Velbert. Zahlreiche Klassen, Vereine und Organisationen kennen sie. Doch Frank Schilla will nun, dass auch die Velberter sein Jugendgästehaus wahrnehmen.
Der Turm ist eine imposante Erscheinung. In der Velberter Unterstadt überragt er alles. Jeder, der aus der Essener Richtung in die Stadt kommt, hat ihn schon einmal gesehen. Der etwas eigenwillige Bau gehört zur Jugendherberge am Buschberg. Neu ist die sicher nicht, wurde das erste Gebäude schon 1947 errichtet, aber es hat sich in den vergangenen Monaten viel getan.
Jugendherberge in Velbert möchte auf sich aufmerksam machen.
Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht, in dem Jugendgästehaus weht ein frischer Wind. Verantwortlich dafür ist Frank Schilla, der vor etwa einem Jahr die Geschäftsführung der Jugendfreunde Velbert übernommen hat.
Viele Bilder: Jugendherberge Velbert mit verstaubtem Charme
Dass er einmal der Chef einer Jugendherberge sein würde, hätte er wohl selbst nie gedacht. Aber durch viele Jahre Jugendarbeit und die Tätigkeit als Geschäftsführer in der Industrie, war er die perfekte Besetzung und auf die neue Herausforderung freut sich der Geschäftsführer. Seit seinem Einstieg hat er sich schon einen guten Überblick verschafft, auf welche Aufgabe er sich da eingelassen hat. „Ja, ein Marketingexperte nannte das Haus mal traditionell“, gesteht er und ergänzt: „Nennen wir es beim Namen, es ist altbacken.“
Frank Schilla weiß: „Es gibt seit Jahren einen Renovierungsstau“. Das packen er und sein Team jetzt an. „Wenn man die Zimmer mit dem 45 Jahre alten Teppichboden betritt, dann sieht man noch das HB-Männchen, obwohl man hier ja auch schon ewig nicht mehr rauchen darf“, scherzt er und meint: „Aber das kommt alles raus, in einigen Etagen des Turms liegt auch schon neuer Boden.“
Auch die Farbgestaltung ist nicht mehr unbedingt zeitgemäß. „Aber bei den modernen Jugendgästehäusern können wir gar nicht mithalten.“ Und so ganz will der Geschäftsführer das auch nicht. „Denn ein bisschen möchten wir uns diesen Charme auch bewahren.“ Denn die Jugendherberge ist mit der Zeit gewachsen. Der Turm ist der „Neubau“, der 1957 fertiggestellt wurde. Also auch nicht mehr ganz so neu.
Dennoch lohnt sich ein Aufenthalt im Velberter Gästehaus. Eine Übernachtung gibt es immerhin ab 27 Euro pro Nacht. Dank der fünf Speiseräume können Schulen bei ihrer Klassenfahrt unter sich bleiben. Mit vier Seminarräumen plus einem Mehrzweckraum wird das Gästehaus auch gerne von Vereinen oder aber auch mal Theatergruppen gebucht. „Neulich hatte hier eine Gruppe überall im Haus geprobt, da war der Teufel los“, sagt Frank Schilla lachend und zeigt, weshalb die Gäste hier gerne herkommen. „Wir versuchen immer alles möglich zu machen“, findet er. „Unser Service und Flexibilität, das ist unsere absolute Stärke!“
Zimmer der Jugenherberge Velbert sind in die Jahre gekommen
Da sieht der ein oder andere gerne auch mal darüber hinweg, dass man der Jugendherberge eben ansieht, dass in den Zimmern schon seit einigen Jahrzehnten Schüler Geheimnisse bis tief in der Nacht in den Zimmern ausgetauscht haben oder leise lachend heimlich weit nach der Nachtruhe über die Flure geschlichen sind.
Nach den Böden, die derzeit im Turm ausgetauscht werden, sind einige Aufhübschungsmaßnahmen dran. „Mit ein bisschen frischer Farbe an den Wänden sieht vieles schon anders aus“, findet Frank Schilla. Auch für die Bäder, die mit Stolz Fliesenkulturen aus längst vergangener Zeit tragen, gibt es frische Farbe. Neue Matratzen sollen her: „Man braucht eigentlich nur guten Schlaf und eine gute Mahlzeit für einen guten Tag“, wirbt Frank Schilla. Denn gute Mahlzeiten, die gibt es in seiner Küche definitiv: „Wir legen Wert darauf, regionale und saisonale Produkte zu verarbeiten.“
Behindertengerechte Kegelbahn bei der Velberter Jugendherberge
Ebenfalls aus einem anderen Jahrzehnt, aber dafür sogar behindertengerecht ist die Kegelbahn. „Münzeinwurf 1 Mark“ prangt noch ein Schild am Automaten neben der Kegelbahn. „Ja, das war damals so“. Auch die Kellerbar wirkt wie ein Relikt aus anderer Zeit. „Hat doch irgendwie auch was, oder?“, fragt Frank Schilla. Die schmiedeeisernen Einfassungen, das Mobiliar aus dunklem Holz, hier könnten Feiern voller Nostalgie stattfinden. Die Ideen sind da, zahlreiche in seinem Kopf, „aber wenn sich von zehn hinterher eine realisieren lässt, bin ich schon froh.“
Und dann zeigt Frank Schilla, weshalb seine Jugendherberge noch etwas ganz Besonderes ist: „Für die Aussicht im fünften Stock müsste man eigentlich einen Aufschlag nehmen“, scherzt er. In weiter Ferne sieht man die Arena auf Schalke, näher dran das Klinikum samt Neubau, die Marienkirche, das BKS-Haus, die Saubrücke und den Panoramaradweg. Ein Überblick über die gesamte Schloss- und Schlüsselstadt.
Auch die 3000 Quadratmeter Außengelände mit Grillhütte und angrenzendem Spielplatz machen die Jugendherberge Velbert zu einem attraktiven Ort für Reisegruppen.
Verkauf von Bergneustadt und Sommerfest
Auch das Jugendgästehaus in Bergneustadt gehört bislang den Jugendfreunden Velbert. Doch die Jugendherberge, zu der viele Velberter Klassenfahrten führten, wird nun verkauft.
Am 24. August gibt es ein Sommerfest mit Tag der Offenen Tür in der Jugendherberge am Buschberg 17. Neben zahlreichen Aktionen für Kids, werden den Gästen die Türen im gesamten Haus geöffnet. Auch für Speis und Trank ist gesorgt. Das Fest findet von 12 bis 18 Uhr statt. Bei Regen wird die Veranstaltung nach drinnen verlagert.
Dass Frank Schilla und sein Team beim Jugendgästehaus am Buschberg übrigens so schalten und walten können, wie sie wollen, liegt daran, dass die Velberter Jugendherberge als einzige der Stätten nur ein Anschlusshaus des Deutschen Jugendherbergsverbandes ist. „Wir sind also in der Liste aufgeführt, tragen und finanzieren uns aber selbst.“ So kann Frank Schilla sein Projekt angehen, „mit der Zielsetzung, das Haus in die Zukunft zu führen.“ Und er hofft er, als Teil des Neanderlands, mit zahlreichen Kooperationen seiner Jugendherberge das Image zurückzugeben, was sie verdient: „Wir müssen in den Köpfen sein“.