Velbert / Wuppertal. Vor Gericht: Vier Jahre lang sollen fünf Männer den Velberter Kokainhandel unter sich aufgeteilt haben – bis zu einer Großrazzia im Herbst 2023.
Laut Innenminister Herbert Reul (CDU) sollen es die „dicken Fische“ im Velberter Kokain-Geschäft sein. Mehr als vier Jahre lang hätten sie als Bande agiert und den Drogenhandel in der Stadt unter sich aufgeteilt. Im Prozess gegen fünf Angeklagte aus Velbert geht es vor dem Landgericht Wuppertal um Drogen für 480.000 Euro. Ein 39 Jahre alter Mann soll der Kopf gewesen sein. Zum Prozessauftakt kündigten die Anwälte der Männer im Alter von 20 bis 39 Jahren Aussagen an.
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Alle Angeklagten wurden im September 2023 bei einer Großdurchsuchung festgenommen. Vier sitzen seither in Untersuchungshaft. Zugegriffen hatte die Polizei an 26 Adressen: Wohn- und Geschäftshäuser in Velbert, Essen, Frankfurt und weiteren Städten. Der Hauptangeklagte (39) soll kurz nach 6 Uhr festgenommen worden sein. Die Beamten fingen ihn an einer Spielhalle in Hennef ab, als er diese am frühen Morgen verließ. Bei einem der größten Einsätze jemals für die Polizei im Kreis Mettmann arbeiteten 400 Beamte mit. Es wurden Drogen sichergestellt, dazu 80.000 Euro, Schlagstöcke, Luftdruckpistolen und andere Waffen.
Laut Anklage wurden seit 2019 Drogen in Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath verkauft
Der Anklage zufolge sollen die Männer ab 2019 Kokain an Endkunden verkauft haben: in Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath. Die meisten einzelnen Geschäfte entfallen auf die jüngsten Angeklagten (20 und 21 Jahre alt). Einer von ihnen war Heranwachsender, seine Taten müssen im Fall einer Verurteilung womöglich nach Jugendstrafrecht bewertet werden.
Staatsanwaltschaft hat Wert der Drogen hochgerechnet
Bei den Verkäufen sollen auf Bestellung Halb-Gramm-Portionen für je 40 Euro geliefert worden sein. Die Zahl entspricht regional üblichen Preisen für die Droge. Zum Kokain sollen die Männer Cannabis verkauft haben. Die Staatsanwaltschaft kalkuliert anhand der Mengen für diese beiden Bereiche mindestens 50.000 Euro Profit. Der Umsatz habe 400.000 Euro betragen.
Darüber hinaus geht es um Vorwürfe des Handels mit Kokain mit benachbarten Gruppen. An solche Kunden seien je 500 Gramm Drogen gegangen. Die Staatsanwaltschaft sieht solche Geschäfte zum Umsatz von 80.000 Euro als nachweisbar an. Der Paketpreis bei solchen Mengen liegt üblicherweise bei 12.000 Euro.
Einer der Angeklagten hat bei der Polizei „ausgepackt“
Bei der Polizei hat einer der Angeklagten bereits während der Ermittlungen ausgesagt. Seine Aussagen nahmen die Behörden zum Anlass für weitere Ermittlungen. Seine Mitangeklagten wollen sich in den kommenden Sitzungsterminen zu den Vorwürfen gegen sie äußern, kündigten Verteidiger an. Wie in Großverfahren üblich, haben die Angeklagten durchweg mehrere Anwälte. Damit kann das Gericht auch bei Erkrankung einzelner Verteidiger weiter verhandeln.
Am 4. Juli beginnt das Verfahren richtig
Clan-Kriminalität
Anhand der Familiennamen werden mögliche Taten eines Teils der Angeklagten in Nordrhein-Westfalen der sogenannten Clan-Kriminalität zugeordnet.
Die Behörden gehen davon aus, dass bei Clans Täter im familiären Zusammenhalt arbeiten und sich gegen Außenstehende abschotten.
Drei der Angeklagten haben keinen solchen Hintergrund, sollen aber trotzdem Teil der Bande gewesen sein.
Der Prozessauftakt umfasste die öffentliche Verlesung der Anklageschrift und Absprachen zum Ablauf. Zum Ende fasste der vorsitzende Richter zusammen: „Es ist in Ordnung, wenn man sich in so einem Verfahren erst einmal beschnuppert.“ Das Beweisprogramm würden die Richterinnen und Richter am kommenden Sitzungstag, 4. Juli, beginnen.
Das Landgericht Wuppertal hat für den Prozess Fortsetzungstermine zunächst bis in den September 2024 vorgesehen.