetes Leben“, ergänzt Mandy Steinitz, die sich besonders um die Hunde des Tierheims kümmert. „Es ist jeden Tag der gleiche Ablauf, die gleichen Routinen zur gleichen Zeit.“
Ein großes Problem für die Vermittlung. „Denn je länger die Hunde in den Routinen sind, desto schlechter kommen sie mit Veränderungen klar.“ Es dauert länger, bis sie sich im neuen Zuhause einleben. „Und für viele ist das schwierig zu verstehen, dass eben das Verwöhnen und die neuen Freiheiten, dem Hund eigentlich etwas Gutes tun zu wollen, viel zu viel für ihn ist.“
Je länger ein Hund im Tierheim ist, desto schwieriger gewöhnt er sich ein
Und auch auf einmal nicht mehr die ganze Zeit allein zu sein, ist für die Hunde eine Situation, an die sie sich erst gewöhnen müssen. „Im Tierheim sind sie vielleicht insgesamt drei bis vier Stunden nicht alleine, im neuen Zuhause ist es genau umgekehrt“, weiß Barbara Riedel. „Ein Hund ist ein Rudeltier, der möchte eigentlich nie alleine sein. Herdenschutzhunde kommen damit besser zurecht als Hütehunde.
Ob Cora und Rondo noch ein Zuhause finden werden? „Rondo hatte noch keinen einzigen Interessenten“, weiß die Tierheimleiterin, „und er ist schon mit seinen zehn Jahren sehr alt. Wenn da nicht noch jemand kommt, der gezielt einem alten Hund einen Platz bieten möchte, sehe ich für ihn keine Vermittlungschance.“ Rondos Geschichte ist langu nd wenig liebevoll. Nachdem er in einem anderen Tierheim endlich neue Besitzer gefunden hatte, wurde er nur kurze Zeit später wieder abgegeben. Das Velberter Tierheim übernahm ihn schließlich im April 2021.
„Wer so ein Tier nimmt, dem muss klar sein, dass es auch eine Einschränkung des eigenen Lebens bedeutet.“ Rondo muss beispielsweise auch in der eigenen Wohnung einen Maulkorb tragen. „Oft hören wir dann, ich würde ja gerne, wenn die Enkelkinder nicht wären“, oder „aber ich möchte auch in den Urlaub fahren.“
Nur mit Maulkorb hat Rondo eine Möglichkeit ein normales Leben zu führen
Dass er zudem ständig einen Maulkorb tragen muss, auch zu Hause, „das empfinden die Menschen meist schlimmer, als er selbst. Es ist wie Brille tragen, daran gewöhnt man sich und es geht einfach nicht ohne.“ Der Maulkorb ist für Rondo „die einzige Möglichkeit ein normales Leben zu führen.“
Für Cora sieht die erfahrene Tierheimleiterin bessere Chancen. Die Staffordshire-Dogo Canario-Mix Hündin kam im Juni 2021 ins Velberter Tierheim, vorher hatte sie einige Jahre in einem Berliner Tierheim verbracht. Sie kam aus einer Sicherstellung mit vielen Hunden.
Ihre Aggressionsprobleme richten sich ausschließlich gegen fremde Menschen. Im Tierheim zeigt sie sich lustig und froh, wenn sie mit anderen zusammen ist. Dennoch warten auch hier auf den Interessenten einige Einschränkungen, denen er sich bewusst sein muss. „Sie ist ein Listenhund, schon allein das bringt viele Auflagen mit sich. Zudem sollte man auch Menschenmassen mit so einem Tier meiden.“
Mandy Steinitz und Barbara Riedel gestehen „in all den Jahren wachsen sie uns natürlich sehr ans Herz. Zumal wir mit ihnen gut zurecht kommen, bei uns machen sie in der Regel keine Schwierigkeiten.“ Und „irgendwann sind es fast wie die eigenen TIere, nur dass wir sie nicht mit nach Hause nehmen.“
Auch für Langzeitbewohner im Tierheim gibt es Chancen
Für jedes Tier wünschen sich die Beiden, dass es ein liebevolles Zuhause findet und nicht als Langzeitinsasse im Tierheim sterben muss. Barbara Riedel erinnert sich an den Fall eines Jack Russels. „Er war wirklich viele Jahre bei uns und hatte dann ein schönes Zuhause gefunden.“ Dort lebte er nur noch kurz, „aber am Ende hatte er es wenigstens schön“.
Welcher Hund im Tierheim aufgenommen wird, entscheiden die Tierheimmitarbeiter stets von Fall zu Fall. „Zuständig ist niemand dafür, wenn jemand ein Tier abgeben möchte, es ist immer good will.“ Und so muss das Team stets abwägen, wen sie aufnimmt und wen nicht. Denn nur wenn sie auch Hunde aufnehmen, die eine realistische Chance haben, vermittelt zu werden, haben sie Platz für neue Tiere.
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