Velbert. Bislang führten alle Vermittlungsversuche des kuscheligen Rüden wieder zurück ins Velberter Tierheim. Das braucht der Hund, um glücklich zu sein.

Das helle, lockige Fell von Hennes lädt zum Kuscheln ein. Die dunklen Knopfaugen scheinen zu bitten: „Nimm mich mit zu Dir nach Haus.“ Denn wie jeder Hund sehnt sich auch der Mischlings-Rüde aus dem Velberter Tierheim nach eine Zuhause für immer.

Doch seine Geschichte ist lang und traurig. Denn nach jedem Happy End folgt auch wieder die gleiche Enttäuschung für ihn: Schon drei Mal wurde Hennes wieder zurück ins Velberter Tierheim gebracht.

Hennes wird als Labradoodle aus dem Ausland vermittelt, jetzt lebt er im Tierheim

Auf den Straßen im Ausland beginnt für Hennes eine lange Reise ohne Endziel. Als Labradoodle wird der plüschig und nett wirkende Hennes von einem Auslandsverein an eine alte Frau vermittelt. Schnell stellt sich heraus, dass unter dem lockigen Fell des goldfarbenen Rüden statt eines familienfreundlichen Labradoodles ein Herdenschutzhund steckt. „Die Frau hatte völlig falsche Erwartungen an ihn“, fasst Mandy Steinitz, stellvertretende Tierheimleiterin, zusammen. „Sie war mit dem groß werdenden Hund schnell überfordert.“

Hennes ist schon drei Mal ins Velberter Tierheim zurück gekommen.
Hennes ist schon drei Mal ins Velberter Tierheim zurück gekommen. © Tierheim Velbert | Tierheim Velbert

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Als Herdenschutzhund ist Hennes territorial, verteidigt sein Zuhause. Der Sohn der alten Frau übernimmt Hennes, schafft es aber nach dem Tod seiner Frau nicht mehr, das Tier zu betreuen. Hennes kommt ins Tierheim. „Schon da hatte es bereits einen Beißvorfall gegeben“, erinnert sich Mandy Steinitz. Am 8. Januar 2022, also vor zweieinhalb Jahren, kommt der 58 cm große und 30 Kilo schwere Rüde ins Tierheim. „Hier verhält er sich super“, betont die Expertin. „Er kommt gut mit den anderen Hunden zurecht, kann mit einer Gruppe den Auslauf genießen.“ Und so mag manch ein Interessent gar nicht glauben, dass der plüschige Hund mit den niedlichen Knopfaugen noch kein Zuhause auf Lebenszeit gefunden hat.

Fünf Mal hat Velberter Tierheimhund Hennes schon sein Zuhause verloren

Schon fünf Mal hat Hennes nun sein Zuhause verloren, drei Mal ging es für ihn wieder zurück ins Tierheim. „Anfangs zeigt sich Hennes super lieb in der neuen Umgebung“, weiß Mandy Steinitz. „er ist ein echter Charmeur, es liebt es zu Kuscheln“, erzählt sie weiter. „Doch sobald er sich wirklich zu Hause fühlt, packt Hennes aus“. Denn für den Herdenschutzhund gibt es nur eine Bezugsperson, gibt es andere Menschen im Haushalt, beißt er sie, und das wortwörtlich genommen, weg. Mit seiner Bezugsperson hingegeben nimmt er eine enge Bindung ein. Ob Grundkommandos, Leinenführigkeit oder auch alleine bleiben. Alles kein Problem, solange Hennes der einzige mit seinem Besitzer daheim ist.

Hennes ist schon drei Mal ins Velberter Tierheim zurück gekommen.
Hennes ist schon drei Mal ins Velberter Tierheim zurück gekommen. © Tierheim Velbert | Tierheim Velbert

Das Muster ist immer wieder das Gleiche. „Er hat aber auch nie gelernt, welches Verhalten wünschenswert ist und welches nicht.“ Für Hennes steht fest, er beißt und erreicht damit genau das, was er will: Die Person flüchtet aus dem Haus. „Dass die Konsequenz für ihn ist, dass er ins Tierheim zurück muss, kann er damit ja gar nicht verbinden“, erklärt die stellvertretende Tierheimleiterin.

