Velbert / Heiligenhaus. Zu eng, zu gefährlich: Der Umbau von zwei Radwegen hat aus Expertensicht zwar hohe Priorität, wird aber vorerst nicht kommen. Daran scheitert es.

Zu schmal, zu dicht am motorisierten Verkehr, zu gefährlich an Kreuzungen, zu uneben: Auf vielen Radwegen in Velbert und Heiligenhaus liegt einiges im Argen, was das Radfahren dort unattraktiv macht und am Ende vielleicht dafür sorgt, dass auch für kurze Strecken doch eher das Auto aus der Garage geholt wird.

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Um das zu ändern und die Entscheidung für das Rad attraktiver zu machen, entstehen beispielsweise gerade an der Metall- und an der Talstraße in Velbert neue Radwege. Und auch an anderen Orten setzen die Technischen Betriebe Velbert (TBV) derzeit Maßnahmen im Rahmen des Projektes „Letzte Meile“ um.

Knotenpunkte sollen das Radfahren auch in Velbert erleichtern

Doch an manchen Orten sind der Stadt und den TBV schlicht die Hände gebunden. Für Kreisstraßen ist – wie der Name schon sagt – der Kreis Mettmann zuständig. Das gilt auch für Radwege an ebendiesen Straßen. Nun kann man nicht behaupten, dass der Kreis untätig wäre: Bereits seit 2019 arbeitet die Kreisverwaltung mit externer Unterstützung durch ein Planungsbüro an einem Radverkehrskonzept für den Alltagsradverkehr. Und es gibt auch durchaus erste Erfolge. So wurde ein Knotenpunktsystem eingerichtet, wie es viele Radfahrer aus den Niederlanden kennen und lieben: Dabei handelt es sich um Nummern an den wichtigen Radwegkreuzungen. Mit ihrer Hilfe weiß der Radler exakt, wo genau er sich befindet. Mit einem Wegweiser und Nummer wird er zum nächsten Punkt seiner Strecke geschickt. 

27 Problemstellen in den zehn Städten des Kreises Mettmann

Das drängendste Problem – das wissen auch die Verantwortlichen im Mettmanner Kreishaus – ist der Zustand vieler Radwege. Sind die schlecht, nützen auch Knotenpunkte nicht viel. Und so wurden im Rahmen des Radverkehrskonzeptes auch direkt 27 Problemstellen identifiziert – samt erster Ideen und Kalkulationen, wie sich die Situation jeweils verbessern lassen würde.

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Nun hat sich ein Anfang des Jahres vom Kreis Mettmann neu eingestellter Radverkehrsingenieur intensiver mit den 27 Projekten beschäftigt und Einschätzungen zur Realisierbarkeit gegeben – mit recht ernüchterndem Ergebnis für Velbert und Heiligenhaus.

Kein breiterer Geh- und Radweg an der Abtskücher Straße in Heiligenhaus

So hält der Experte einen Umbau des Radweges an der Abtskücher Straße (K1) in Heiligenhaus für keinen „Quick-Win“ – also kein Projekt, bei dem mit relativ geringem Aufwand und überschaubaren Kosten eine spürbare Verbesserung herbeigeführt werden könnte. Die Probleme dort sind unübersehbar: Der gemeinsame Geh- und Radweg ist zwischen Langenbügeler Straße und Hauptstraße mit gerade einmal zwei Meter Breite deutlich zu schmal, hinzu kommt eine gefährliche Einmündung. Der Daumen des Radverkehrsingenieurs zeigt dennoch nach unten, denn für eine Verbreiterung auf 3,5 Meter müssten nicht nur sechs Grundstücke gekauft, sondern auch 23 teilweise alte Bäume gefällt werden. So würde der Ausbau auf einer rund 1,5 Kilometer langen Strecke mindestens 1,4 Millionen Euro kosten.

Eng, wenig Sicherheitsabstand zur Straße, teils zugewachsen - so präsentiert sich der Weg an der Siebeneicker Straße.
Eng, wenig Sicherheitsabstand zur Straße, teils zugewachsen - so präsentiert sich der Weg an der Siebeneicker Straße. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Eine Million Euro für 200 Meter Radweg an der Siebeneicker Straße in Velbert

Etwas günstiger – bei kalkulierten Kosten von rund eine Million Euro – wäre der Radweg-Ausbau an der Siebeneicker Straße (K11) zwischen Ibacher Mühle und Wuppertaler Stadtgrenze, wo die vorhandene Führungsform mit zwei Metern Breite und wenig Sicherheitsabstand zur Fahrbahn aus Expertensicht für die dort möglichen Geschwindigkeiten nicht ausreichend ist. Allerdings handelt es sich um gerade einmal 200 Meter Radweg. Hier sieht der Experte kein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis: Es müssten fünf Flurstücke erworben werden und ein Baum mit einem Durchmesser von 105 Zentimetern gefällt werden. Somit geht der Experten-Daumen auch für dieses mögliche Projekt nach unten.

Windrather Straße in Velbert soll 2026 verbreitert werden

Eine ganz schnelle Lösung ist auch für die Radfahrer auf der Windrather Straße (K11) nicht in Sicht – wohl aber eine mittelfristige. Einen Radweg gibt es nicht. Das Problem: Die Straße ist dort mit teilweise nur vier Metern recht schmal und an den Rändern in keinem guten baulichen Zustand mehr. Autofahrer überholen Radfahrer dort oft mit (zu) geringem Abstand. Hier plant der Kreis aktuell umfangreiche Baumaßnahmen, die auch die Belange von Radfahrern berücksichtigen sollen. So soll die Straße auf einer Länge von rund 3,5 Kilometern auf 5,50 Meter verbreitert werden. Der Baubeginn ist für 2026 vorgesehen.

Wann die anderen Radweg-Problemstellen in Velbert und Heiligenhaus angepackt werden, ist indes trotz hoher Priorität, die die Planer bescheinigt haben, ungewiss. Der Kreis will sich hier mit den Städten austauschen, „um Lösungen zu finden, wie diese Maßnahmen dennoch umgesetzt werden können“.