Velbert. Kochen ist doch kinderleicht – diese gesunden und einfachen Tipps haben die Nachwuchsköche bei der Tafel Niederberg in Velbert für Familien.

Womöglich gibt es in der einen oder anderen Velberter Familie demnächst ein klein bisschen Stress. Oder aber mittelgroße Verwirrung. Wenn nämlich Kinder urplötzlich auf Vollkornnudeln bestehen. Oder sie Mama – wahlweise auch Papa – darauf hinweisen, dass man das Grünzeugs von Radieschen und Möhren nicht wegschneiden und -schmeißen muss, sondern noch richtig lecker verwerten kann. Nämlich für ein Pesto bzw. in die Suppe. Gelernt haben die kleinen Schlaumeier das und noch so manches mehr beim Sommerferien-Projekt der „Tafel Niederberg“. Schnell noch eine gute Nachricht vorweg: Die erste Runde überstanden alle Mädchen und Jungen trotz intensiver Küchenarbeit mit dem Messer ohne Blessuren.

Projekt am Tafel-Standort Velbert-Mitte

Es darf gerollt werden.
Es darf gerollt werden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Deshalb konnte Tafel-Helfer Dieter – „So Kinder, wer braucht ein Pflaster oder ist alles gut gegangen?“ – auch (fast) unverrichteter Dinge gleich wieder abziehen. Tja, denn der Einzige, der sich geschnitten hatte und tatsächlich ein Pflaster brauchte, war nämlich Carsten Gartzke vom Tafel-Büro. Dabei hatte der hauptamtliche Mitarbeiter lediglich die Pittermesser zusammengesucht. Und zuvor durch Einkäufe ergänzt, woran es bei den Lebensmittelspenden fürs Auftakt-Essen gemangelt hatte. Es gab Wraps mit knackig-gesunder Füllung.

Aufs rechte Maß kommt’s an

Drei Tage kommen 13 Sieben- bis Neunjährige am zentralen Tafel-Standort Mettmanner Straße zusammen. Fast alle gehen in die Gerhart-Hauptmann-Grundschule. Sie haben zuerst mit Ehrenamtlern vom Tafel-Team zum Warmwerden Spiele gemacht und dann zum Einstieg die Ernährungspyramide kennen gelernt. „Es ist nichts verboten, es kommt aber aufs Maß an“, erklärt Bianca Holle und spricht vom „Ampel-Prinzip“. Zudem nennt die Ökotrophologin, die hier bei der Aktion der „Tafel Niederberg“ als Honorarkraft für die Tafel-Akademie Deutschland im Einsatz ist, das „Hand-Prinzip“. Das bedeutet der Ernährungsberaterin zufolge zum Beispiel: „Große Hand, großes Brötchen.“ Und ist so logisch wie einfach und einprägsam.

Den Zucker-Anteil senken

„Es ist nichts verboten, es kommt aber aufs Maß an“, sagt die Expertin Bianca Holle. Im Hintergrund ist die Ernährungspyramide zu sehen.
„Es ist nichts verboten, es kommt aber aufs Maß an“, sagt die Expertin Bianca Holle. Im Hintergrund ist die Ernährungspyramide zu sehen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Für die Getränke sind Leon, Elyas und Sophie zuständig. „Mit Peha und langem I, endlich schreibt mal einer meinen Namen richtig“, jubelt der Blondschopf. Die Drei füllen große Karaffen mit Schorle. Jeweils drei Glas Wasser und ein Glas Apfelsaft. Schließlich haben sie ja gerade eben erst gelernt, wie viel Zucker in welchem Getränk steckt und dass das mitunter unglaublich viel ist. Durchs Verdünnen sinkt eben der Zucker-Anteil. „Lust auf Kochen“, hätten sie, versichern Elyas und Leon kräftig nickend und berichten auf Nachfrage von ihren praktischen Erfahrungen. Als da wären „Nudeln“ und „Pizza“. Ihr Lieblingsessen? „Nudeln.“ Womit? „Mit Tomatensauce.“ Und Leon? „Nudeln mit Tomatensauce.“ Sophie, auch Nudeln? „Nee, Spaghetti.“

Vorsichtig mit dem Zeigefinger

Weitere Kinder-Projekte werden hier am Tafel-Standort Mettmanner Straße noch folgen.
Weitere Kinder-Projekte werden hier am Tafel-Standort Mettmanner Straße noch folgen. © FFS | Katrin Böcker / FUNKE Foto Services

Die Sache mit der Schorle ist schnell gegessen. Also rüber zu den anderen Tischen, vielleicht den anderen noch ein bisschen helfen. Die schnippeln bereits voller Hingabe – „Nicht so groß lassen, schön klein!“ – Möhren, Radieschen, Lauchzwiebeln, Petersilie, Schnittlauch und Zwiebeln. „Nicht den Zeigefinger auf den Messerrücken“, mahnt Bianca Holle. (Nicht nur) sie weiß nämlich, wenn die Kinder quatschen und abgelenkt sind, drehen sie oft ihr Messer unbewusst – und drücken dann anschließend auf die scharfe Schneide . . . Wird das Pittermesser nicht benutzt, gehört es ordentlich abgelegt.

Brotgesichter und Nudelsalat

Die Sache geht voran, Tische decken. „Ich hab zehn Teller von 13 Stück“, ruft Titus ebenso schwer stolz wie schwer bepackt. Ehrenamtler Dieter kommt mit vorbereiteten Teigtaschen aus der Küche und verkündet: „So, die ersten können gerollt werden.“ Minuten später sitzt die ganze Bande schmausend vor ihren Tellern, teils hübsch mit Sauce bekleckert. Sieht ganz so aus, als würde selbst gemachtes und gesundes Essen tatsächlich gut schmecken. Nächsten Tag geht’s weiter, dann sind Brotgesichter angesagt. Und zum Abschluss bunter Nudelsalat. Vollkorn, was sonst?

>>> Fortsetzung folgt in den Herbstferien und im nächsten Jahr

Die Seminar-Reihe wird durch das so genannte „IN FORM“-Projekt (Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung) „Tafel is(s)t gesund und nachhaltig“ der Tafel-Akademie finanziert. Es unterstützt die Ernährungsbildungsprojekte der Tafeln vor Ort. Außerdem fördert das Projekt den Aus- und Aufbau von Mittags- und Abendtischangeboten.

Die Tafel Niederberg plant drei weitere Termine für Velberter, Wülfrather und Heiligenhauser Kinder in den nächsten Herbstferien und wird das Projekt wohl auch nächstes Jahr am Standort Mettmanner Straße fortsetzen. Kontakt für Interessenten unter 02051 4170042 oder E-Mail antafel.niederberg@bergische-diakonie.de.