Velbert. Bei Aufenthaltsqualität und Erscheinungsbild der Velberter Innenstadt ist noch Luft nach oben. Ein Gestaltungshandbuch gibt hierzu Handreichungen
Es gibt bereits Fortschritte mitten in Velbert-Mitte. Dazu gehören u. a. die umgestalteten Plätze am Offers und am roten Schirm oder auch das neue Schloss- und Beschlägemuseum, aber ebenso einige wirklich geschmack- und stilvoll hergerichtete Immobilien, die in privater Hand sind. Allerdings ist auch noch viel zu tun. Denn es gibt die Instandhaltungsdefizite an Gebäuden, es gibt die Leerstände und die mitunter grellen, unverhältnismäßig groß dimensionierten oder teils einfach unpassend platzierten Werbeanlagen, die der Innenstadt in Summe abträglich sind. Doch jetzt zeigt ein Leitfaden auf, mit welchen kleinen und großen Maßnahmen die Aufenthaltsqualität in der City gesteigert und der Gesamteindruck verbessert werden kann. Die Rede ist von dem knapp 50-seitigen „Gestaltungshandbuch für die Innenstadt“.
Velberter Rat entscheidet abschließend im Juni
Es handelt sich wohl gemerkt um Empfehlungen, wie Heike Möller, die von „grundsätzlichen Regelungen für private Häuser“ spricht, klar stellt. „Wirklich verbindlich wäre eine Satzung“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung. Eine entsprechende Entscheidung ist Sache der Politik. Jetzt geht es erst einmal lediglich um den Beschluss, dass das Gestaltungshandbuch die „Grundlage für die zukünftige Gestaltung der Innenstadt von Velbert-Mitte“ bildet. Am 21. Juni hat dazu der Rat das letzte Wort.
Wichtig, wie Gebäude sich präsentieren
Das Handbuch, mit dessen Erarbeitung in 2021 das Dortmunder Büro „pp a|s Pesch Partner Architekten Stadtplaner GmbH“ beauftragt worden ist, ist schon als Maßnahme in dem „Integrierten Handlungskonzept zur Aktivierung der Innenstadt von Velbert-Mitte 2015 – 2021“ vorgesehen, letztlich jedoch Corona-bedingt später als geplant fertig geworden, so Niklas Bömelburg. „Es ist einfach sehr wichtig für das Gesamt-Erscheinungsbild, wie die Gebäude sich präsentieren“, erklärt der Projektleiter Innenstadt. So sei es z. B. wichtig, dass eine Werbung wirklich gut gemacht sei und sie das Gebäude nicht „überstrahle“, sondern seine Wirkung zur Geltung kommen lasse.
Blick auf die Schönheiten gelenkt
Es gehört zu den Verdiensten der heutigen Museumsleiterin Yvonne Gönster, bei ihren Architektur-Rundgängen den Blick auf die vorhandenen Schönheiten verschiedenster Epochen gelenkt zu haben. Und dabei nicht zuletzt in die Höhe, über das Erdgeschoss hinaus, wo häufig „moderne“ Ladenlokale eigentlich so gar nicht zur baulichen Struktur und Gliederung passen. „Ich finde, dass es in der Innenstadt unwahrscheinlich viele schöne Gebäude gibt, die gar nicht so wahrgenommen werden, weil etwa Werbeanlagen die Blicke auf sich ziehen“, sagt auch Heike Möller.
Bauzeitspezifische Elemente bewahren
Zu den Grundregeln gehört u. a., dass etwa bei Umbauten die ursprüngliche Fassadenstruktur, Fenstergliederung und Dachgestaltung beachtet werden. Weiter sollen Symmetrien und Proportionen der Fassadenelemente erhalten und charakteristische, weil bauzeittypische Elemente wie Sockel oder Ornamente geschätzt und bewahrt werden. Der Fokus reicht bis hin zu Aufstellern und zum Mobiliar von Außengastronomie.
Informieren, beraten und überzeugen
Wenn das Handbuch beschlossene Sache ist, wollen Möller und ihr Team antreten, „um zu informieren, beraten und überzeugen“. Vorgesehen seien erneute und regelmäßige Treffen für Eigentümer und auch Gewerbetreibende, berichtet Bömelburg; das erste werde voraussichtlich im September stattfinden. Aktive, gezielte Ansprachen sollen erfolgen, wenn z. B. ein Wechsel absehbar wird. „Dann gehen wir ran und geben die Unterlagen an die Hand.“
Verbindlich bei einem Förderantrag
Das Handbuch entwickelt allerdings sofort verbindlichen Charakter und muss inhaltlich schon beim Antrag berücksichtigt werden, wenn ein Eigentümer Fördermittel aus dem Fassadenprogramm haben möchte. Seit 2016 hat die Stadtverwaltung wiederholt Mittel im Rahmen der Städtebauförderung beantragt. Insgesamt haben Land und Bund etwa 575.000 Euro bewilligt. Das Geld ist für die Aufwertung der Fassade (zumeist durch einen Anstrich), für Dach-Begrünung, Installation von Fassaden-Beleuchtung und die Gestaltung von Außenanlagen gedacht.
Topf leert sich absehbar
Nach Auskunft der Stadt wurde im Fördergebiet bisher die Aufwertung von etwa 40 Immobilien bezuschusst; rund zehn weitere Projektanträge sind aktuell in der Bearbeitung bzw. derzeit in der Umsetzung. Das Förderprogramm läuft formal noch bis Ende 2025. „Aufgrund der ausgesprochen hohen Nachfrage“, meint Niklas Bömelburg, „könnten die Fördermittel voraussichtlich aber schon zum Jahreswechsel 2022/23 knapp werden.“
Kontakt für Interessenten bei der Stadt Velbert: Katrin Neumann, Stadterneuerung und Umwelt, 02051 26-2604, E-Mail an katrin.neumann@velbert.de.
INFOS FÜR HAUSEIGENTÜMER ÜBER UMBAU, UMNUTZUNG UND INSTANDHALTUNG
Das Innenstadtmanagement Velbert-Mitte lädt jetzt zum zweiten digitalen Forum für Eigentümerinnen und Eigentümer ein, und zwar am Mittwoch, 1. Juni, um 19 Uhr. Angesprochen sind Interessenten mit Hauseigentum aus dem Zentrum von Velbert-Mitte. „Mit diesem Format möchten wir über Umbau-, Instandhaltungs- und Umnutzungsmöglichkeiten informieren“, kündigt Sven Nowoczien an, Innenstadtmanager in Velbert-Mitte.
Als externer Experte ist Dr. Holger Pump-Uhlmann eingeladen. Der Architekt wird unterschiedliche bauliche Maßnahmen, Umnutzungsperspektiven und Fördermöglichkeiten skizzieren, die problembehafteten Immobilien eine Zukunft geben können. „Gebäude zu modernisieren, individuelle bauliche Umbaumaßnahmen und die standortgerechte Umnutzung der Erdgeschosszone in innerstädtischen Randbereichen spielen eine wichtige Rolle bei der Aufwertung und zukünftigen Ausrichtung der Innenstadt“, erklärt Innenstadtmanagerin Silke de Roode. Es stünden unterschiedliche Förderprogramme des Landes NRW sowie der Stadt Velbert zur Verfügung. Anmeldungen zu dem digitalen Forum sind per E-Mail an info@innenstadt-velbert.de möglich. Die Zugangsdaten werden am Veranstaltungstag mittels Mail versandt.