Velbert-Mitte. Familie Müller aus Velbert sucht seit Monaten eine bezahlbare Mietwohnung mit mindestens vier Zimmern. Doch der Markt scheint wie leer gefegt.

Katharina Müller ist verzweifelt: In knapp vier Wochen soll Töchterchen Emma auf die Welt kommen, trotz intensiver Suche haben sie und ihr Mann immer noch keine neue Mietwohnung für sich und die bald drei Kinder gefunden. „Seit Monaten schauen wir uns Wohnungen an, telefonieren rum, haben selbst inseriert – nichts“, ärgert sich die 33-jährige hochschwangere Velberterin.

Wohnungssuche zum Verzweifeln

Die derzeitige Wohnung ist hell, modern und gemütlich, alles ist sauber und aufgeräumt, eine hellrosa Babywiege steht für den jüngsten Nachwuchs bereit. Die beiden anderen Kinder, Tochter Kalila, elf, und Sohn Maximilian, sechs, spielen leise in ihrem Zimmer. „Es ist wirklich zum Verzweifeln, manchmal entdeckt man ein Wohnungsangebot und glaubt, dass es das sein könnte und dann kommt man zur Besichtigung und alles ist total heruntergekommen oder die Wohnung liegt an einer Hauptstraße, all das kommt ja nicht für uns infrage“, informiert Katharina Müller, ihr Ehemann nickt. „Wir geben zwar nicht auf, aber weiterhin Hoffnung zu haben, ist nicht einfach.“

Keine besonderen Wünsche

Eigentlich haben die Müllers gar keine besonderen Wünsche: Vier bis fünf Zimmer wären toll, ein kleiner Garten „für die Kinder zum Spielen“ das I-Tüpfelchen oben drauf. Und das Budget ist auch nicht zu knapp: Bis zu 1300 Euro will die junge Familie monatlich bezahlen. „Wir rauchen nicht, wir haben keine Haustiere, wir sind sauber, mein Mann hat ein festes Einkommen“, ergänzt Katharina Müller.

Große Wohnungen kaum zu bekommen

Nina Lehmann, Maklerin in Velbert, kennt die Not der Wohnungssuchenden.
Nina Lehmann, Maklerin in Velbert, kennt die Not der Wohnungssuchenden. © Unbekannt | N.Lehmann

Doch der Wohnungsmarkt scheint leer gefegt – zumindest was Wohnungen mit mehr als drei Zimmern betrifft. „Eine solche Mietimmobilie ist wirklich kaum zu bekommen“, bestätigt die Velberter Maklerin Nina Lehmann, „das gilt genauso für Einfamilienhäuser bis 300.000 Euro, das wäre ja bei dem vorgegebenen Budget grob die Alternative, wenn man auch über einen Kauf nachdenkt.“ Aktuell habe sie allerdings eine Neubaudoppelhaushälfte zur Miete hereinbekommen, „wunderschön, ein Traum“, schwärmt die Maklerin – die Kosten: 1600 Euro plus Nebenkosten. „Ich weiß, dass mir dieses Angebot aus den Händen gerissen wird. Ich hatte letztens eine Vier-Zimmer-Wohnung zum Kauf, da hatten sich innerhalb von weniger als 24 Stunden rund 150 Suchende gemeldet. Es ist wirklich der Wahnsinn derzeit.“

Gut vorbereitete Mappe

Makler Tim Kartheuser äußert sich ähnlich, wenn auch diplomatischer. „Man muss auch ganz klar sagen, dass Vermieter an kleinen Wohnungen mehr verdienen als an Größeren, das bedeutetet, dass Mehr-Zimmer-Wohnungen auch gerne mal zu zwei kleinen Einheiten aufgeteilt werden.“ Die realistischen Chancen auf eine große Mietwohnung seien eher gering, aber nicht aussichtslos. „Man muss die Suche vernünftig angehen“, so der Velberter Makler. Dazu zähle in erster Linie eine gut vorbereitete Mappe. „Enthalten sollte eine Schufaauskunft sein, die man kostenlos anfordern kann, Gehaltsnachweise, einen Nachweis, dass keine Mietschulden bestehen.“ Wer dies alles bereits beim Besichtigungstermin vorlegen kann, kann sich dadurch eine guten Vorteil gegenüber den eventuell unzähligen Mitbewerbern verschaffen. „Wer kaufen möchte, sollte zudem vorab wissen, wie viel er finanzieren kann. Es kommt immer wieder vor, dass Interessenten eine Immobilie entdecken und begeistert sind, aber noch gar nicht wissen, ob sie sich die überhaupt leisten können.“

Suchradius vergrößern

Immobilienmakler Tim Kartheuser rät dazu, nötige Dokumente bei einer Besichtigung unbedingt mitzunehmen und den Suchradius zu erhöhen.
Immobilienmakler Tim Kartheuser rät dazu, nötige Dokumente bei einer Besichtigung unbedingt mitzunehmen und den Suchradius zu erhöhen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Zudem rät der Diplom-Ökonom, sich bei Maklern als suchend registrieren zu lassen, entweder persönlich oder – wie bei Kartheuser Immobilien – direkt online über ein kostenfreies Suchprofil. „Zudem hilft es ungemein, möglichst vielen Menschen von der Suche zu erzählen, denn irgendwer kennt den, der den kennt, der einen Cousin hat, dessen Freund eine Wohnung vermietet“, erklärt der 40-Jährige augenzwinkernd, „außerdem sollte man vielleicht auch mal den Suchradius vergrößern, sofern das möglich ist.“

Neubauvorhaben mit 140 Wohnungen

Und ganz wichtig: Die großen Genossenschaften und Wohnungsbaugesellschaften kontaktieren. So baut etwa „Sahle Wohnen“ derzeit in der Innenstadt (Sternbergstraße) 140 neue – teils auch große – Sozialwohnungen, zudem fünf Reihenhäuser, die ebenfalls im geförderten Wohnungsbau erstellt werden. Auch die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft (Wobau Velbert) verfügt über ein Kontingent an größeren Vierzimmerwohnungen, „diese sind aber leider nur sehr begrenzt verfügbar“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Sie rät den suchenden Familien, sich auf www.velbert.de/Buergerinfo/rathaus/anliegen-a-z-/sozialwohnungen eine Übersicht über die großen lokalen Anbieter zu verschaffen.

Aufgeben keine Option

Familie Müller ist damit vermutlich nicht geholfen, sie sucht vor allem auf dem frei finanzierten Wohnungsmarkt. „Manchmal könnte ich so heulen“, sagt Katharina Müller, aufgeben ist für die junge Familie dennoch keine Option. „Wir werden weitersuchen, solange, bis wir etwas passendes und schönes gefunden haben, das sind wir unseren Kindern schuldig.“