Langenberg. Peter Dettling erinnert sich an die Zeit zurück, als das Bürgerhaus Langenberg als Lazarett diente - und an die Übergabe der Stadt.
Das Bürgerhaus in Langenberg ist, so nennen es zumindest die Velberter Kulturloewen, das "Herzstück" des Stadtbezirks - über die Stadtgrenzen hinaus bekannt als Veranstaltungsort für Konzerte, Theater und mehr. In Corona-Zeiten findet hier auch Politik statt - und zwar nicht nur Langenberger. Der neu gewählte Velberter Stadtrat tagte hier nach den Kommunalwahlen 2020. Und natürlich bietet das Bürgerhaus auch Raum für Sportvereine.
Es gab aber auch eine Zeit, in der es in den Sälen, Hallen und Gängen anders zuging: Im Februar 1945, in den letzten Zügen des Zweiten Weltkrieges, wurde Langenberg zur Lazarettstadt. Die verwundeten Soldaten kamen in fünf Gebäuden unter, erinnert sich der Langenberger Peter Dettling. "Das waren das Bürgerhaus, das neue evangelische Gemeindehaus an der Hauptstraße, das Gymnasium Wiemerstraße, das Haus Wewersbusch - nur für Hirnverletzte - und das Hordthaus am Sender", zählt Dettling auf.
Amerikaner beschießen Langenberg
Zwei Monate später, im April, rückten amerikanische Truppen immer näher heran. Am 15. beschoss Artillerie der US-Armee Langenberg, nachdem zuvor eine Einheit der Hitlerjugend das Feuer auf die anrückenden Truppen eröffnet hatte. "Als der Beschuss aufhörte", erzählt Peter Dettling, "bestellte der Chefarzt des Lazaretts im Bürgerhaus, Dr. Keller, den Ortsgruppenführer der NSDAP zu sich ins Lazarett." Als der eintraf, "hat Keller ihn kurzerhand in ein Zimmer eingeschlossen."
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Anschließend begab sich Dr. Keller zu den Amerikanern, die bereits in Nierenhof standen: "Dort verhandelte er mit den Militärs die Übergabe der Stadt Langenberg", berichtet Peter Dettling. Einen Tag später, am 16. April, marschierten die Amerikaner in Langenberg ein. "Es gab keinen Widerstand mehr", sagt Dettling, "und nachdem das Rathaus besetzt worden und die Verwaltung durch Bürgermeister Penner übergeben worden war, wurde der Ortsgruppenführer auch wieder frei gelassen." Durch den Einsatz des Chefarztes, unterstreicht Peter Dettling, "ist der Stadt Langenberg viel Unheil erspart geblieben."
Eigene Erinnerungen an das Lazarett
Er selbst habe auch noch Erinnerungen an das Lazarett im Bürgerhaus: "Ich bin am 26. September 1945 aus dem Lazarett Eickelborn entlassen worden und bin dann nach Langenberg zurückgekehrt", berichtet Dettling. Die Kellerräume des Bürgerhauses seien damals zum Baden ausgebaut gewesen, "und der Bademeister Herr Schäfer erlaubte uns Verwundeten, das Bad zu nutzen." Das sei möglich gewesen, bis das Lazarett schließlich aufgelöst worden sei.
Im Bürgerhaus melden mussten sich auch die Rückkehrer aus der Kriegsgefangenschaft: "1951 kamen noch einmal ganz viele Soldaten aus Russland zurück", erläutert Peter Dettling. "Die mussten erst ins Bürgerhaus, um sich dort zu erholen." Die Schreibstube sei zu der Zeit im Nebenhaus untergebracht gewesen, "in der Gaststätte." Die OP-Räume hätten sich samt und sonders im Untergeschoss befunden.
Später dann habe der Arbeitskreis "Alt-Langenberg" die unteren Räume des Bürgerhauses genutzt, um dort seine Ausstellungen zu präsentieren. Inzwischen ist das Haus mehrfach saniert und seit der Schließung des Forum Niederberg in Velbert-Mitte zusammen mit der Vorburg Schloss Hardenberg eines von zwei städtischen Veranstaltungshäusern.
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