Tierheim Velbert gibt Hennes nicht auf

Dennoch gibt das Team Hennes nicht auf: „Jedem Interessenten erklären wir natürlich, wie Hennes ist“. Doch wenn sich dem mittlerweile fünfjährigen Rüden eine Chance auf ein neues Zuhause bietet, schlägt das Team sie nicht aus. „Es sollten auf jeden Fall Menschen mit Hundeerfahrung sein“, betont Mandy Steinitz. „Auch mit Tieren, die ein wenig anspruchsvoller sind“. Doch auch hier ist das Verhalten, das Hennes dann urplötzlich an den Tag legt, oftmals abschreckend.

Das Velberter Tierheim gibt die Hoffnung nicht auf, dass Hennes noch ein Zuhause findet.
Das Velberter Tierheim gibt die Hoffnung nicht auf, dass Hennes noch ein Zuhause findet. © Tierheim Velbert | Tierheim Velbert

„Wer noch nie von einem Hund angegriffen wurde, ist in so einem Moment völlig schockiert.“ Daher sollte Hennes unbedingt in den ersten Wochen in seinem neuen Zuhause einen Maulkorb tragen. Vermitteln möchte ihn die Hundeexpertin am liebsten nur „an eine Person. Denn mit der Bezugsperson hat Hennes nie solche Probleme.“ Kinder und Partner sollten im Haushalt also nicht sein. Auch als Zweithund sieht Mandy Steinitz den Langzeitbewohner des Velberter Tierheims nicht. „Da würde er sicher seine Ressourcen verteidigen“, somit sollten auch keine anderen Tiere im neuen Zuhause vorhanden sein.

Tierheim Velbert sucht für Hennes nach einem Einzelmensch

Ein Einzelmensch, bei dem Hennes ankommen kann, den er lieben kann und der ihm beibringt, wie er sich verhalten soll, das wäre ein Jackpot für den Herdenschutzhund. „Vor allem sollte man auch keine Probleme damit haben, dass er einen Maulkorb trägt,“ betont Mandy Steinitz. „Wenn man ihn dann einschätzen kann, was ihn stresst und wann er den Maulkorb braucht, kann man damit ja situativ umgehen.“ Frauen mag Hennes noch lieber als Männer, aber wenn er einen Menschen ganz für sich allein hat, kommt er mit Beiden gut zurecht. Als gefährlich ist der Rüde nicht eingestuft.

Somit muss der neue Besitzer lediglich einen „normalen“ Hundeführerschein haben. Wer sich vorstellen kann, Hennes ein neues Zuhause zu geben, kann sich mit dem Velberter Tierheim in Verbindung an der Langenberger Straße 92-94 setzen. Telefonisch montags bis freitags von 13 bis 15 Uhr unter der Rufnummer 02051/23328. Besuchszeiten sind dienstags und freitags von 15 bis 17 Uhr und samstags von 14.30 bis 16.30 Uhr.

Auch viele andere Hunde, Katzen und Kleintiere aus dem Velberter Tierheim suchen derzeit ein Zuhause. Die Zwinger sind voll, die Wartelisten für Abgabetiere lang. Wer einen passenden Partner sucht, findet Infos zu allen Tieren auf der Homepage www.tierheimvelbert.de

Bei diesem Anblick mag man gar nicht glauben, dass Hennes immer wieder ins Velberter Tierheim zurückgebracht wird.
Bei diesem Anblick mag man gar nicht glauben, dass Hennes immer wieder ins Velberter Tierheim zurückgebracht wird. © Tierheim Velbert | Tierheim Velbert