Velbert. Die Tafel Niederberg muss zunehmend mehr Kunden mit immer weniger Lebensmitteln versorgen. Eine gebürtige Velberterin startet eine Hilfsa(u)ktion.

Bei der Tafel Niederberg, die allein hier in Velbert jede Woche vier Ausgabe-Tage durchzieht und im Bergischen Land weit mehr als 1000 Haushalte mit frischen und haltbaren Lebensmitteln versorgt, kommen zwei Dinge zusammen, wie es schlechter und konträrer nicht sein könnte: Es gibt immer weniger Lebensmittel(-Spenden), hingegen wächst die Zahl der Kunden bzw. Tafel-Gäste stetig. Und das beides nicht erst seit gestern.

Doch zuweilen gibt es plötzlich unverhoffte, völlig überraschende Unterstützung. So wie jetzt in Form des Online-Flohmarktes von Monika Pink-Wallschlag und der von ihr initiierten „SAG, Spenden-Auktionsgruppe zugunsten der Tafel“ (einfach bei Facebook in die Suchmaske „SAG“ und „Tafel“ eingeben).

Ehemalige Velberterin rief Facebook-Gruppe ins Leben

Tafeltag am Standort Mettmanner Straße: Vor ihrem stundenlangen Einsatz setzen sich die Ehrenamtler zum gemeinsamen Frühstück und Töttern zusammen.
Tafeltag am Standort Mettmanner Straße: Vor ihrem stundenlangen Einsatz setzen sich die Ehrenamtler zum gemeinsamen Frühstück und Töttern zusammen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das Projekt auf Facebook ist gerade angelaufen – und hat auf Anhieb mit bislang 140 Mitgliedern im ersten Monat immerhin schon 575 Euro „eingespielt“. Jeder Verkäufer kann festlegen, ob er von dem jeweiligen Erlös 50 oder volle 100 Prozent der Tafel zukommen lässt. Träger der Tafel ist die Bergische Diakonie; sie unterhält in Heiligenhaus, Wülfrath und Velbert fünf Ausgabestellen für bedürftige Menschen. Eine Schlüsselrolle haben dabei die 174 Ehrenamtler. „A und O ist“, sagt Pink-Wallschlag – sie ist gebürtige Velberterin und lebt heute in Wülfrath – zu der Facebook-Gruppe, „wirklich eine Menge Menschen dafür zu begeistern“.

Dauerspender schaffen Halt und Sicherheit

„Als sie mit der Idee um die Ecke kam, war ich echt völlig baff und total überrascht“, erinnert sich Tanja Högström, „es ist unglaublich, welche Einfälle die Leute so haben.“ Die Rechnung der Tafel-Koordinatorin, sieht arithmetisch eigentlich ganz einfach aus: „Wenn ich 1000 Dauerspender mit jeweils zehn Euro im Monat habe, dann sind unsere Fixkosten gedeckt.“ Und die Tafel habe sogar noch ein bisschen Reserve für Reparaturen, Anschaffungen und außergewöhnliche Aufgaben bzw. Ausgaben. „Kleine Dauerspender geben Halt und Sicherheit.“

Voran ging ein Hilferuf

Monika Pink-Wallschlag ist auch im Tierschutz aktiv. Sie reagierte und handelte prompt, als der Hilferuf eintraf.
Monika Pink-Wallschlag ist auch im Tierschutz aktiv. Sie reagierte und handelte prompt, als der Hilferuf eintraf. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das SAG-Projekt hat übrigens eine Vorgeschichte. Das ist die vor fünf Jahren ebenfalls von Pink-Wallschlag – „Ich war als Erzieherin schon immer im sozialen Bereich aktiv“ – gegründete Facebook-Gruppe „Hand in Hand Wülfrath und Umgebung“ mit derzeit fast 500 Mitgliedern. Bei „Hand in Hand“ geht’s nicht ums Geld, sondern vielmehr um praktische Hilfe, Tipps geben und Erfahrungen teilen. Vor einem Vierteljahr kam dann der „Hilferuf eines Tafel-Ehrenamtlers“. Fabian meldete, dass das Lager für haltbare Lebensmittel leer war. Das gab den Anstoß.

