Langenberg. . Heinz Sippel war 14 Jahre alt, als amerikanische Soldaten in Nierenhof einrückten. Zwei Ereignisse von damals haben sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt. Und dann war da noch der Bunkerbau: In Eigenregie haben die Nierenhofer damals am Eingang zum Wodantal einen Schutzraum gebaut.
Heinz Sippel war 14 Jahre alt, als der Krieg in Nierenhof zu Ende ging. Besonders eingeprägt hat sich dem heute 83-Jährigen der Einmarsch der Amerikaner: „Das Einrücken der amerikanischen Truppen – zum Teil mit Panzern – erfolgte über das Wodantal“, erinnert er sich. Zunächst habe die Familie Gefechtslärm gehört. „Nach dem Hissen der weißen Flagge war das dann für uns Anlass, schnell in den Keller zu verschwinden. Nach einer Detonation in der Nähe konnten wir feststellen, dass das Nachbarhaus getroffen worden war.“ Was danach geschah, daran erinnert sich Heinz Sippel noch ganz genau: „Beim Blick aus dem Kellerfenster habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen dunkelhäutigen Menschen gesehen“, erzählt er. Und weiter: „Das war irgendwie ein komisches Gefühl, etwas mulmig war mir schon“, sagt Sippel heute.
Toter Soldat im Hausflur
„Aber wir haben uns damals aus dem Keller gewagt, denn das Nachbarhaus brannte und wir wollten helfen. Mit vielen Gesten haben wir den Amerikanern deutlich gemacht, was wir vorhatten. Die waren auch sehr aufmerksam und haben uns mit ebenso vielen Gesten erlaubt, den Nachbarn zu helfen.“ Was er dann erlebte, hat sich bis heute fest in sein Gedächtnis eingebrannt: „Ich gehörte zu denen, die zum Haus liefen. Beim Hereinstürmen stolperte ich beinahe über einen dort liegenden deutschen Soldaten, dem ein Bein fehlte und der tot da lag. Für mich ist das bis heute eine nicht zu verdrängende Wahrnehmung von Krieg und Tod.“
Noch während der Löscharbeiten mit einer Feuerwehrspritze – „die damals schon eher nostalgischen Wert als praktischen Nutzen hatte“, erzählt Heinz Sippel – setzte plötzlich Gewehrfeuer ein. „Es wurde von der anderen Seite des Deilbachs und der Eisenbahnstrecke geschossen“, berichtet Sippel. „Es gab und gibt auch Gerüchte, wer der Schütze gewesen sein soll, aber das ist alles nicht belegt.“ Die Löscharbeiten jedenfalls mussten abgebrochen werden, die Helfer sich in Sicherheit bringen. „Das Nachbarhaus brannte daher zum größten Teil ab, glücklicherweise kamen aber nicht noch mehr Menschen zu Schaden.“
Gut erinnern kann sich Heinz Sippel auch noch an den Bunker, den die Nierenhofer am Eingang zum Wodantal in Eigenarbeit in den Berg getrieben haben. „Das muss wohl in der Zeit gewesen sein, als es mit den Luftangriffen losging“, erzählt Heinz Sippel. Sein Vater, Maurer, hat die Natursteinarbeiten rund um den Eingang damals erledigt. „So was muss man können“, sagt Sippel anerkennend. Er sei selbst auch „vom Fach, aber das Talent habe ich nicht vererbt bekommen.“ Geholfen haben damals viele Anwohner, darunter auch Fachleute. So war neben Sippels Vater auch noch mindestens ein gelernter Bergmann beteiligt. „Auch ein Sprengmeister muss dabei gewesen sein“, meint Heinz Sippel, „denn es sind ja Löcher in den Berg gebohrt und gesprengt worden.“ Die Steine für die Mauer rund um den Eingang haben die Nierenhofer damals direkt in der Nähe aus dem Berg gebrochen.
„Der Bunker ist heute noch da, allerdings ist der Eingang zugemauert. Es gibt nur ein kleines Loch, vielleicht für Fledermäuse.“ Und auch die Stahltür über dem Notausgang ist mittlerweile wieder fest verschlossen. „Die stand nämlich mal offen. Das habe ich gemeldet, weil sonst vielleicht Kinder auf dumme Ideen gekommen wären.“