Neviges. Auf dem Marienberg in Velbert müssen 70 bis 100 kranke Bäume gefällt werden. So traurig die Nachricht ist, kahl wird es dort nicht lange bleiben.
Elmar Stertenbrink, Forstwirt aus Erkrath, liebt Bäume, liebt den Wald. Für seine umweltschonende Methode, mit Rückepferden Holz aus Wäldern zu transportieren, wurde er kürzlich mit dem „Deutschen Waldpreis“ ausgezeichnet. Ab Montag, 31. Januar, muss der Naturliebhaber mit seinem Team auf dem Marienberg rund 70 bis 100 Bäume fällen – weil es einfach keine Alternative gebe, so der Experte bei einem Rundgang über das Gelände. Denn die zum Teil 100 Jahre alten Bäume seien alle krank und könnten Spaziergänger gefährden. „Sehen Sie, dort oben, die Baumkrone dieser Esche, die ist tot. Wenn so ein Baum plötzlich umstürzt, ist das enorm gefährlich.“ Bis Ende Februar kreischt auf dem Marienberg die Säge, so lange bleibt die Wallfahrtsstätte, die auch Teil des Neandersteigs ist, gesperrt.
Die Arbeiten in Velbert zahlt das Bistum
„Es sollte in dieser Zeit auch wirklich niemand versuchen, die Absperrungen zu umgehen“, sagt Andrea Rehrmann, Verwaltungsleiterin der Katholischen Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens. Die sechsstellige Summe für die Arbeiten übernimmt das Bistum Köln. Landschaftsarchitekt Henning von Ziegesar ist ebenso eingebunden wie die Untere Landschaftsbehörde Kreis Mettmann. Denn wenn rund 100 Bäume fehlen, betrifft das auch die hier lebenden Fledermäuse und Vögel.
Nistkästen von Kindern und Senioren
Wallfahrtsweg mit 20 Stationen
Der Marienberg ist ein Wallfahrtsweg mit 20 Stationen. Franziskaner Pater Wenzeslaus Straußfeld hat das Gelände auf dem Berg 1913 erworben. Er beauftragte den Gartenbaumeister Natalis Knocke, den Wald zu einer Parkanlage mit Prozessionsweg umzubauen.Die ersten Bäume wurden 1919 gepflanzt, 1922 die Marienkapelle erbaut. Seit 2001 steht der Marienberg unter Denkmalschutz.
Heimatlos werden sie indes nicht, dafür haben die Kleinsten im Ort und auch die Senioren der Gemeinde gesorgt: So haben die Kinder der katholischen Kita St. Antonius in Tönisheide fleißig Nistkästen für Fledermäuse zusammengebaut, im Glocken-Treff schufen die Senioren unter fachkundiger Anleitung des Tischlermeisters Guido Häger formschöne Nistkästen für die noch verbleibenden gesunden Bäume. Tischlermeister Häger werde sich auch das Holz der abgesägten Bäume anschauen und bei Bedarf einen Teil davon verarbeiten, erzählt Andrea Rehrmann. Allerdings nicht das Holz der Ahornbäume: Sie leiden nämlich an der Ahorn-Russrindenkrankheit, so Forstwirt Elmar Stertenbrink, und zeigt auf einen Baum, dessen Rinde sich schon vom Stamm löst. Der Pilz Cryptostroma corticale, der diesen Baum krank macht, kann beim Menschen Atemnot und Husten hervorrufen. Waldarbeiter müssen sich daher beim Fällen dieser Bäume auch besonders schützen.
Junge Bäume haben mehr Platz
„Ahorn und Esche sind hier besonders betroffen. Dazu einige Linden, die Eichen dagegen sind auffallend gesund“, erläutert Elmar Stertenbrink. Während bei den Ahornbäumen lang anhaltende Trockenheit als Auslöser der Krankheit gilt, ist das so genannte Eschentriebssterben – eine spezielle Pilz-Infektion, die vor Jahren erstmals in Osteuropa auftrat – noch wenig erforscht. „Das ist ein bisschen so wie Corona“, sagt Experte Stertenbrink, „da wissen wir noch nicht viel“. Bei allem Bedauern, die Bäume fällen zu müssen, sieht er den Marienberg künftig jedoch nicht als kahlen Hügel. Denn die nächste Generation stehe sozusagen schon in den Startlöchern und könne sich jetzt, bei mehr Licht und Platz, umso besser entfalten: „Wir haben hier zum Glück sehr viel Naturverjüngung“, sagt der Experte und zeigt auf die noch kleinen Bäumchen jenseits der Allee. „Die kommen jetzt schnell.“
Daher werde man auch erst nach ein bis zwei Jahren, so Verwaltungsleiterin Andrea Rehrmann, gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten planen, wie es weitergehe. „Dann können wir genau sehen, wo wir etwas hinsetzen, wo es wirklich Sinn macht.“