Zusätzlich Extra-Aktionen geplant

Auf dem Online-Flohmarkt gibt’s z. B. Kleidung, Spielzeug, Bücher, Reiseführer, selbst hergestellten Honig oder auch – besonders beliebt – eigene Marmelade und selbst gebackene Kekse. Momentan seien es 62 Artikel, berichtet Monika Pink-Wallschlag. Sie sei auch im Tierschutz aktiv, erzählt sie beim Treffen. In diesem Bereich gäbe es schon Gruppen mit durchschnittlich 1000 Mitgliedern, die monatlich um die 1000 Euro zusammenbrächten. Zugunsten der Tafel plant die 60-jährige Aktive auch noch Aktionen: eine Straßenmusik-Veranstaltung, haltbare Lebensmittel einsammeln und Verlosungen. Den Auftakt markierte im Mai eine Oldtimer-Spazierfahrt mit einem Dutzend Fahrzeugen von Langenberg aus.

Morgens abgeholt, Stunden später schon weg

Schon seit Jahresanfang ein gewohnter Anblick: Wo sonst Lebensmittel lagern, sind die Regale der Tafel Niederberg weitgehend und erschreckend leer. 
Schon seit Jahresanfang ein gewohnter Anblick: Wo sonst Lebensmittel lagern, sind die Regale der Tafel Niederberg weitgehend und erschreckend leer.  © Philipp Nieländer | Philipp Nieländer

Die Lager der Tafel sind schon seit Jahresanfang „anhaltend leer“: keine Reserve, kein Puffer. „Was wir morgens abholen, ist nach der Ausgabe weg“, schildert Tanja Högström das Dilemma. Ursächlich für die Verknappung seien mehrere Faktoren. Die großen Ketten optimierten ihre Warenströme und/oder managten ihren Abverkauf über Rabatt-Aktionen. Außerdem holten immer mehr private Gruppen vor Geschäftsschluss Lebensmittel ab.

Fahrer machen ordentlich Kilometer

Mittlerweile führen die drei Transporter und der Caddy der Niederberger Einrichtung häufiger zu den Verteilzentren des Tafel-Verbundes Rheinisch-Bergischer Kreis nach Dormagen, Köln und Neuss. Was man dort mitunter abholen könne, so die Koordinatorin, sorge für eine gewisse Unterstützung. Leider kämen dadurch pro Woche aber auch locker 600 Kilometer auf dem Zähler zusammen. „Wer mit einem Tank-Gutschein helfen möchte, einfach hier an der Mettmanner Straße im Tafel-Büro abgeben. Wir freuen uns.“

Zum Abschluss noch ein Termin-Hinweis: Die Tafel-Leute veranstalten an diesem Sonntag, 4. Juni, von 11 bis 16 Uhr am Standort Mettmanner Straße 53 ihren nunmehr achten Trödelmarkt. Es sind nur private Anbieter zugelassen.

Kontakte: Die Spenden-Auktionsgruppe ist auf Facebook zu finden („SAG Tafel“); die E-Mail-Adresse von Monika Pink-Wallschlag lautet monicabastian@t-online.de. Tanja Högström ist telefonisch unter 0171 5618886 erreichbar (E-Mail an tanja.hoegstroem@bergische-diakonie.de).

>>> Gemüse raspeln und Spiele spielen

Die Tafel Niederberg beteiligt sich unter dem Motto „Tafel is(s)t gesund“ an der bundesweiten Aktion „Werde ein Tafel-SchmExperte“. Es geht darum, leckere und gesunde Lebensmittel kennenzulernen, eigene Snacks zuzubereiten und auch Rätsel zu lösen. Also z. B. Gemüse raspeln und Obst schnippeln, aber auch Knobeleien und Spiele machen. Angesprochen sind Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 14 Jahren.

Es gibt in Velbert sechs Termine. Los geht’s am 18. Juli um 15 Uhr am Tafel-Standort Mettmanner Straße. Die weiteren Termine sind am 20., 21., 25., 27. und 28. 7. Anmeldungen per Telefon unter 02051 4170042 oder E-Mail an tafel.niederberg@bergische-diakonie.de.