Velbert. Klassenfahrten für Velberter Schüler werden immer teurer. Was Eltern zahlen müssen, was sie dazu sagen und was beliebte Reiseziele sind.

Können Sie sich noch an Ihre Klassenfahrten erinnern? Für die meisten Velberterinnen und Velberter war das Erlebnis, gemeinsam mit Klassenkameradinnen und Klassenkameraden unterwegs zu sein, unvergesslich. Ob schlaflose Nächte oder erste Ausflüge ohne Eltern, die Reisen mit der Schule in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land sorgen für lebenslange Erzählungen und Anekdoten.

Klassenfahrten in Velbert: So teuer sind sie

Die erste gemeinsame Reise findet häufig schon in der Grundschule statt. Doch selbst kurze Ausflüge werden immer teurer. Die WAZ wollte wissen, wie Velberter Eltern zu den Klassenfahrten stehen.

Mehr zum Thema

Wer lediglich ein Kind hat, der muss „nur“ die Kosten für eine Reise stemmen. Hat man hingegen mehrere Kinder, sind die Kosten für Klassenfahrten schon enorm. So schreibt eine Mutter: „Nächstes Jahr stehen bei zwei Töchtern Reisen an: Berlin und Skifreizeit. 1000 Euro insgesamt, da ist dann noch kein Taschengeld dabei, Skijacke oder Hose ebenso wenig. In der Klasse meines Sohnes haben sich über die Hälfte aller Eltern nicht bereit erklärt für fünf Tage Niederlande mit sämtlichen Eintrittsgeldern und Verpflegung und allem drum und dran knapp 400 zu zahlen, also findet keine Abschlussfahrt statt. Bin gespannt, was wir letztendlich ausgeben werden. Ja, das alles ist extrem teuer“.

Auf die Klassenfahrt verzichten zu müssen, weil einige Eltern nicht bereit sind, den Betrag zu zahlen, gibt es an der Schule dieses Kindes offenbar nicht. Hier trug die Familie die Kosten von zwei Klassenfahrten in der neunten Klasse: „Die erste Fahrt war im September und lag bei 450 Euro. Es ging nach Portugal. Die zweite Klassenfahrt dauerte dann sechs Tage und es ging zum Wandern in den Schwarzwald. Kosten: 350 Euro.“

Kosten für Klassenfahrten sind sehr unterschiedlich

Beide Preise findet die Mutter angemessen und merkt an: „Es werden alle unterstützt, die es sich nicht leisten können.“ Hier muss also niemand zu Hause bleiben. An einer anderen Schule ging es für einen kompletten Jahrgang nach England. Mit Reisebus, Fähre und Übernachtung kostete die fünftägige Reise knapp 380 Euro. Die Mittagsverpflegung mussten die Schüler selbst zahlen, ein Taschengeld von etwa 60 Pfund wurde dafür empfohlen.

Günstige Jugendherberge oder teures Hostel? Die Preise für Klassenfahrten von Velberter Schülern sind höchst unterschiedlich.
Günstige Jugendherberge oder teures Hostel? Die Preise für Klassenfahrten von Velberter Schülern sind höchst unterschiedlich. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ganz andere Bedenken hat eine Velberterin, für deren Kind es zur Skifreizeit in der siebten Klasse ging. „Vermutlich sind die Kosten von 500 Euro für eine Woche Skiurlaub noch günstig. Ich finde es aber nicht zeitgemäß, so weit zu reisen. Umwelttechnisch. Zudem müssen die Kinder 16 Stunden im Bus sitzen für eine fünftägige Reise.“ Sie hat da andere Ideen: „Es könnte doch auch eine Reise ins Sauerland mit Option auf Skihalle sein.“

Sie weiß: „Sicher sind die Kosten gerade in der jetzigen Zeit für viele Eltern eine Herausforderung. Vor allem für Alleinerziehende.“ Und sie merkt weiter an: „Was ist denn, wenn ein Kind dann auf Klassenfahrt krank wird oder einen Unfall hat? Wer kann sich spontan mal eben freinehmen und nach Italien und wieder zurückfahren? Das ist unzumutbar.“

Recht teuer findet eine Mama eine Klassenfahrt mit zwei Übernachtungen „... in die Nachbarstadt mit Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln für 170 Euro. Steht in meinen Augen in keinem Verhältnis zu Jugendherberge und effektiv nur einem vollen Tag Aufenthalt. Aber da es die einzige Fahrt der Grundschulzeit war und wegen Corona im Kindergarten schon nichts stattgefunden hat, ist es besser als nichts“.

Eine andere Mutter befindet: „10. Klasse Klassenfahrt, fünf Tage, 350 Euro nach Frankfurt am Main. Im Preis-Leistungs-Verhältnis zur anstehenden Ferienfreizeit verliert die Klassenfahrt leider um Längen.“

Jeder soll an Klassenfahrt teilnehmen können

Wer die Klassenfahrt nicht aus eigener Tasche bezahlen kann, muss sein Kind übrigens nicht zu Hause lassen: „Ziel ist, dass jedes Kind an einer Klassenfahrt teilnehmen kann“, erklärt der Pressesprecher der Stadt Velbert, Hans-Joachim Blißenbach – und erklärt: „Soweit für die Familie eines Schülers Leistungen gezahlt werden (z.B. Wohngeld, Kinderzuschlag, Leistungen SGB XII, Leistungen vom Jobcenter, Asylbewerber etc.) kann ein Antrag auf Kostenübernahme über Bildung und Teilhabe über das Serviceportal der Stadt Velbert (Unterpunkt Bildung und Teilhabe) gestellt werden.“ In diesem Fall werden die Kosten „in vollem Umfang übernommen.“

Doch auch „für Familien, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, sich aber eine Klassenfahrt trotzdem nicht oder nicht vollumfänglich leisten können haben die Schulen Einzelfallregelungen vorgesehen, die individuell unterstützen können“, so der Pressesprecher.