Velbert. Der Immobilienboom setzt Kauf-Interessenten in Velbert unter Druck. Welche Tipps Experten haben und was sie über Zwangsversteigerungen denken.

Der Immobilienboom setzt sich in den deutschen Städten ungebremst fort, auch in Velbert und Umgebung sind Kauf-Interessierte unter Druck.

Viele von ihnen seien bereits ein oder zwei Jahre auf der Suche, ehe sie überhaupt die Chance bekommen, eine Immobilie zu kaufen, berichtet Werner Grüter von Engel & Völkers. Ein Trend, der sich – unter anderem aufgrund günstiger Zinssätze – bereits seit einigen Jahren abzeichne und nun durch die Pandemie erheblich verstärkt worden sei.

Corona-Pandemie verschärft angespannte Lage des Immobilienmarktes

„Wir hatten am Anfang der Pandemie die Befürchtung, dass der Markt zusammenbrechen würde. Aber genau das Gegenteil ist eingetreten“, so Grüter. Dass die Nachfrage nach Kaufobjekten „deutlich“ gewachsen sei und sich die „Marktsituation insgesamt noch mehr verschärft“ habe, hat laut Grüter zwei Hauptursachen:

Zum einen sei es den Menschen während der Pandemie generell wichtiger geworden, wie sie wohnen. Viele Interessenten, die ihren Wunsch nach einer Eigentumswohnung oder einem Haus schon länger vor sich herschieben, seien nun aktiv geworden.

Velbert und Umgebung werden für Kauf-Interessierte immer attraktiver

Zum anderen werde die Region selbst attraktiver. Denn aufgrund des Trends zum Homeoffice sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer flexibler, was die Wahl ihres Wohnortes betrifft. So habe Grüter in den vergangenen Monaten häufig Immobilien an Mitarbeitende großer Firmen aus Düsseldorf und Essen verkauft, die davon ausgehen, in Zukunft weiterhin vor allem von Zuhause aus arbeiten zu können und daher weitere Strecken zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen.

„Das ist eine Spezialität unserer Region, weil wir von zahlreichen Großstädten umgeben sind. Die Leute kaufen lieber in Velbert, Heiligenhaus oder Wülfrath. Zwar ist auch hier das Preisniveau deutlich gestiegen, aber es ist immer noch wesentlich günstiger als im Essener Süden oder in Düsseldorf.“ Außerdem besteche die Umgebung mit günstigeren Lebenshaltungskosten und ihrer „sehr schönen, grünen Lage.“

Zwangsversteigerungen sind kein Geheimtipp mehr

Dass der Markt in Velbert immer angespannter werde, bestätigt auch Tim Kartheuser, Geschäftsführer von Kartheuser Immobilien: „Wir können ganz klar sagen, dass die Leute alternativlos geworden sind, was Investitionen in Wohnimmobilien oder selbst genutzte Immobilien angeht.“

Diplom-Ökonom und Makler Tim Kartheuser: „Man kann nicht sagen, dass Zwangsversteigerungen pauschal ein Schnäppchen sind.“
Diplom-Ökonom und Makler Tim Kartheuser: „Man kann nicht sagen, dass Zwangsversteigerungen pauschal ein Schnäppchen sind.“ © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das Preisniveau für Kaufobjekte habe sich „merklich“ nach oben entwickelt. Während Käuferinnen und Käufer in der Vergangenheit immer mal wieder Glück hatten, bei einer Zwangsversteigerung ein Grundstück oder eine Immobilie günstig zu ergattern, müssen sie auch hier mittlerweile mit erhöhten Preisen rechnen.

Velberter Makler: „Es werden Preise erzielt, die jenseits von Gut und Böse sind.“

Aus Sicht der beiden Experten sind diese längst kein Geheimtipp mehr. „Man kann nicht sagen, dass Zwangsversteigerungen pauschal ein Schnäppchen sind. Momentan kann tatsächlich das Gegenteil der Fall sein“, so Kartheuser.

Grüter warnt ebenfalls vor zu hohen Preisen: „Die Leute suchen so fieberhaft nach Immobilien, dass bei Zwangsversteigerungen teilweise Preise erzielt werden, die jenseits von Gut und Böse sind.“

Zwangsversteigerungen: Termine in Velbert

In Velbert sollen bis Ende Oktober neun Objekte zwangsversteigert werden. Zum Verkauf stehen Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser, eine Erholungsfläche und Garagen. Die angesetzten Preise reichen von 50.000 Euro für eine 45 Quadratmeter große Wohnung bis hin zu 390.000 Euro für ein 1964 erbautes Einfamilienhaus.

Generell raten Experten, sich zunächst über die eigenen finanziellen Möglichkeiten bewusst zu werden und frühzeitig Gespräche mit der Bank zu führen. Außerdem sollten Interessierte sich bei möglichst vielen Maklerunternehmen anmelden, denn, so Grüter: „Viele unserer Objekte findet man nicht im Internet. Wir fragen immer zuerst unseren Kundenstamm.“

Zwangsversteigerungen in Velbert

Die Termine für Zwangsversteigerungen werden auf der Seite der Landesjustizverwaltung auf zvg-portal.de veröffentlicht. Dort finden Interessierte auch Wertgutachten und weitere Informationen über die Objekte in Velbert.Mitbieten kann prinzipiell jede Bürgerin und jeder Bürger, die oder der mindestens 18 Jahre alt und nach dem Gesetz geschäftsfähig ist.

Velberter Makler: „Man hat immer noch gute Chancen.“

Generell müssten Käufer „mit ein wenig Geduld an die Sache gehen“, betont Kartheuser. Beide Makler gehen nicht davon aus, dass Preis und Nachfrage in näherer Zukunft sinken werden. Im Gegenteil: Angesichts steigender Rohstoffpreise könnten die Preise laut Grüter „noch deutlich anziehen.“

Kartheuser zeigt sich dennoch optimistisch: „Wir sind noch nicht so heiß gekocht wie Ratingen oder Düsseldorf. Es gibt zwar kein großes Angebot, aber man hat immer noch gute Chancen.“