Sprockhövel/Hattingen. Zu viele Bäcker wollten in Sprockhövel ihre Brötchen verkaufen. Die Wodantaler Landbäckerei hatte mit Konkurrenz und der Personalnot zu kämpfen.

Die große Kette kommt, der kleine Handwerksbetrieb gibt auf: Schon seit Sommer 2024 ist die Filiale der Wodantaler Landbäckerei in Niedersprockhövel geschlossen. Auch wenn das Ladenlokal an der Mühlenstraße noch immer so aussieht, als könnten dort jederzeit wieder Brot und Brötchen verkauft werden, wird Geschäftsführerin Celina Meyer den Betrieb nie wieder öffnen.

„Wir sind inzwischen aus dem Mietvertrag heraus“, sagt Celina Meyer auf Nachfrage. Das Ladenlokal, dessen Schaufenster zurzeit mit Folie verhängt ist, sei geräumt. Sie sagt resigniert: „Wir haben das Geschäft in Niedersprockhövel nicht mehr gestemmt bekommen. Wir haben nicht den Umsatz erzielen können, dass es sich gelohnt hätte, noch weiter zu kämpfen.“

Die Landbäckerei steht für die Tradition der kleinen Handwerksbetriebe. „Darauf sind wir auch stolz“, sagt Celina Meyer - und die Backwaren kommen bei den Kunden auch gut an. Doch Personalprobleme haben den Verkauf ausgebremst - und das bei erstarkender Konkurrenz.

Braucht das Dorf so viele Bäcker? Neben Löscher (im Rewe) und der Bäckerei Borggräfe (bei Lidl) gab es noch Heier‘s Mühle und den kleinen Laden von Wodantalers Landbäckerei - als Malzers begann, die ehemalige Filiale von dm an der Hauptstraße in Niedersprockhövel zur Backfiliale mit großem Café umzubauen. Wer wird dem neuen Platzhirsch nicht gewachsen sein?

Malzers hat inzwischen 150 Filialen

Schick, groß und lange geöffnet: Die Filiale von Backstube Malzers an der Hauptstraße in Sprockhövel.
Schick, groß und lange geöffnet: Die Filiale von Backstube Malzers an der Hauptstraße in Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Im April 2023 eröffnete Malzers Backstube in Niedersprockhövel, der Gelsenkirchener Familienbetrieb mit mittlerweile 150 Filialen im ganzen Ruhrgebiet. Es gab Eröffnungsangebote, einen Sitzbereich mit 60 Plätzen, üppige Öffnungszeiten: werktags von 6 bis 18 Uhr, am Wochenende bis in den Nachmittag.

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Verkäuferinnen arbeiten inzwischen in Hattingen

Bei diesen Öffnungszeiten konnte Wodantaler nicht mithalten. Zuletzt vor allem wegen „extremer Personalengpässe“, so Meyer. Wegen des Fachkräftemangels habe keine zusätzliche Kraft für den Verkauf gefunden werden können. „Zuletzt konnten wir mit zwei Kräften nur noch das Wochenende abdecken“, so die Geschäftsführerin. Einen Grund dafür sieht sie auch im Bürgergeld: „Niemand steht nachts um 5 Uhr zum Arbeiten auf, wenn ich das gleiche bekomme, wenn ich daheimbleibe.“

Trotz allem hatte sie die Hoffnung, dass die Sprockhöveler treu wären. Dass sie am Anfang das neue Angebot begutachten, aber irgendwann wiederkommen würden. Aber dem war nicht so. „Wahrscheinlich entscheidet am Ende der Preis und der kürzere Fußweg. Und ich muss zugeben, nach einem Jahr fehlte mir die Kraft, dagegen anzukämpfen“, so Celina Meyer.

Seit 2022 neue Inhaber

Ihre beiden Verkäuferinnen arbeiten inzwischen in der Wodantaler-Filiale an der Nordstraße in Hattingen. Dort kommen tatsächlich noch einige Stammkunden hin, andere fahren sogar bis zur Filiale nach Stiepel.

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Fünf Filialen hat die Bäckerei inzwischen - und sie ist auch nicht länger im Hattinger Wodantal zu finden. Im Sommer 2022 haben Celina Meyer und Henrik Will zusammen die Wodantaler Landbäckerei übernommen. Zuvor hatte diese schon eine bewegte Geschichte: Heiner Sirges stellte ihn 2002 als GmbH auf. 2011 kam die Bäckerei mit Stammsitz In der Liethe finanziell ins Trudeln, ein Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Sirges Lebenspartnerin Carla Arenhövel, bis dato Verkaufsleiterin, übernahm. Nach dem erneuten Verkauf mussten die neuen Firmeninhaber den Stammsitz im Wodantal räumen.

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Mittlerweile ist die Produktion nach Schwelm umgezogen. Von der Filiale in Herzkamp hat sich das Unternehmen schon 2023 getrennt, der Ortsteil verlor so den letzten Nahversorger. Der Name „Wodantaler Landbäckerei“ bleibt übrigens, die Namensrechte liegen bei Celina Meyer.

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