Velbert/Wuppertal. Über 17 Jahre nach dem Mord hat der Sohn des Opfers im Mordprozess ausgesagt: Er würde seinem Vater den Auftrag für die Tat zugetraut haben.
Ein Hammer fehlte im Haushalt. Das sei ihm erst Jahre nach dem gewaltsamen Tod seiner Mutter aufgefallen. Er habe gleich gedacht: Das könne das Mordwerkzeug gewesen sein. Und: Er würde seinem Vater den Auftrag für die heimtückische Tat zutrauen. Das sagte der Sohn (31) der getöteten Velberterin Claudia Knapp (47) vor dem Landgericht Wuppertal aus. Angeklagt im Mordprozess ist ein 58 Jahre alter Mann, den der Sohn nie zuvor gesehen hat: Er soll als Auftragsmörder die Mutter erschlagen haben. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft und bestreitet die Anklage. Der Vater hatte sich kurz nach dem Mord im hessischen Bensheim erschossen.
Der 14-Jährige fand seine tote Mutter in der Velberter Wohnung
2007 hatte er als 14-Jähriger die Tat entdeckt - als er aus der Schule heim gekommen war. „Ich bin nach Hause gekommen und habe gerufen: ‚Hallo Mama - ich bin wieder da!‘“ In der Küche habe er den leblosen Körper der Mutter gefunden. Sie habe da gelegen, „wie vom Stuhl gefallen“. Ihr Kopf steckte in einem Plastikbeutel. Eine Blutlache umgab den Körper. Der Sohn sagte: Er habe die Mutter an der Schulter angefasst. Dann habe er Hilfe geholt. Und, auf Nachfrage: Nein, am Morgen, als er das Haus verließ, habe es keine Besonderheiten gegeben. Wie immer sei alles gewesen.
Ein halbes Jahr vor der Tat trennte sich das Ehepaar
Der Sohn berichtete den Richterinnen und Richtern von der Trennung der Eltern. Das war mehr als ein halbes Jahr vor dem gewaltsamen Tod: „Mir war klar, dass mein Vater alles verloren hatte.“ Nach 16 Jahren hätte ihn die sechs Jahre jüngere Frau, die er geliebt habe, aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Sie hätte ihm den Sohn genommen. Durch den Wechsel hätte sich der Geschäftsmann mit schlechteren Wohnumständen abfinden müssen. Schließlich sei der Umzug nach Hessen gekommen.
Kontakte zu vielen Personen
Den Auslöser für die Trennung wisse er nicht, berichtete der Sohn. Die Mutter habe ihm niemanden vorgestellt, der neuer Partner sein sollte. Dem vorsitzenden Richter zufolge ergibt sich aus den Akten: Die Frau könne verschiedene Bekanntschaften zeitweise intensiviert haben. Durch die Arbeit als Stewardess habe sie Kontakt zu vielen Personen gehabt.
Angehörige beschreiben den Ehemann als despotisch
Zu den Familienverhältnissen sagten mehrere Angehörige der Ermordeten aus. Sie nannten den verstorbenen Ex-Mann „despotisch“ und „willensstark“. Der Sohn sagte: „streng“. Für ihn sei es eine klare Sache gewesen: Er habe bei der Mutter bleiben wollen. Nach dem Tod beider Eltern innerhalb kurzer Zeit lebte der damalige Schüler zunächst bei Verwandten in Süddeutschland und schließlich bis zur Volljährigkeit in einem Internat.
„Die Folgen der Tat überstanden“
Im Gericht sagte der Sohn: Die Folgen der Tat habe er überstanden. Er führte aus: „Ich habe Familie, einen guten Job. Mir geht es gut.“ Er habe keine psychologische Hilfe gebraucht. Am Prozess beteiligt sich der Mann als sogenannter Nebenkläger neben der Staatsanwaltschaft.
Angeklagter mit Geldproblemen
Laut Polizisten hat der Angeklagte in seinem früheren Verfahren um Raubüberfälle sofort nach der Festnahme reinen Tisch gemacht und alle Vorwürfe bestätigt. Der Mann habe abgegeben: Er habe Geldprobleme. Er habe Verpflichtungen für eine geschiedene Frau und ein getrennt lebendes Kind unbedingt einhalten wollen. Dafür habe er bis zur Festnahme auch ohne Anmeldung gearbeitet.
DNA brachte Polizei auf die Spur des Angeklagten
Bei Ermittlern wurde der offen gebliebene Fall der Mordkommission Friedrichstraße als sogenannter Cold Case geführt. Es gab keine Ermittlungsansätze mehr. Im Sommer 2023 brachte ein DNA-Treffer die Wendung. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie den 58-Jährigen überführen kann. Der ist wegen Raubüberfällen schwer vorbestraft. Er hat bestätigt: Er war Bekannter des Ex-Mannes. Die Verhandlung verfolgt er mit zusammengekniffenen Lippen. Der Mann bestreitet die Tat.
Das Landgericht Fortsetzungstermine bis 17. Juli 2024 vorgesehen.